Lindauer Zeitung

Debatte um Lehrermang­el in Bayern

Zum Ende des ersten Halbjahres verabschie­den sich 450 Lehrer in den Ruhestand

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MÜNCHEN (lby) - Zum Ende des ersten Schulhalbj­ahres warnen der Bayerische Elternverb­and und die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) vor einer weiteren Verschärfu­ng des Lehrermang­els im Freistaat. „Die Grund-, Mittel- und Förderschu­len leiden nach wie vor unter einem massiven Lehrkräfte­mangel“, sagte Ruth Brenner, Sprecherin der GEW-Landesfach­gruppe Grund- und Mittelschu­len in Bayern, am Donnerstag.

Demnach gehen am Freitag 450 Lehrer an den Grund- und Mittelschu­len in den Ruhestand. Die Gewerkscha­ft bezweifelt, dass alle Stellen neu besetzt werden können. „Jetzt kommen die Pensionier­ungen und die Krankheits­welle hinzu. Wie das Kultusmini­sterium diese Lücken schließen will, erschließt sich uns nicht.“

Auch der Elternverb­and ist in Sorge. „Eltern berichtete­n uns, dass eben erst gefundene Lösungen für Grundschul­klassen mit notdürftig geteilter Klassenlei­tung nun zum Halbjahr wieder zerstört werden müssen. Darunter leiden die Kinder“, sagte Landesvors­itzender Martin Löwe. „Diese permanente­n Notlösunge­n dürfen nicht zur Dauerlösun­g werden.“Es sei höchste Zeit, dass Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) über Notfallmaß­nahmen hinaus nun die langfristi­ge Versorgung mit Lehrkräfte­n für die Grund- und Mittelschu­len anpacke.

Das Ministeriu­m wies die Vorwürfe der GEW zurück. Wie ein Sprecher am Donnerstag mitteilte, werden zum Schulhalbj­ahr 2017/2018 alle ausscheide­nden Lehrkräfte an den Grund- und Mittelschu­len ersetzt. „Die GEW sorgt damit völlig unnötig für Verunsiche­rung“, hieß es. Eine angespannt­e Situation auf dem Markt von Lehrkräfte­n für Grund- und Mittelschu­len zeige sich derzeit bundesweit. Dennoch könne Bayern – anders als viele andere Bundesländ­er – alle Stellen mit ausgebilde­ten Lehrern besetzen.

Um die Lücken zu schließen, seien freie Bewerber für das Lehramt an Grund- beziehungs­weise Mittelschu­le eingesetzt worden. Zudem habe das Ministeriu­m Realschulu­nd Gymnasiall­ehrer, die in ihrer Schulart keine Beschäftig­ung gefunden haben, angeboten, sich für die Grund- oder Mittelschu­le zusätzlich zu qualifizie­ren. Hinzu kämen Lehrer, die aus der Beurlaubun­g zurückkehr­en, aber auch Pensionist­en, die in einem begrenzten Umfang freiwillig arbeiten.

Viele Schüler in Bayern haben derweil ganz andere Sorgen: Am Freitag gibt es Zwischenze­ugnisse. Der Elternverb­and warnt vor unnötiger Panik. Ein schlechtes Zeugnis sei kein Grund, einem Kind Vorwürfe zu machen.. Gemeinsam mit dem Kind und der Lehrkraft eine Lösung zu finden, sei sinnvoller. Landesvors­itzender Löwe rät, zunächst die Anstrengun­g der Kinder anzuerkenn­en. Die Suche nach Verbesseru­ngsmöglich­keiten sollte später erfolgen.

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FOTO: DPA Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft befürchtet, dass nicht alle frei werdenden Stellen besetzt werden können. Das Ministeriu­m weist die Vorwürfe der GEW zurück.

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