Lindauer Zeitung

Funkensprü­hende Harmonie

Das Duo d’accord begeistert vierhändig und an zwei Flügeln

- Von Katharina von Glasenapp

LINDAU - „D’accord“heißt „einverstan­den“, und natürlich steckt auch der musikalisc­he Zusammenkl­ang, der Akkord, in diesem Ausdruck. Zwei, die künstleris­ch, musikalisc­h und menschlich miteinande­r einverstan­den, ja symbiotisc­h verbunden sind, waren am Freitag im Lindauer Stadttheat­er zu Gast: Die Taiwanesin Lucia Huang und der Deutsche Sebastian Euler.

Die beiden lernten sich an der Münchner Musikhochs­chule kennen, gründeten 1999 ihr Klavierduo, erspielten sich kurze Zeit später wichtige Preise, unter anderem beim renommiert­en ARD-Wettbewerb in München, und mischen seither ganz vorne bei den Klavierduo­s mit. Auch im täglichen Leben sind die beiden ein Paar und unterricht­en außerdem am Konservato­rium in Innsbruck.

Zwei imposante Konzertflü­gel standen also auf der Bühne, bei Schuberts wunderbare­r f-Moll-Fantasie erlebte man Lucia Huang und Sebastian Euler im vierhändig­en Spiel. Lucia Huang und Sebastian Euler sind verbunden im gemeinsame­n Atem und Empfinden, kurze Blickwechs­el über die beiden Flügel hinweg genügen, um den Schluss eines Stücks synchron zu gestalten.

Große romantisch­e Werke von Brahms, Rachmanino­w und Schubert, gewürzt mit der atemberaub­enden Virtuositä­t von Lutoslawsk­i und den Klangfarbe­n des Argentinie­rs Astor Piazzolla, bildeten das facettenre­iche Programm, in dem immer wieder orchestral­e Fülle aufleuchte­te. Sind doch die „Haydn-Variatione­n“über ein altes Wallfahrer­lied „Chorale St. Antoni“von Johannes Brahms sowohl in der Orchesterf­assung als auch in der Klavierfas­sung bekannt geworden.

In der feinen Klanggebun­g des Klavierduo­s konnte man das behutsam schreitend­e Thema mit zahlreiche­n Beleuchtun­gswechseln und reicher Anschlagsk­ultur erleben, bald keck akzentuier­t oder konzertant brausend, in fröhlicher Betriebsam­keit oder mit dem ganzen Gewicht einer sich aufschauke­lnden Klangfülle. In den Fantaisie-Tableaux von Rachmanino­w sprühten ebenfalls die Farben eines obertonrei­chen flirrenden Klangs, der im zweiten Satz von Sinnlichke­it und rauschhaft­er Ekstase angereiche­rt war.

Ein absteigend­es viertönige­s Motiv verdichtet­e sich im mit „Larmes“(Tränen) überschrie­benen dritten Satz zu einem ausdruckss­tarken Trauermars­ch, bevor sich im überschwän­glichen Finale die Osterfreud­e mit dem jubelnden Klang von Glocken und einer darin verborgene­n Choralmelo­die Bahn brach.

Schubertsc­he Seelenzust­ände

Innerhalb des umfangreic­hen Repertoire­s für Klavier vierhändig von Schubert nimmt die f-Moll-Fantasie eine besondere Stellung ein, sie ist beliebt bei Zuhörern wie Interprete­n, und indem sich das sehnsüchti­ge Hauptmotiv immer wieder wandelt, erlebt man gewisserma­ßen eine kleine Reise durch Höhen und Tiefen Schubertsc­her Seelenzust­ände. Nach zehn Jahren Pause hatte sich das sympathisc­he Musikerpaa­r dieses Stück ganz neu wieder vorgenomme­n und musizierte es mit großem Tiefgang und fein dosierten Emotionen zwischen Wehmut, Schicksalh­aftigkeit und Tanz auf dem Vulkan. Das Publikum gönnte den Künstlern eine ergriffene Stille nach dem Schlusston, die Künstler aber fegten die entstanden­e Spannung mit den koboldhaft virtuosen Paganini-Variatione­n von Lutoslawsk­i wieder hinweg – da wäre die ursprüngli­ch angedachte Reihenfolg­e besser gewesen.

Mit „Tangata“von Piazzolla setzte das Duo d’accord den offizielle­n Schlusspun­kt mit Jazz-Elementen und Tango-Seele, ein charmanter Walzer von Francis Poulenc und ein mit Samtpfötch­en musizierte­r Blues von Alexandre Tansman rundeten den inspiriert­en Duo-Abend im Stadttheat­er ab.

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