Der Lindauer-Segler-Club hat viel vor
Bei der Hauptversammlung geht es um Siege, Ehrungen und Finanzen – aber auch um das nicht immer größte Miteinander
LINDAU - Der Lindauer Seglerclub (LSC) hat ein ereignisreiches wie turbulentes Jahr hinter sich. Zwar konnte der mit 690 Mitgliedern zu einem der größten Lindauer Vereine zählende Club jede Menge sportliche Erfolge für sich verbuchen. Das vom im vergangenen Jahr komplett neu gewählten Vorstand gesteckte Ziel „mehr segeln, mehr Gemeinschaft“wurde allerdings noch nicht erreicht.
Rein sportlich gesehen ist der Lindauer Segler Club auf Erfolgskurs. So hat der LSC im vergangenen Jahr nicht nur in der Segelbundesliga den letzten Spieltag in Berlin gewonnen und segelt damit weiterhin in der ersten Liga mit. Auch in der SailingChampionsleague schlug sich das Lindauer Team bestens, in der Qualifikation in St. Moritz und im Finale vor Sardinien, in Porto Cervo, belegte die Mannschaft mit Veit Hemmeter, Fabian Gielen, Martin Hostenkamp und Yannik Netzband den zwölften Platz. Darüber hinaus können sich auch die Einzelleistungen sehen lassen. Belegte Fabian Gielen Platz 38 bei den Motten-Weltmeisterschaften am Gardasee, nahm Samuel Störr an der Weltmeisterschaft der 420er in Australien teil und segelte auf den siebten Platz.
„Die DSBL ist Vereinssport auf höchstem Niveau“
Ganz abgesehen davon, dass der LSC mit 20 Mitgliedern das größte Kontingent an Seglern bei der AchterWM in Norwegen stellte. Obendrein, und als Event-Highlight, richtete der LSC bei sich den zweiten Spieltag der deutschen Segelbundesliga aus, die internationale Deutsche Meisterschaft der Nordischen Folkeboote und natürlich die traditionelle „Rund Um“. Kein Wunder also, dass der im letzten Jahr neu gewählte Vorsitzende Karl-Christian Bay am Ende seines Berichtes zu dem Schluss kam: „Das sind Erfolge im Leistungssport Segeln, auf die der LSC stolz sein kann.“Damit dies auch weiterhin so bleibt, steht der LSC vor der Herausforderung ein neues DSBL-Team aufzubauen. Denn, wie Bay den 156 zur Jahreshauptversammlung gekommenen Mitgliedern erklärte, ziehe sich die alte Mannschaft zu großen Teilen zurück. Der LSC wolle jedoch am DSBL festhalten. „Die DSBL ist Vereinssport auf höchstem Niveau“, begründete Bay diesen Entschluss, der den Club jährlich rund 23 000 Euro kostet. Zwar sollten im Laufe der Jahreshauptversammlung einige Mitglieder diese Entscheidung kritisch hinterfragen, letztendlich stimmten aber alle Mitglieder dem Vorhaben zu.
„Sehr erfolgreich“war der LSC auch in Sachen Nachwuchsförderung. Um der Tendenz der Überalterung im Club entgegenzutreten und für Seglernachwuchs zu sorgen, hat der LSC verschiedene Projekte mit Lindauer Schulen sowie ein Inklusions-Projekt mit der Lebenshilfe gestartet. Die hohe Nachfrage samt den positiven Rückmeldungen zeigt, so Bay, „dass durch derartige Kooperationen die gesellschaftliche Verantwortung gelebt und die Relevanz des LSC in Lindau deutlich erhöht werden kann.“Um seiner sozialen Verantwortung nachzukommen will der Club nun ein „Lindauer Regattaund Ausbildungszentrum Segeln“etablieren und dazu von der Stadt dazu die leerstehende Schiffswerfte vier anmieten. Die Bewerbung sei letzte Woche abgeschickt worden, sagte Bay.
Nicht besonders von Erfolg gekrönt waren hingegen die Bemühungen des Vorstands zu einem größeren Miteinander unter den Mitgliedern. Hatte sich die neue Vorstandschaft bei ihrem Antritt „mehr segeln, mehr Gemeinschaft“auf die Fahnen geschrieben, so kam Bay nun zu dem Schluss: „Leider haben wir beide Teile nicht geschafft.“
Entwicklung einer neuen Vereinskultur
Weil die Querelen der vergangenen Jahre offensichtlich noch immer nicht überwunden sind, rief er die Mitglieder zu einem respektvollen Umgang miteinander und mehr Wertschätzung auf. Seine deutlichen Worte „private und persönliche Differenzen gehören nicht in den Club“ quittierten die Mitglieder mit Applaus. Begegnen will der Vorstand dieser Entwicklung mit einer neuen Vereinskultur.
Neben dieser vereinsinternen Herausforderung kämpft der Club auch mit finanziellen Belastungen. Die Einnahmen sind zurückgegangen und der Club hat in den vergangenen beiden Jahren ein Minus eingefahren. Waren es im Jahr 2016 rund 12 000 Euro, lag 2017 das Clubkonto mit rund 5000 Euro im Minus. Für dieses Jahr prognostiziert Kassenwartin Brigitte Heine einen Verlust von über 21 000 Euro. Bei den „sehr konservativen“Ansätzen mit dabei sind neben den Ausgaben für die Bundesliga auch die Renovierungskosten für die Bayern II, die mit 38 000 Euro zu Buche schlagen. Weil
sich der Club dies eigentlich nicht leisten kann, will er die Restaurierung über Spenden finanzieren. Zudem will sich der LSC der anstehenden Sanierung des Daches der Bootshalle in Zech annehmen. Hier stimmten die Mitglieder dem Vorschlag des Vorstands zu, heuer nur den hinteren Teil zu erneuern. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf 20 000 Euro. Entgegentreten will der Verein den Mehrbelastungen seines Budgets, indem er 50 000 Euro eines bereits gegebenen, aber um diese Teilsumme noch nicht abgerufenen Kredits nehmen will. Was nicht nur den Vorteil der besseren Liquidität des Vereins hätte, wie Heine erklärte, sondern auch, dass sich der Club die monatlichen Bereitstellungszinsen von 100 Euro spare.