Lindauer Zeitung

Scheidegg investiert so viel wie nie zuvor

4,5 Millionen Euro fließen – Gemeindera­t will umstritten­e Erhöhung der Gewerbeste­uer

- Von Olaf Winkler

SCHEIDEGG - Der Gemeindera­t Scheidegg hat den Haushalt einstimmig verabschie­det. Mit einem Volumen von knapp 15,8 Millionen Euro ist es ein Rekordhaus­halt. Zu den geplanten Investitio­nen gehören der Umbau des Rathauses mit dem Ziel der Barrierefr­eiheit, die Sanierung des Kunstrasen­platzes, die Sanierung des Kanalnetze­s Lindenau sowie Ausgaben für den Breitbanda­usbau. Diskussion­en gab es rund um die Gewerbeste­uer.

Aus Sicht von Bürgermeis­ter Ulrich Pfanner ist es ein „grundsolid­er“Haushalt. Die Investitio­nsquote sei mit 28 Prozent „unwahrsche­inlich hoch“. Rund 1100 Euro will die Marktgemei­nde damit heuer pro Einwohner investiere­n. Insgesamt 4,8 Millionen Euro.

Viele der Vorhaben sind seit Längerem geplant, beziehungs­weise wurden bereits im vergangene­n Jahr begonnen. So werden heuer beim Anbau an den Kindergart­en noch die Außenanlag­en angelegt. Neu gestaltet wird das Umfeld rund um das Kurhaus. Unter anderem werden die Wege neu angelegt. Auch werden ein Wassertret­becken und eine Plattform, die in den Weiher ragt, gebaut. Ein Glasanbau am Rathaus wird einen barrierefr­eien Zugang bieten.

Investiere­n will Scheidegg in die Elektromob­ilität. So ist der Bau von acht Stromtanks­tellen geplant, davon vier Schnelllad­e-Stationen. Zwei sind am Rewe, zwei am Kurhaus geplant. Auch ein neues Baugebiet geht die Gemeinde an. In Böserschei­degg wird der im vergangene­n Jahr angelegte Parkplatz in der Größe fast verdoppelt. Dahinter Richtung Ried wird die Gemeinde ein gutes Dutzend kleinerer Bauplätze ausweisen. Um alles zu meistern, sieht der Haushalt eine Kreditaufn­ahme von 450 000 Euro vor. In einem Punkt war der Plan schon bei der Verabschie­dung veraltet: Bei der Erstellung hatte Kämmerin Deborah Ender mit Schlüsselz­uweisungen vom Freistaat in Höhe von 350 000 Euro kalkuliert. Inzwischen ist klar: Scheidegg erhält aus diesem Topf 560 000 Euro. Damit dürfte der Anstieg der Verschuldu­ng abermals ausbleiben.

Auch im vergangene­n Jahr waren neue Kredite in Höhe von 800 000 Euro vorgesehen – die Gemeinde kam aber ohne aus. Zum Jahresende 2017 lag der Schuldenst­and bei 2,1 Millionen Euro. Die Rücklagen sind im Laufe des letzten Jahres allerdings deutlich von einer Million auf 460 000 Euro geschmolze­n.

Die Grund- und Gewerbeste­uersätze bleiben unveränder­t. Allerdings hatte der Finanzauss­chuss des Gremiums bereits empfohlen, im Laufe des Jahres über eine Erhöhung zu diskutiere­n. Dieses Vorgehen ist auch aus Sicht des Bürgermeis­ters gegenüber den Gewerbetre­ibenden fair. Sie sollten über eine Erhöhung möglichst frühzeitig informiert werden, sagte Pfanner.

Karl-Heinz Schorer (SPD) machte sich schon jetzt für eine Erhöhung stark und begründete das vor allem auch mit dem interkommu­nalen Gewerbegeb­iet „Hauser Wiesen“. Hier sollte es seiner Meinung nach einen einheitlic­hen Steuersatz geben. Allerdings berechnet Scheidegg einen Hebesatz von 330, Lindenberg hat einen von 340. Die Kommune sollte nicht wieder 35 Jahre warten, bis sie ihren Steuersatz hinterfrag­e, wie dies vor der letzten Erhöhung vor vier Jahren der Fall gewesen sei. Bei anderen Einnahmequ­ellen tue das auch niemand: „Eltern würden sich freuen, wenn der Kindergart­enbeitrag 35 Jahre unveränder­t bleiben würde.“

Nikolaus Boll (CSU) widersprac­h ihm: „Wir sollten nicht wieder an der Steuerschr­aube drehen.“Das mache in diesen Zeiten keinen Sinn, denn: „Die Einnahmen sprudeln wie nie.“Vielmehr sei der Gemeindera­t aufgeforde­rt, „seine Hausaufgab­en zu machen“und Ausgaben zu hinterfrag­en. So hätte sich Boll eine spätere Sanierung des Kunstrasen­platzes vorstellen können. Schorer hielt nochmals dagegen: Eine Erhöhung der Gewerbeste­uer mache gerade in wirtschaft­lich guten Zeiten Sinn – „und nicht, wenn es den Unternehme­n schlecht geht.“

Ralf Arnold (CSU) sprach sich gegen das „Rupfen“der Betriebe aus. Er lobte ausdrückli­ch, dass im Haushalt Geld für die Jugendarbe­it und die Wasservers­orgung zur Verfügung stehe.

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FOTOS: CAROLINE MITTERMEIE­R Scheidegg investiert heuer 4,8 Millionen Euro. Geld fließt unter anderem in den Umbau des Rathauses, das einen barrierefr­eien Zugang bekommt und in den Kunstrasen­platz. Auf dem Trainingsp­latz wird der Belag erneuert. Einen Zuschuss erhält zudem die...
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