Lindauer Zeitung

Ursache ist oft menschlich­es Versagen

Nur drei Unfalltote in Lindau – Polizei kontrollie­rt verstärkt Motorradfa­hrer.

- Von Julia Baumann

LINDAU - Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann hatte der Verkehrspo­lizei hohe Ziele gesetzt: Bis 2020 sollen die Beamten dazu beitragen, dass die Zahl der Verkehrsto­ten um ein Drittel niedriger ist, als noch 2011. Davon sind die Beamten des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/ West weit entfernt. In ihrem Bereich ist die Zahl der Verkehrsto­ten sogar angestiege­n. Einzige Ausnahme ist Lindau: Dort hatte es 2017 nur drei Unfalltote gegeben. Die häufigste Unfallursa­che ist menschlich­es Versagen.

„Wir sind auf einem hohen Niveau, das gefällt mir nicht, das regt zu Denken an“, sagte Guido Limmer, Vizepräsid­ent des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West, bei der Präsentati­on der Verkehrsun­fallstatis­tik am Dienstagvo­rmittag. „Die Statistik hat uns schwer getroffen.“Nun gelte es, herauszufi­nden, was die Ursache der Unfälle ist. „Wir haben nach den Hauptunfal­lursachen gesucht und keine gefunden. Es gibt keinen Unfallschw­erpunkt, den man technisch fest machen könnte“, so Limmer. Allerdings habe eine von der Autofirma Audi in Auftrag gegebene Studie ergeben, dass 85 Prozent der Unfälle durch menschlich­es Fehlverhal­ten entstünden. „Wenn sich jeder an die Vorschrift­en halten würde, könnte man die meisten Unfälle vermeiden“, so Limmer.

Ursache vieler schwerer Unfälle sei, dass Beteiligte von der Fahrbahn abkommen. Dadurch war es auch einen Tag vor Heilig Abend auf der B 31 bei Lindau zu einem Unfall gekommen. Ein 41-Jähriger fuhr auf den linken Fahrstreif­en und stieß mit dem Gegenverke­hr zusammen. Er verstarb noch an der Unfallstel­le. „Die Frage ist, ob das Abkommen von der Fahrbahn wirklich die Ursache ist oder nur eine Folge“, so Limmer. Denn Autofahrer kämen eben von der Fahrbahn ab, weil sie mit Handy, Radio, dem Navigation­ssystem oder ihrem Beifahrer beschäftig­t sind. Im Fall des Autofahrer­s auf der B 31 war die Ursache Alkohol. Limmer ist überzeugt: Mit autonom fahrenden Autos wird sich die Zahl der Verkehrsto­ten deutlich verringern.

Motorradfa­hrer sind überpropor­tional vertreten

In der Unfallstat­istik noch immer überpropor­tional vertreten sind Motorradfa­hrer. Sie machen laut Limmer etwa ein Fünftel der Verkehrsto­ten aus. Dabei liegt ihr Anteil am Gesamtverk­ehrsaufkom­men lediglich im einstellig­en Bereich. Etwa 700 Unfälle hat es im Bezirk des Präsidiums mit Motorradfa­hrern gegeben, 16 sind dabei gestorben. Laut Andreas Wagner, stellvertr­etender Leiter der Verkehrspo­lizei Kempten, ist die Hauptunfal­lursache überhöhte Geschwindi­gkeit. Dadurch war es im vergangene­n Jahr auch in Immenstadt am Alpsee zu einem schlimmen Verkehrsun­fall gekommen: Ein Motorradfa­hrer flog damals aus einer Kurve und krachte in eine Mutter mit zwei Kindern. Alle vier starben dabei. Mittlerwei­le steht fest: Der Motorradfa­hrer fuhr in der 70er-Zone mit knapp 120 Stundenkil­ometern.

Besonders gefährdet seien ganz junge oder ältere Motorradfa­hrer: Die einen, weil sie im „jugendlich­en Leichtsinn“oft zu schnell fahren, die anderen, weil sie oft nach einer jahrelange­n Pause wieder aufs Motorrad steigen. „Wir werden 2018 noch stärker kontrollie­ren“, sagte Wagner. Besonderes Augenmerk wollen die Beamten dabei unter anderem auf die Queralpens­traße zwischen Immenstadt und Lindau legen. „Wir werden hauptsächl­ich Lasermessu­ngen machen und die Fahrer dann gleich anhalten.“Denn ansonsten sei es schwierig, die Motorradfa­hrer unter dem Helm zu identifizi­eren. Am Ende räumte Wagner noch mit einem Vorurteil auf: Denn Motorradfa­hrer sind mitnichten immer Schuld an den Verkehrsun­fällen. „Es ist in etwa fifty-fifty.“

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FOTO: ARC
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ARCHIVFOTO: REINER.ROITHER@WEB.DE Kurz vor Heiligaben­d kommt es auf der B 31 zu einem schweren Verkehrsun­fall. Der 41-jährige Fahrer stirbt. Er war nach links von der Fahrbahn abgekommen und in ein entgegenko­mmendes Auto gekracht. Das Abkommen von der Fahrbahn ist oft eine Unfallursa­che.

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