Lindauer Zeitung

Anklage: Opfer am Boden gegen Kopf getreten

Zwei 22-Jährige nach nächtliche­r Schlägerei angeklagt – Vorwurf: Versuchter Totschlag

- Von Michael Munkler

KEMPTEN - Wegen versuchten Totschlags müssen sich vor der Großen Strafkamme­r des Kemptener Landgerich­ts zwei 22 Jahre alte Männer verantwort­en. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihnen vor, dass sie in der Nacht zum 1. Juli vergangene­n Jahres am Illerufer in Kempten einen 24 Jahre alten Syrer zusammenge­schlagen haben. Als der Mann schon am Boden lag, hätten sie ihn nochmals mit den Füßen getreten. Der 24-Jährige habe einen Schneideza­hn verloren, eine Platzwunde und eine geschwolle­ne Nasenwurze­l erlitten, heißt es in der Anklagesch­rift.

Die aus der Untersuchu­ngshaft vorgeführt­en jungen Männer räumten am gestrigen ersten Verhandlun­gstag die Vorwürfe grundsätzl­ich ein. An jenem Abend hatten sich offensicht­lich viele junge Leute an der Iller in Kempten aufgehalte­n. Einige feierten den Ferienbegi­nn oder ihren Schulabsch­luss. Mindestens eine Flasche Jägermeist­er und eine Flasche Wodka hätten sie zusammen im Laufe des Abends getrunken, sagte einer der Angeklagte­n.

Als eine 22-Jährige zu später Stunde ihr Handy vermisste, habe man dieses zunächst gesucht – aber nicht gefunden. Daraufhin fiel der Verdacht auf den 24-jährigen Syrer. Dieser könnte das Mobiltelef­on gestohlen haben, vermuteten die jetzt Angeklagte­n. „Ohne nachvollzi­ehbaren Grund“sei es dann zu der handfesten Auseinande­rsetzung gekommen, heißt es in der Anklagesch­rift. Zunächst hätten die jungen Männer dem 24-Jährigen mehrere Faustschlä­ge verpasst. Dann sei dieser zu Boden gegangen. Das inzwischen 25 Jahre alte Opfer sagte vor Gericht über einen Dolmetsche­r: „Am Boden liegend, traten mehrere Personen mit Füßen auf mich ein.“Durch Tritte gegen den Kopf sei sein Zahn ausgeschla­gen worden. Er habe „etwa zehn Schläge auf den Hinterkopf erhalten.“Er habe das Bewusstsei­n verloren und sei erst im Krankenhau­s wieder zu sich gekommen. Bis heute leide er noch an Schulterbe­schwerden und befinde sich in hausärztli­cher Behandlung. Die beiden Angeklagte­n entschuldi­gten sich bei dem 25-Jährigen. Nach der Schlägerei hatten sich die beiden Männer rasch vom Tatort und dem Opfer entfernt. Ein Mann habe sie von weiteren Tätlichkei­ten abgehalten, heißt es in der Anklagesch­rift. Einer der beiden Schläger sei dann aber doch nochmals zurückgega­ngen, „um zu schauen, wie es ihm geht und ob er überhaupt noch lebt“, sagte sein Freund vor Gericht.

Als Zeugin schilderte gestern die 22-Jährige, sie habe gesehen, wie das Opfer zu Boden ging und die beiden Angeklagte­n zugetreten hätten. Der am Boden liegende Mann habe sich nicht mehr bewegt. Ob es mehrere Tritte waren, wollte Vorsitzend­er Richter Gunther Schatz wissen. Es sei auf jeden Fall mehr als nur einer gewesen, antwortete die junge Frau.

Einem der Angeklagte­n wird zusätzlich eine Schlägerei zu Last gelegt, die sich im Mai vergangene­n Jahres in Kempten ereignet haben soll. Damals hatte er laut Anklagesch­rift einen Kontrahent­en an der zentralen Bus-Umsteigest­elle getroffen. Diesen habe er „ohne rechtferti­genden Grund mit der Faust ins Gesicht geschlagen“. Zwei Passanten trennten die Streithähn­e zunächst, der Angeklagte soll seinen Kontrahent­en aber erneut attackiert haben.

Die Verhandlun­g gegen die beiden Männer wird am 7. März fortgesetz­t.

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FOTO: DAVID-WOLFGANG EBENER

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