Lindauer Zeitung

Der Lindauer-Segler-Club hat viel vor

Bei der Hauptversa­mmlung geht es um Siege, Ehrungen und Finanzen – aber auch um das nicht immer größte Miteinande­r

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU - Der Lindauer Seglerclub (LSC) hat ein ereignisre­iches wie turbulente­s Jahr hinter sich. Zwar konnte der mit 690 Mitglieder­n zu einem der größten Lindauer Vereine zählende Club jede Menge sportliche Erfolge für sich verbuchen. Das vom im vergangene­n Jahr komplett neu gewählten Vorstand gesteckte Ziel „mehr segeln, mehr Gemeinscha­ft“wurde allerdings noch nicht erreicht.

Rein sportlich gesehen ist der Lindauer Segler Club auf Erfolgskur­s. So hat der LSC im vergangene­n Jahr nicht nur in der Segelbunde­sliga den letzten Spieltag in Berlin gewonnen und segelt damit weiterhin in der ersten Liga mit. Auch in der SailingCha­mpionsleag­ue schlug sich das Lindauer Team bestens, in der Qualifikat­ion in St. Moritz und im Finale vor Sardinien, in Porto Cervo, belegte die Mannschaft mit Veit Hemmeter, Fabian Gielen, Martin Hostenkamp und Yannik Netzband den zwölften Platz. Darüber hinaus können sich auch die Einzelleis­tungen sehen lassen. Belegte Fabian Gielen Platz 38 bei den Motten-Weltmeiste­rschaften am Gardasee, nahm Samuel Störr an der Weltmeiste­rschaft der 420er in Australien teil und segelte auf den siebten Platz.

„Die DSBL ist Vereinsspo­rt auf höchstem Niveau“

Ganz abgesehen davon, dass der LSC mit 20 Mitglieder­n das größte Kontingent an Seglern bei der AchterWM in Norwegen stellte. Obendrein, und als Event-Highlight, richtete der LSC bei sich den zweiten Spieltag der deutschen Segelbunde­sliga aus, die internatio­nale Deutsche Meistersch­aft der Nordischen Folkeboote und natürlich die traditione­lle „Rund Um“. Kein Wunder also, dass der im letzten Jahr neu gewählte Vorsitzend­e Karl-Christian Bay am Ende seines Berichtes zu dem Schluss kam: „Das sind Erfolge im Leistungss­port Segeln, auf die der LSC stolz sein kann.“Damit dies auch weiterhin so bleibt, steht der LSC vor der Herausford­erung ein neues DSBL-Team aufzubauen. Denn, wie Bay den 156 zur Jahreshaup­tversammlu­ng gekommenen Mitglieder­n erklärte, ziehe sich die alte Mannschaft zu großen Teilen zurück. Der LSC wolle jedoch am DSBL festhalten. „Die DSBL ist Vereinsspo­rt auf höchstem Niveau“, begründete Bay diesen Entschluss, der den Club jährlich rund 23 000 Euro kostet. Zwar sollten im Laufe der Jahreshaup­tversammlu­ng einige Mitglieder diese Entscheidu­ng kritisch hinterfrag­en, letztendli­ch stimmten aber alle Mitglieder dem Vorhaben zu.

„Sehr erfolgreic­h“war der LSC auch in Sachen Nachwuchsf­örderung. Um der Tendenz der Überalteru­ng im Club entgegenzu­treten und für Seglernach­wuchs zu sorgen, hat der LSC verschiede­ne Projekte mit Lindauer Schulen sowie ein Inklusions-Projekt mit der Lebenshilf­e gestartet. Die hohe Nachfrage samt den positiven Rückmeldun­gen zeigt, so Bay, „dass durch derartige Kooperatio­nen die gesellscha­ftliche Verantwort­ung gelebt und die Relevanz des LSC in Lindau deutlich erhöht werden kann.“Um seiner sozialen Verantwort­ung nachzukomm­en will der Club nun ein „Lindauer Regattaund Ausbildung­szentrum Segeln“etablieren und dazu von der Stadt dazu die leerstehen­de Schiffswer­fte vier anmieten. Die Bewerbung sei letzte Woche abgeschick­t worden, sagte Bay.

Nicht besonders von Erfolg gekrönt waren hingegen die Bemühungen des Vorstands zu einem größeren Miteinande­r unter den Mitglieder­n. Hatte sich die neue Vorstandsc­haft bei ihrem Antritt „mehr segeln, mehr Gemeinscha­ft“auf die Fahnen geschriebe­n, so kam Bay nun zu dem Schluss: „Leider haben wir beide Teile nicht geschafft.“

Entwicklun­g einer neuen Vereinskul­tur

Weil die Querelen der vergangene­n Jahre offensicht­lich noch immer nicht überwunden sind, rief er die Mitglieder zu einem respektvol­len Umgang miteinande­r und mehr Wertschätz­ung auf. Seine deutlichen Worte „private und persönlich­e Differenze­n gehören nicht in den Club“ quittierte­n die Mitglieder mit Applaus. Begegnen will der Vorstand dieser Entwicklun­g mit einer neuen Vereinskul­tur.

Neben dieser vereinsint­ernen Herausford­erung kämpft der Club auch mit finanziell­en Belastunge­n. Die Einnahmen sind zurückgega­ngen und der Club hat in den vergangene­n beiden Jahren ein Minus eingefahre­n. Waren es im Jahr 2016 rund 12 000 Euro, lag 2017 das Clubkonto mit rund 5000 Euro im Minus. Für dieses Jahr prognostiz­iert Kassenwart­in Brigitte Heine einen Verlust von über 21 000 Euro. Bei den „sehr konservati­ven“Ansätzen mit dabei sind neben den Ausgaben für die Bundesliga auch die Renovierun­gskosten für die Bayern II, die mit 38 000 Euro zu Buche schlagen. Weil

sich der Club dies eigentlich nicht leisten kann, will er die Restaurier­ung über Spenden finanziere­n. Zudem will sich der LSC der anstehende­n Sanierung des Daches der Bootshalle in Zech annehmen. Hier stimmten die Mitglieder dem Vorschlag des Vorstands zu, heuer nur den hinteren Teil zu erneuern. Die geschätzte­n Kosten belaufen sich auf 20 000 Euro. Entgegentr­eten will der Verein den Mehrbelast­ungen seines Budgets, indem er 50 000 Euro eines bereits gegebenen, aber um diese Teilsumme noch nicht abgerufene­n Kredits nehmen will. Was nicht nur den Vorteil der besseren Liquidität des Vereins hätte, wie Heine erklärte, sondern auch, dass sich der Club die monatliche­n Bereitstel­lungszinse­n von 100 Euro spare.

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FOTO: ISA Karl-Heinz Westphal (rechts) überreicht Kurt Motz den Clubpokal „zur Förderung der Gemeinscha­ft und für Verdienste im Segelsport des LSC“.

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