Streit um Speicherbecken
Skigebiet im Montafon will künstliche Beschneiung mittels Megaprojekt ausbauen
LINDAU (sz) - In der schwarz-grünen Vorarlberger Landesregierung gibt es Ärger um einen geplanten Speichersee. Das riesige Becken soll in Zukunft dazu dienen, Teile des Skigebiets Silvretta Montafon vermehrt künstlich beschneien zu können. Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne) wehrt sich vehement gegen das Megaprojekt, das bis zu zwölf Millionen Euro kosten könnte. Die konservativen Mitglieder der Landesregierung unterstützen das Projekt indes nicht nur – sie üben auch Kritik an ihrem Kollegen.
LINDAU - In der schwarz-grünen Vorarlberger Landesregierung herrscht dicke Luft. Der Grund dafür sind die Planungen für einen riesigen Speichersee. Er soll dazu dienen, Teile des Skigebiets Silvretta Montafon vermehrt künstlich beschneien zu können. Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne) stemmt sich gegen das Projekt. Die konservativen Mitglieder der Landesregierung unterstützen es indes nicht nur, sondern haben auch ihren kritischen Kollegen abgekanzelt.
Laut Planung sollen bis zu zwölf Millionen Euro investiert werden. Vorgesehen ist ein Speichersee mit der Ausdehnung von zwölf Fußballfeldern. Talseitig würde der Schutzdamm die Höhe eines neunstöckigen Hauses erreichen. Viel zu viel für den grünen Umweltlandesrat Rauch: „Dieses überdimensionierte Projekt darf es so nicht geben“, hat er dieser Tage auf einer rasch anberaumten Pressekonferenz betont.
Der neue Speichersee soll auf 2100 Metern Seehöhe entstehen. Er würde das Gebiet der Gemeinden Gaschurn und St. Gallenkirch berühren. Bis vor wenigen Jahren war das dortige Skigebiet als Silvretta Nova bekannt. 2012 wurde aber eine seinerzeit durchaus umstrittene Seilbahn auf der östlichen Talseite gebaut. Sie schaffte eine Verbindung zum benachbarten Skigebiet Schruns/Hochjoch. Die vereinten Wintersportarenen erhielten den Namen Silvretta Montafon. Bergbahnbetreiber wie Hoteliers waren sich seinerzeit einig, dass nur Wachstum in eine rosige finanzielle Zukunft führe.
Schneedecke wurde kleiner
Zeitweise war Silvretta Montafon noch vor Lech am Arlberg das größte Vorarlberger Skigebiet. Doch bereits früher ließ die Schneedecke im weiteren Umfeld des geplanten Speichersees immer wieder zu wünschen übrig. Dort sind Sonnenhänge. So entstand nach Angaben der Montafon-Silvretta-Holding bereits vor vier Jahren die Idee, die künstliche Beschneiung zu verstärken. Der Speicher sei nötig, um über die zunehmend schneearme Vorsaison zu kommen, heißt es.
Demnach soll genug Wasser im Teich sein, um innerhalb von 70 Stunden möglichst viele Schneevorräte produzieren zu können.
Umweltlandesrat Rauch spricht mit Blick auf das Projekt von „Naturfrevel“und beklagt, seiner Ansicht nach werde eine bisher naturbelassene hochalpine Landschaft verbaut. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung, fügt er an, sei leider nicht erforderlich. Das Projekt hätte dafür nicht den notwendigen Umfang. Vorarlberger Umweltschützer erzählen, auch beim Ausbau diverser Vorarlberger Skigebiete seien die Arbeiten gesplittet oder klein gerechnet worden. So könne diese Prüfung übergangen werden. Zuletzt sei dies bei den Seilbahnneubauten zwischen Zürs und Stuben am Arlberg der Fall gewesen. Die dortigen Seilbahnbetreiber bestritten aber eine solche Vorgehensweise.
Jedenfalls wirken Rauchs Äußerungen wie ein Stich ins Wespennest. Landeshauptmann Markus Wallner von der konservativen ÖVP ist inzwischen per Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gegangen und hat betont: Die Landesregierung stehe „hinter dem Montafon“. Skigebiete müssten die Chance haben, für genug Schnee auf den Pisten sorgen zu können. Wallner wirft Rauch vor, „manipulativ informiert“zu haben. Karlheinz Rüdisser (ÖVP), als Landesstatthalter Vertreter des Landeshauptmanns, meint: Er habe aus „wirtschaftlicher Sicht eine differenzierte Haltung“zu seinem Kollegen Rauch.
Rasch hat sich auch die SilvrettaMontafon-Holding zu Wort gemeldet. Geschäftsführer Peter Marko wundert sich, weshalb Rauchs Wortmeldung erst jetzt komme. Schließlich würden die Planungen seit vier Jahren laufen. Es habe Info-Veranstaltungen im Montafon gegeben. Zudem seien 3000 Unterschriften für das Projekt gesammelt worden. Rauch sagt wiederum, es würde hinter verschlossenen Türen verhandelt. Eine österreichische Tageszeitung zitierte dazu Nadine Kasper, die einzige Gemeindevertreterin der Grünen im Montafon. Sie sagt, auch ihr seien die Pläne unbekannt. Dies gelte ebenso für ihr Umfeld.
Prinzipiell müssen die Pläne der Silvretta-Montafon-Holding nun noch durch die behördliche Genehmigungsmaschinerie. Das Unternehmen ist aber zuversichtlich, 2019 mit dem Bau beginnen zu können.