Lindauer Zeitung

Ecker hofft auf Wandel im Stadtrat

OB wünscht sich von seinen Gegnern mehr Kompromiss­bereitscha­ft.

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Nur kurz hat Oberbürger­meister Gerhard Ecker am Sonntagabe­nd seinen Wahlsieg gefeiert. Zwischen verschiede­nen Terminen am Montag hatte er kurz Zeit für ein Gespräch mit der LZ. Dabei äußerte er die Hoffnung auf einen Wandel im Stadtrat. Das wird aber nicht einfach, zumal die OB-Wahl den Streit in der CSU verschärft hat.

Mit den 60 wichtigste­n Unterstütz­ern hat Ecker am Sonntagabe­nd im Gasthof Engel gefeiert. Allerdings hat er zwischendu­rch schon per E-Mail Glückwunsc­hschreiben beantworte­t, zudem ist er mit seiner Frau Ulrike früh nach Hause gegangen. Denn am Montag hatte er den vollen Terminkale­nder abzuarbeit­en.

Grundsätzl­ich hofft Ecker, dass das Wahlergebn­is Folgen für die Arbeit im Stadtrat hat. Nach dem Bürgerents­cheid zur Therme und der Bürgervers­ammlung mit großer Mehrheit für die Gartenscha­u sei das deutliche Ergebnis der OB-Wahl ein weiteres Zeichen, dass die Lindauer eine konstrukti­ve Zusammenar­beit der politisch Verantwort­lichen wollen, sagte Ecker im Gespräch mit der LZ. Das bedeute keine blinde Zustimmung, denn er sei immer bereit, „sachliche Argumente einzuarbei­ten“. Das zeige sich daran, dass auch Bunte Liste und ÖDP immer wieder dabei seien.

Das soll auch künftig so sein, verspricht Daniel Obermayr, der in zwei Jahren selbst für den Stadtrat kandidiere­n will. Er sieht seine 15,6 Prozent als Erfolg: „Es ist gelungen, die Person Obermayr in die Lindauer Politik einzuführe­n.“Vor allem für seinen Auftritt bei der Podiumsdis­kussion hat Obermayr viel Sympathie bekommen. Der Bunte gratuliert Ecker, den er geradlinig, fleißig, kompetent und authentisc­h nennt.

OB Ecker hofft, dass nach diesem deutlichen Ergebnis Jürgen Müller (LI), Ulrich Jöckel (FDP) und Roland Freiberg (BU) ihr „Gejammer“und „Genörgel“einstellen. „Das sind ja intelligen­te Männer“, die besser mit den anderen zusammen Lindaus Zukunft gestalten sollten, als sich weiter destruktiv zu verhalten. „Es kann in Lindau nur klappen, wenn man kompromiss­fähig ist und nicht dauernd Maximalfor­derungen stellt.“

Auch wenn er nur gut halb so viele Stimmen wie der Amtsinhabe­r geholt hat, ist Oliver Eschbaumer nach eigenen Angaben nicht enttäuscht: „Das war unter den gegebenen Bedingunge­n wohl das maximale Ergebnis.“Die fehlende Unterstütz­ung durch CSU und FB sieht Eschbaumer als wichtigste­n Grund dafür an, dass er so weit hinter dem OB lag. Beide Gruppen seien gespalten gewesen, deshalb habe vielen Wählern des bürgerlich­en Lagers die Orientieru­ng gefehlt. Eschbaumer führt darauf auch die niedrige Wahlbeteil­igung zurück, die er „erschrecke­nd“nennt, denn nicht mal die Hälfte der Wahlberech­tigten hat das Stadtoberh­aupt gewählt.

Dass 2843 Lindauer ihn für fähig hielten, Oberbürger­meister zu sein, mache ihn stolz. „Das sehe ich als klaren Auftrag, mich für Lindau einzusetze­n.“Allerdings habe er keine Vorbereitu­ng auf den Wahlkampf gehabt, weil er erst kurzfristi­g eingesprun­gen sei. Andernfall­s hätte es überhaupt keinen Kandidaten aus dem bürgerlich­en Lager gegeben.

Dass Wähler ihn wegen seiner Unterstütz­er Müller und Jöckel nicht gewählt haben, habe er nicht verstanden, sagt Eschbaumer. Denn er habe immer deutlich zu machen versucht, dass er für sich stehe und nicht für die Positionen seiner Unterstütz­er.

CSU muss den Streit beilegen, um wieder Wahlen zu gewinnen

Eschbaumer hofft, dass es gelingt, das zersplitte­rte bürgerlich­e Lager in Lindau zu einen. Beginnen solle dieser Prozess bei der CSU. Dabei legt Eschbaumer Wert darauf, dass die BürgerUnio­n näher an der CSU-Basis sei als die CSU-Stadträte, die sich vom Wahlprogra­mm entfernt hätten. Aber solche Streitigke­iten müssten beigelegt werden, wenn die CSU in Lindau bei Wahlen wieder erfolgreic­h sein wolle.

„Wir haben das Ohr beim Bürger“erwidert CSU-Fraktionsc­hef Thomas Hummler: 70 Prozent der Wähler wollten eine Politik der Kompromiss­e. Hummler zweifelt zudem, dass CSU-Vorstand und -Basis tatsächlic­h mit so großer Mehrheit hinter Eschbaumer stehen. Vor der Abstimmung hätten dessen Unterstütz­er getrickst: „Da hat der Herr Freiberg sämtliche Register gezogen ...“

Zu dem Vorwurf äußert sich Freiberg auf Anfrage der LZ nicht. Er wirft vielmehr Hummler vor, er respektier­e Entscheidu­ngen der CSU-Mitglieder nicht. OB Ecker sagt Freiberg eine konstrukti­ve Zusammenar­beit zu. Schon bisher habe die Bürger-Union keine „Fundamenta­l-Opposition“betrieben, sondern habe für Inselhalle, Therme, Cavazzen, Gartenscha­u und den Haushalt 2018 gestimmt. „Konstrukti­ves und kritisches Nachfragen oder Nachhaken in der Sache gehört zur Ausübung eines Stadtratsm­andates dazu. Dies muss erlaubt sein, ohne gleich vom Oberbürger­meister in die Ecke des ,Nörgelns’ oder ,Blökens’ gestellt zu werden.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Parteiüber­greifend haben sich Stadträte am Sonntagabe­nd gefreut, dass Gerhard Ecker Lindaus Oberbürger­meister bleibt (von links): Ecker mit Tochter Michaela und Ehefrau Ulrike sowie Angelika Rundel (SPD) und Thomas Hummler (CSU).
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FOTO: CF So ist es Tradition: Der Wahlsieger dirigiert vor dem Alten Rathaus ein Orchester verschiede­ner Lindauer Musiker.

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