Lindauer Zeitung

„Wir brauchen die blaue Plakette“

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BERLIN - Helmut Dedy, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städtetage­s, weist nach dem Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts zu Dieselfahr­verboten auf die Schwierigk­eiten hin. Fahrverbot­e, so Dedy im Gespräch mit Andreas Herholz, „lassen sich nur schwer umsetzen und bedeuten für die Städte einen enormen Aufwand“.

Was bedeutet das Urteil konkret für Städte und Kommunen?

Die Entscheidu­ng kommt nicht unerwartet. Das Gericht musste zwischen Gesundheit und Mobilität abwägen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Fahrverbot­e ausnahmswe­ise rechtens sind. Das Bundesverw­altungsger­icht unterschei­det zwischen älteren und neueren Dieseln. Für Stuttgart hat das Gericht entschiede­n, dass für Autos mit der Abgasnorm 4 schon ab diesem Sommer Fahrverbot­e verhängt werden dürfen, während Diesel mit der Abgasnorm 5 mindestens noch ein Jahr länger Zeit haben. Letztere machen 40 Prozent der Dieselauto­s in Deutschlan­d aus und können nachgerüst­et werden. Jetzt hat die Autoindust­rie es also in der Hand, Fahrverbot­e zu vermeiden, indem sie diese Autos nachrüstet. Und zwar auf ihre Kosten.

Zuletzt hieß es, die Fahrverbot­e seien kaum umsetzbar. Was kommt da auf die Städte zu?

Die Städte wollen Fahrverbot­e vermeiden. Sie lassen sich auch nur schwer umsetzen und bedeuten für die Städte einen enormen Aufwand. Die Frage der Machbarkei­t besteht auf jeden Fall weiterhin. Da ist das Bundesverw­altungsger­icht in einer angenehmen Lage. Es beurteilt nur die rechtliche Situation, muss aber nicht sagen, wie das praktisch funktionie­ren soll. Wenn jetzt einzelne Streckenab­schnitte von Hauptverke­hrsadern für Diesel gesperrt werden müssten, verlagert sich der Verkehr in die umliegende­n Wohngebiet­e. Das kann niemand wollen. Ein anderes Problem ist, dass wir immer noch nicht von außen in den Motor der Autos reinschaue­n und erkennen können, ob das ein Diesel ist und mit welcher Euro-Norm. Insofern würde ich mir eine bundesweit einheitlic­he Kennzeichn­ung von sauberen Autos wünschen. Die Forderung nach einer Blauen Plakette ist aktueller denn je. Ein Flickentep­pich bei dem ich als Autofahrer nicht mehr weiß, in welche Stadt ich mit meinem Diesel noch rein darf und in welche nicht, ist alles andere als wünschensw­ert.

Der Streit um die blaue Plakette für saubere Fahrzeuge geht weiter. Was spricht dafür?

Wir brauchen die blaue Plakette, damit wir wissen, welche Fahrzeuge von Fahrverbot­en betroffen sind und welche nicht. Das müssen wir klar unterschei­den können.

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