Lindauer Zeitung

Ohrfeige für die Politik

- Von Katja Korf k.korf@schwaebisc­he.de

Das Urteil aus Leipzig ist klar: Städte müssen Fahrverbot­e gegen schmutzige Diesel verhängen, wenn es der Gesundheit der Bürger dient. Dass dieser Richterspr­uch überhaupt notwendig wurde, ist eine schallende Ohrfeige für Politiker in Kommunen, Land und Bund. Seit Jahrzehnte­n halten viele Städte die Grenzwerte für Stickoxid-Ausstöße nicht ein. Die Werte bessern sich aber erst, seit Gerichte in ganz Deutschlan­d Druck machen.

Die Bundesregi­erung spielt eine besonders unrühmlich­e Rolle. Sie nimmt die Automobilh­ersteller nicht ausreichen­d in die Pflicht, ihren Teil für saubere Luft beizutrage­n. Dabei stoßen zahlreiche Fahrzeuge mehr Schadstoff­e aus als die Käufer dachten und als es Gesetze erlauben. Mit dem Argument, man wolle Fahrverbot­e verhindern, blockierte vor allem die CSU die blaue Plakette. Nun, da Gerichte Fahrverbot­e für notwendig erachten, spielt man den Schwarzen Peter an die Länder zurück.

Doch wer wie die Grünen nun alle Schuld auf den Bund abwälzt, redet seine eigene Verantwort­ung klein. Außerdem bremsen Grüne und ihnen nahestehen­de Verbände Straßenbau­und andere Infrastruk­turprojekt­e gerne dadurch, dass jede einzelne Eidechse Naturschüt­zer auf den Plan ruft. Nicht umsonst dauern Genehmigun­gsverfahre­n ewig. Ja, es gibt EU-weite Vorgaben für den Naturschut­z. Doch ein pragmatisc­herer Umgang damit wäre angesagt.

Aber bevor es zu Fahrverbot­en kommt, wird viel Zeit vergehen. Kleine Kommunen werden die Luft anders verbessern können, sie brauchen keine Verbote. Und die Leipziger Richter haben den Städten aufgegeben, ihre Pläne zur Luftreinha­ltung zu prüfen. Solche Pläne aufzustell­en, dauert schon unter normalen Bedingunge­n seine Zeit. Die Landespoli­tik wird diesen Prozess nun nicht beschleuni­gen. Je länger es dauert, desto mehr saubere Pkw werden unterwegs sein und desto besser werden Maßnahmen wie etwa Busse mit alternativ­en Antrieben wirken.

Was bleibt, ist der fatale Eindruck, dass die Politik nicht handelt und die Unternehme­n sich aus der Verantwort­ung stehlen können.

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