Lindauer Zeitung

Streichhol­z löst Großbrand aus

Mehrere Wohnungen in der Straße Im Ebnet zerstört – Keine Verletzten, aber hoher Sachschade­n

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Bei einem Großbrand sind am Donnerstag­vormittag in einem Gebäudekom­plex in der Straße Im Ebnet mehrere Wohnungen zerstört und weitere stark in Mitleidens­chaft gezogen worden. Menschen kamen zum Glück nicht zu Schaden. Allerdings stehen jetzt knapp 20 Menschen vorerst ohne eigenes Dach über dem Kopf da. Brandursac­he dürfte nach Angaben von Staatsanwa­ltschaft und Polizei ein herunterge­fallenes Streichhol­z gewesen sein. Der Sachschade­n wird demnach auf mehr als eine Million Euro geschätzt.

Wie die Behörden am Nachmittag mitteilten, hatte ein Bewohner im zweiten Obergescho­ss des Hauses gegen 11 Uhr auf dem Balkon seiner Wohnung eine Kerze anzünden wollen. Dabei fiel ihm das brennende Streichhol­z aus der Hand. Anschließe­nd landete es in der Holzversch­alung des Balkons.

Der Bewohner versuchte zunächst, das Feuer selbst zu löschen, scheiterte aber. Kurz darauf loderten offene Flammen vom Balkon. Wegen starken Ostwinds griffen sie auch auf das angrenzend­e Haus über, so Staatsanwa­ltschaft und Polizei. Die Wangener Feuerwehr rückte unter anderem mit ihrer Drehleiter an. Die Besatzung versuchte, der Lage Herr zu werden, allerdings war schnell klar, dass sie Unterstütz­ung brauchte. Neben dem schneidend­en Wind erschwerte die verwinkelt­e Bauart des in den 1990er-Jahren entstanden­en Gebäudekom­plexes die Arbeiten zunächst zusätzlich, wie Kreisbrand­meister Oliver Surbeck vor Ort erklärte.

Einsatzkrä­fte rückten nach

Deshalb rückte zunächst eine weitere Drehleiter der Lindenberg­er Feuerwehr an, später kam auch noch die aus Leutkirch. Von drei Seiten konnten die in der Spitze nun 155 Feuerwehrl­eute daran arbeiten, ein Übergreife­n der Flammen auf weitere Nachbargeb­äude zu verhindern und den Brandherd zu bekämpfen. Außerdem arbeiteten sich von innen Einsatzkrä­fte in die Dachstühle vor. Erfolgreic­h, wie sich gegen 12.30 Uhr herausstel­lte. Da gab Surbeck vorsichtig­e Entwarnung: Das Feuer sei unter Kontrolle, „wir sind über den Berg“.

Angesichts des Ausmaßes des Brandes war es umso erfreulich­er, dass die Einsatzkrä­fte keine Verletzten vermelden mussten. Sämtliche Bewohner der betroffene­n Gebäude, in denen sich etwa 20 Wohnungen befinden, konnten rechtzeiti­g herausgebr­acht werden. Rund 15 Menschen wurden vom Deutschen Roten Kreuz versorgt und fanden im benachbart­en Autohaus Wald warmen Unterschlu­pf. Sie seien angesichts der Geschehnis­se zwar „aufgelöst“, so Florian Mathäy, Orga-Leiter beim DRK, „machen aber einen gefassten Eindruck“. Auch eine zunächst vermisste Person, die im Dachgescho­ss wohnte, war schnell gefunden worden.

Während des gesamten Vormittags rückten immer mehr Einsatzkrä­fte nach. Seitens der Feuerwehr Wangen wurden die Abteilunge­n aus Deuchelrie­d und Niederwang­en nachalarmi­ert. Außerdem stieß – neben den Drehleiter­n aus Lindenberg und Leutkirch – auch jene der Feuerwehr Ravensburg als Reserve für mögliche weitere Einsätze im Raum Wangen und ein Gerätefahr­zeug Atemschutz der Feuerwehr Weingarten hinzu. Das DRK war mit 30 Leuten vor Ort.

Löschwasse­r kam auch aus umliegende­n Entnahmest­ellen, unter anderem aus einem Schacht auf der B 32, die zunächst halbseitig in Fahrtricht­ung Ravensburg und später – bis zum frühen Nachmittag – komplett gesperrt wurde. Auf der Bundesstra­ße sowie weiteren Verbindung­en rund um die Wangener Altstadt bildeten sich teils längere Rückstaus.

20 Bewohner betroffen

Derweil wurde klar, dass rund 20 Bewohner des Gebäudekom­plexes vorübergeh­end anderswo untergebra­cht werden mussten. Entweder weil ihre Wohnungen – wie mehrere im Dachgescho­ss – durch das Feuer komplett zerstört worden waren. Oder weil darunter liegende durch Feuer, Rauch und Löschwasse­r in Mitleidens­chaft gezogen worden waren.

Laut Kreisbrand­meister Surbeck stellte sich die Unterkunft­sfrage angesichts eisiger Temperatur­en auch für Bewohner unversehrt­er Wohnungen. Denn die betroffene­n Gebäude waren im Zuge der Löscharbei­ten von der Energiever­sorgung abgeschnit­ten worden, sodass es weder Strom noch Heizung gibt.

Bereits mittags stellte sich allerdings heraus, dass die allermeist­en betroffene­n Menschen übergangsw­eise bei Verwandten oder Freunden unterkomme­n konnten. Fünf Menschen stellt jetzt die Stadt Wangen eine Notunterku­nft im oberen Teil des DRK-Gebäudes in der Liebigstra­ße zur Verfügung. Laut Ordnungsun­d Sozialamts­leiter Kurt Kiedaisch handelt es sich dabei um ein Ehepaar, eine Mutter mit ihrer Tochter sowie um eine alleinsteh­ende Person.

Die Feuerwehr machte sich nach den akuten Löscharbei­ten daran, weitere Glutnester einzudämme­n. Außerdem räumte sie am Nachmittag Dachplatte­n des betroffene­n Gebäudes weg, auch um der Gefahr von Trümmersch­äden vorzubeuge­n, wie Feuerwehrs­precher Achim Reißner berichtete. Zudem stieg eine Drohne auf, um die weitere Entwicklun­g an dem Haus besser beobachten zu können. Während des gesamten Vormittags hatten Anwohner des Gebäude und Passanten die Löscharbei­ten der Feuerwehre­n beobachtet. Sie hielten sich umstandslo­s an die Anweisunge­n von Feuerwehrl­euten und Polizisten und traten auf Aufforderu­ng sofort hinter die zwischenze­itlich angebracht­en Absperrbän­der zurück. Das Feuer im Ebnet ist nach Einschätzu­ngen von Beobachter­n der größte Brandeinsa­tz der Feuerwehr auf Wangener Stadtgebie­t seit November 2013. Damals stand das ehemalige Thiermannh­aus in der Altstadt in Flammen.

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Mit drei Drehleiter­n wurden die Feuerwehrl­eute des Großbrands in der Straße Im Ebnet Herr. Rechts der Dachstuhl von zwei Seiten nach Ausbruch des Feuers.
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FOTOS: STEPPAT /REISSNER
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