Wenn selbst van der Vaart helfen will
HSV am Abgrund – 2,20 Meter hohe Absperrungen sollen Platzsturm verhindern
HAMBURG (SID/falx/dpa) - Es klingt beinahe wie Hohn oder zumindest Realsatire, wenn Rafael van der Vaart dem Hamburger SV seine Hilfe anbietet: „Es wäre mir egal, ob es die zweite Liga wäre. Es wäre eine Ehre. Ob als Spieler oder in einer anderen Funktion. Der HSV ist mein Verein.“Van der Vaart – einige Ältere werden sich erinnern – war einst das Aushängeschild der Hanseaten, brillierte auf dem Platz, wollte einige Male entfliehen, streikte und ging dann 2015 zu Betis Sevilla. Mittlerweile spielt der 35-jährige Niederländer, der in 199 Spielen für den HSV 66 Tore erzielte, für den FC Midtjylland in Dänemark. In der aktuellen Serie der Superliga wurde er in 22 Partien einmal eingewechselt und kommt auf eine Einsatzminute. Wenn selbst der ehemalige Spielmacher bei diesen Werten glaubt, dem Bundesliga-Dino derzeit wirklich helfen zu können, wie muss es dann erst um selbigen stehen?
Vor dem brisanten Duell zwischen dem Tabellen-17. und dem 16. aus Mainz am Samstag (15.30 Uhr/ Sky) haben die Rothosen auch so Probleme en masse. Auch um denen zu entfliehen, bezogen Trainer Bernd Hollerbach und sein Team im noblen Idyll des Alstertaler Naturschutzgebietes, keine 20 Kilometer vom Volksparkstadion entfernt, vor dem Abstiegsshowdown Quartier. Es ist wohl die letzte Chance auf eine Wende. „Wenn wir Mainz schlagen, sieht die Sache für uns schon wieder ganz anders aus“, sagte Hollerbach: „Wir sind noch lange nicht abgestiegen – auch wenn es einige glauben.“
Ausschreitungen drohen erneut
Was soll der als Heilsbringer gehandelte Trainer auch sonst sagen? Nur mit einem Sieg lebt die Hoffnung an der Elbe auf eine erneute Rettung weiter. Denn die sportliche Situation ist mit bereits sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz ziemlich verfahren. Ebenfalls bitter: dem Mainz-Spiel folgt das Duell mit den Münchener Bayern – in München, Spiele gegen Hertha Bsc und den VfB in Stuttgart folgen. Die Fans schwanken zwischen Resignation und Frust.
„Wir brauchen keine Selbstzerstörung, wir brauchen eine Einheit“, sagte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen: „Wir hoffen, dass sich nach einem Dreier gegen Mainz eine Eigendynamik des Erfolges einstellt.“Doch bis dahin ist es für diesen HSV ein unheimlich weiter Weg. Elf Spiele wartet der Club schon auf einen Sieg. Die Offensive zeigte sich mit mickrigen 18 Toren bislang nicht bundesligatauglich. Wie der „kicker“und die „Bild“übereinstimmend berichten, stehen Bruchhagen, Manager Jens Todt und Hollerbach zudem allesamt auf der Kippe.
Doch zunächst zählt nur das Spiel gegen Mainz 05, das die Hanseaten mit aller Macht auf Abstand halten will. „Die Zukunft des HSV muss uns in diesem Spiel – mit Verlaub gesagt – am Arsch vorbeigehen“, sagte FSVAbwehrspieler Leon Balogun t-online.de vor der Partie, die zu einem Risikospiel erklärt wurde.
Rund um das brisante Duell wird es besondere Maßnahmen geben, um Zuschauervergehen zu unterbinden. Im Nordderby in Bremen (0:1) hatten einige Hamburger massiv Pyrotechnik abgebrannt, beim Heimspiel gegen Leverkusen (1:2) konnte nur mit Mühe ein Platzsturm verhindert werden. Nun wurden die Zäune in der Arena von 1,10 auf 2,20 Meter erhöht.