Belle and Sebastian laden zum Festmahl
Die 70-minütige Songsammlung überzeugt mit hochwertigem Pop-Handwerk
Eine der populärsten Bands von der Insel ist wieder da – und das gleich mit einem üppigen Ausstoß an neuer Musik. Belle and Sebastian, das Folkpop-Sextett um den Sänger und Songwriter Stuart Murdoch aus Glasgow, haben ihre drei jüngsten, seit Anfang Dezember erschienenen Mini-Alben zu einer 70-minütigen Songsammlung unter dem Titel „How To Solve Our Human Problems“zusammengefasst.
Und man merkt schon mit dem ersten Song „Sweet Dew Lee“, was man vermisst hat, seit sich die Schotten zuletzt relativ rar gemacht hatten. Eine herzerwärmende Melodie, mit klarer Grundierung im nordbritischen Gitarrenpop der 80er- und 90er-Jahre, schmiegt sich sofort ans Ohr. Dazu trällert Murdoch (49) mit seiner nach wie vor jungenhaften, eher dünnen, aber charmanten Stimme, die vom Gesang der Violinistin Sarah Martin unterstützt wird.
Wider die triste Gegenwart
„How To Solve Our Human Problems“ist das nach offizieller Zählung zehnte Studioalbum von Belle and Sebastian seit der Gründung 1996. Der Titel ist natürlich augenzwinkernd-ironisch gemeint: Denn große Probleme der Menschheit löst diese harmonische, vielleicht gar harmlose Musik keineswegs – aber sie macht selbst die tristeste Gegenwart ganz gewiss angenehmer.
Belle and Sebastian stammen aus einer Zeit, als die schlauen Blur und die breitbeinigen Oasis das Maß aller Dinge waren. Mit ihren feinen, oft schüchternen Liedern waren die Schotten damals eine Alternative für Pop-Gourmets.
Die aktuellen Songs sind teilweise opulenter und auch tanzbarer geraten, mit Anklängen an den Soul der Sixties („Show Me The Sun“, „Same Star“), teilweise kommen sie aber immer noch auf Zehenspitzen daher („A Plague on All Other Boys“). Viel Neues wird 2018 nicht geboten, aber das hätte man von dieser soliden Pop-Institution nach 20 Jahren auch nicht erwartet. Hochwertiges PopHandwerk ist „How To Solve Our Human Problems“allemal.
Belle and Sebastian spielen mit dem Gedanken, 2019 von Barcelona aus in See zu stechen. Dazu befragt die Band ihre Fans, wo die Kreuzfahrt hinführen soll, welche weiteren Bands und welche Aktivitäten sie sich wünschen. Wer an der Umfrage teilnehmen will: www.belleandsebastian.com/news