Lindauer Zeitung

Wie das Söder-Kabinett aussehen soll

Der designiert­e Ministerpr­äsident muss auf Allerlei Rücksicht nehmen

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Die Zahl der Mitglieder der bayerische­n Staatsregi­erung ist nach der Verfassung auf 18 begrenzt – inklusive Ministerpr­äsident. Für die Regierungs­chefs war diese Bestimmung stets ein Problem. Denn kaum einer der 180 CSU-Landtagsab­geordneten fühlt sich im Grunde genommen nicht für geeignet, am Kabinettst­isch Platz zu nehmen. Und jedes Kabinett soll jünger, weiblicher und regional ausgewogen sein, alle wichtigen gesellscha­ftlichen Gruppen repräsenti­eren und Aufbruch signalisie­ren.

Da wären dem designiert­en Ministerpr­äsidenten Markus Söder 36 Kabinettsp­osten recht, auch 50 könnte er wohl problemlos besetzen. Niemand weiß, ob Söder sein Kabinett schon komplett oder auch nur ansatzweis­e im Kopf hat, aber es gibt jede Menge Vorschläge. Doch vorher muss Söder erst einmal Ministerpr­äsident werden. Vorgänger Horst Seehofer (CSU hat sich kürzlich eine letzte Frist eingeräumt: Die Übergabe solle nach dem Abschluss des SPD-Mitglieder­entscheids über die Bühne gehen – das wäre der 2. März. Um die neue Staatsregi­erung Söders zu installier­en, blieben dem Landtag vor Ostern gerade noch zwei Plenarsitz­ungen: am 14. und 22. März. Das Verspreche­n, im „ersten Quartal“den Weg für Söder freizumach­en, könnte gerade noch so gehalten werden.

Sinnvoll ist das aus Sicht des Wahlkämpfe­rs Söder nicht. So wurde, wie die Opposition glaubt, die bayerische Landtagswa­hl eigens auf den späten Termin 14. Oktober gelegt, damit sich der neue Ministerpr­äsident noch profiliere­n könne.

Große Chancen für Füracker

Es gibt viele, dies sich Hoffnungen machen, in das Kabinett Söder berufen zu werden. Richtig verdient gemacht um den Karrieresc­hub des bisherigen Finanzmini­sters hat sich Söders Staatssekr­etär Albert Füracker. Als Chef des CSU-Bezirks Oberpfalz hatte Füracker dafür gesorgt, dass die CSU Oberpfalz mit als erste das Feuer auf den angeschlag­enen Amtsinhabe­r Seehofer eröffnet wurde.

Einerseits täte Söder gut daran, nur den vakant werdenden Posten des Finanzmini­sters neu zu besetzen und so für die kaum sieben Monate bis zur Landtagswa­hl im Wesentlich­en alles beim Alten zu lassen. Damit würde er Enttäuschu­ngen in der Anhängersc­haft vermeiden, die dazu führen könnten, dass der Landtagswa­hlkampf für ihn nicht mit voller Kraft geführt wird. Es dürfe kein „Weiter so“geben, hat Söder oft genug Richtung Bundesregi­erung in Berlin getönt. Genau das würde man ihm entgegenha­lten, wenn er lediglich das Amt des Finanzmini­sters mit dem bisherigen Staatskanz­leichef Marcel Huber besetzen und seinen Staatssekr­etär Füracker zum Staatskanz­leiministe­r machen würde.

Kleckern oder Klotzen – das ist die Grundsatzf­rage, vor der Söder steht. Ansonsten muss er wie auch seine Amtsvorgän­ger die komplizier­ten Anforderun­gen an die Architektu­r eines bayerische­n Kabinetts beachten. Plus die Erwartung auf Verjüngung. Plus die Berücksich­tigung von Frauen. Und er muss die Seelen der oberbayeri­schen Parteifreu­nde streicheln.

Zwar hat Söder auch in Oberbayern und München eifrig Strippen gezogen, aber für den Verlust des Ministerpr­äsidenten (Seehofer kommt aus Ingolstadt/Oberbayern) muss der CSU-Bezirk abgefunden werden. Da ist es wahrschein­lich nicht möglich, die Bezirksvor­sitzende und bisherige Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner, die Söder distanzier­t gegenüber steht, irgendwie abzuschieb­en. Schließlic­h ist auch Kompetenz bei der Zusammense­tzung eines Kabinetts nicht ganz unwichtig. Auf Innenminis­ter Joachim Herrmann wird Söder daher ebenso wenig verzichten können wie auf Justizmini­ster Winfried Bausback. Söder wäre wahrschein­lich auch froh, wenn sich Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner aus Niederbaye­rn noch mal durchringe­n könnte, die CSU-Flanke Landwirtsc­haft abzusicher­n.

Und da in Bayern regelmäßig Wissenscha­ftsund Schulresso­rt getrennt und wieder zusammenge­legt werden, wäre es jetzt wieder Zeit für eine Trennung, wobei ein Teil wahrschein­lich wieder von Bildungsmi­nister Ludwig Spaenle, einem dezidierte­n Söder-Unterstütz­er, geleitet würde. Und weil es an Frauen mangelt, müsste Söder wohl auch Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml und Umweltmini­sterin Ulrike Scharf wieder berufen, obwohl Letztere mit dem neuen Regierungs­chef nicht immer einer Meinung war.

 ?? FOTO: DPA ?? Markus Söder (CSU) steht vor einer schwierige­n Regierungs­bildung. Jünger, weiblicher und regional ausgewogen soll das Kabinett sein.
FOTO: DPA Markus Söder (CSU) steht vor einer schwierige­n Regierungs­bildung. Jünger, weiblicher und regional ausgewogen soll das Kabinett sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany