Not-Minister
Nüchtern betrachtet ist Horst Seehofers (CSU) geplanter Wechsel ins Amt des mächtigen Bundesinnenministers eine Mischung aus fehlenden Alternativen, Zeitnot, Spaß und Ehrgeiz. Es ist nicht lange her, da hatte Seehofer seine Rückkehr als Bundesminister ausgeschlossen. Wer von Seehofer den Grund für die Kehrtwende erfahren will, bekommt eine interessante Antwort. „Weil es Spaß macht“, sagt der 68-Jährige auf die Frage, warum er den kräftezehrenden Ministerposten nun doch wolle. Ob er gar nur aus reiner Not Innenminister geworden ist? „Das ist oft so in der Politik. Ich bin auch aus Not 2008 Ministerpräsident geworden.“
Obwohl die CSU im Bundestagswahlkampf mit den Schlagworten Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlings-Obergrenze um das Innenministerium gebuhlt hat, stand das Ressort bei den Koalitionsverhandlungen auf der CSU-Wunschliste nicht mehr ganz oben. „Wir hätten das Finanzministerium genommen, das war unsere erste Priorität“, betont Seehofer. Auch das Außenministerium und das Sozialministerium hätte die CSU lieber gehabt. „Die SPD hat aber sehr darauf beharrt, von vorneherein, dass sie diese drei Ministerien will und dass sie sonst nicht in eine Koalition eintreten kann.“
Im CSU-Vorstand bekommt Seehofer am Donnerstag viel Lob und Anerkennung. Unisono überwiegt die Erleichterung, dass die CSU trotz des Wahldebakels wieder Teil der nächsten Bundesregierung wird – auch mit Seehofer als Innenminister. Am Donnerstag kündigt er an, bereits an der Grenze über Einreise oder Abweisung von Schutzsuchenden zu entscheiden. „Ein Kontrollverlust würde mit mir nicht mehr stattfinden, so wie es 2015 war“, sagt er am Abend in einem Interview mit der „Abendschau“des Bayerischen Rundfunks. (dpa/AFP)