Zwischen Birmingham und Berlin
DLV will bei der Hallen-WM vor allem Erfahrung sammeln – EM bleibt großes Ziel
BIRMINGHAM (SID) - Konstanze Klosterhalfen hofft auf den größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere, Routiniers wie David Storl, Raphael Holzdeppe, Cindy Roleder und der Friedrichshafener Richard Ringer auf weitere Medaillen: Wenn die deutschen Leichtathleten ab Donnerstag bei der Hallen-WM in Birmingham um Gold, Silber und Bronze kämpfen, geht es allerdings um mehr als nur Edelmetall. Mindestens genauso wichtig: Erfahrungen sammeln für die Heim-EM im August in Berlin.
Als „Zwischenschritt“auf dem Weg nach Berlin ordnete Idriss Gonschinska, Leitender Direktor Sport des DLV, die Titelkämpfe ein. „Eine Hallen-WM mit einer kleinen Mannschaft ist immer schwierig. Wir haben sicherlich keine festen Medaillenbänke, wie wir das über viele Jahre hatten“, sagte Gonschinska, „wir haben Finalchancen, und wir haben sicherlich auch Überraschungschancen.“
Vor zwei Jahren in Portland gab es für den Deutschen LeichtathletikVerband (DLV) zweimal Silber und einmal Bronze. Doch viel wichtiger: Damals zeigte ein unerfahrenes Team einen mutigen Auftritt – und wurde belohnt. Beispiel: Der damals 19 Jahre alte Max Heß gewann überraschend Silber im Dreisprung. Wenige Monate später holte er Gold bei der Freiluft-EM in Amsterdam.
Die Europameisterschaften im Freien sind auch in diesem Jahr das große Ziel der Deutschen – zumal die Heim-EM (7. bis 12. August) große Emotionen verspricht. Einen Vorgeschmack darauf soll es schon in Birmingham geben.
Bereits am Donnerstag liegen die Hoffnungen auf Klosterhalfen. Über 3000 m geht die 21 Jahre alte frisch gebackene deutsche Rekordlerin durchaus mit Medaillenchancen ins Rennen. Auch wenn die Weltrekordlerin und Titelverteidigerin Genzebe Dibaba (Äthiopien) unschlagbar scheint. Derzeit liegt Klosterhalfen hinter Dibaba auf Platz zwei der Jahres-Weltbestenliste.
Mit einem Platz auf dem Podium liebäugeln auch die schnellen deutschen Sprinterinnen: Tatjana Pinto (Paderborn) über 60 m und die im vergangenen Jahr lange verletzte Hallen-Europameisterin Cindy Roleder (Halle) über die Hürden. Ein weiterer Grund für den Start: Beide wollen gegen die Besten der Welt Wettkampfpraxis sammeln. Natürlich auch im Hinblick auf Berlin.
Und die erhoffte starke Konkurrenz bekommen sie. In beiden Disziplinen sind Weltklasse-Athletinnen am Start. „Es ist extrem eng. Auch die anderen müssen erst einmal schnell laufen. Ich weiß, dass ich das kann“, sagte Roleder, die in der Vergangenheit oft gezeigt hat, dass sie bei Großereignissen Topleistungen abliefern kann.
Schnell ist auch Pinto. Das bewies sie zuletzt bei den deutschen Meisterschaften, als sie mit 7,06 Sekunden die beste Zeit einer Deutschen seit Katrin Krabbe lief. Nun geht es gegen Topstars wie Doppel-Olympiasiegerin Elaine Thompson (Jamaika) oder 100-m-Europameisterin Dafne Schippers (Niederlande).
Wettkämpfe braucht auch noch Storl. Nach seinem Trainerwechsel arbeitet der 27-Jährige mit Blick auf Berlin weiter an seiner Form. „Es gilt, sich zu finden“, sagte Storl. Mit bisher erreichten 21,19 m zählt der Leipziger aber erstmals seit Langem nicht zu den ersten Titelanwärtern. Schon zwei Konkurrenten haben die 22 Meter geknackt. Ein Highlight verspricht der Stabhochsprung der Männer zu werden. Und Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) ist mit einer Saisonbestleistung von 5,88 m mittendrin. Am vergangenen Sonntag im französischen Clermont-Ferrand übersprangen allerdings gleich sieben Athleten 5,88, es gewann Weltmeister Sam Kendricks (USA) mit 5,93.