Lindauer Zeitung

„Halte nichts von falscher Bescheiden­heit“

Matze Knop kommt in den Bahnhof Fischbach

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nicht, ob man der Zwanzigste sein muss, der dieselben Leute auch noch mal imitiert.

Sie haben eine Karriere als Fußballer hinter sich. Wie wichtig ist der Fußball in Ihrem Programm?

Schon sehr wichtig, weil ich sehr Fußball-affin bin und immer noch selbst spiele. Bei Fußball weiß ich wirklich, worüber ich rede. Ich bin ja auch Talkgast in der Sendung „Doppelpass“bei „Sport1“oder beim Sender „Sky90“; das sind Expertense­ndungen, in denen ich meine Meinung kundtun darf. Aber wer in mein Programm kommt, muss keine Angst haben, dass es den ganzen Abend nur um Fußball geht. Ich habe auch viele weibliche Fans, die wollen vielleicht was anderes hören. Deshalb geht es auch um Beziehunge­n, um Gesundheit, um Ernährung. Es ist ein breit gefächerte­s Stand-Up-Comedyprog­ramm.

Gibt es etwas das Sie stört in der deutschen Comedy-Landschaft?

Ich mache mir um die Landschaft nicht so viele Gedanken und kümmere mich mehr um meine Show. Aber es gibt schon sehr lange den deutschen Comedyprei­s. Ich finde es schade, dass man die nominierte­n Kandidaten nicht breiter fächert – auch nicht die, die am Ende gewinnen. Das macht den Preis ein bisschen klein. Er könnte eine viel größere Wertigkeit haben. Ansonsten freue ich mich, dass wir so viele gute Comedians haben; und dass auch immer mehr Frauen dabei sind.

Worauf zielt Ihr Programmti­tel „Diagnose Dicke Hose“ab?

Darauf, dass man ruhig ein bisschen auf die Kacke hauen darf. Ich halte nichts von dieser falschen Bescheiden­heit – nur, weil der Lehrer sagt: „Ich sehe dich nicht auf der Bühne, sondern als Buchhalter.“Wenn man aber das Gefühl hat, man sei ein supergeile­r Sänger und gehöre auf die Bühne, soll man das auch tun.

Wie schaffen Sie sich einen Charakter drauf, den Sie imitieren?

Man muss üben. Ist die Stimme mehr im Kopf gelagert oder im Bauch? Hat er eine Marotte oder einen Dialekt? Auch der Maskenbild­ner ist gefragt. Und ich muss mir anschauen, wie sich jemand bewegt. Aber ich mache vieles zusammen mit meinem Bruder. Er produziert die Videos. Für einen Charakter habe ich zwei bis sechs Wochen Zeit.

Was empfinden Sie, wenn Sie heute alte Videos als Supa Richie sehen, vom Anfang Ihrer Karriere?

Erstmal freue ich mich. Supa Richie war meine Eintrittsk­arte in die Comedy. Das waren die 90er-Jahre. Schröder war Kanzler. Sein Spruch „Hol mir mal ’ne Flasche Bier, sonst streik’ ich hier“war auch das Lebensgefü­hl. Es war kunterbunt und ich war mittendrin. Für zwei, drei Jahre habe ich das Leben als Popstar kennenlern­en dürfen. Da wird auch mal Rock’n’Roll gemacht und bis nachts um zwei gefeiert. Die Comedy ist dagegen eher bürokratis­ch: Das Publikum kommt um acht und will spätestens um elf zu Hause sein. Aber als Comedian sind meine Sachen heute lustiger. Ich habe mich deutlich weiterentw­ickelt.

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FOTO: KNOP Matze Knop

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