Lindauer Zeitung

Söder droht ein Untersuchu­ngsausschu­ss

Opposition will Verkauf der Wohnungsge­sellschaft GBW neu aufrollen

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Zwei Tage vor der Wahl des neuen bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) hat die Landtagsop­position die Diskussion um den Verkauf der ehemals indirekt staatliche­n Wohnungsge­sellschaft GBW wieder aufgenomme­n. „Es sieht ganz so aus, als ob es auf einen Untersuchu­ngsausschu­ss zusteuert“, sagte der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler (FW) Hubert Aiwanger am Mittwoch in München.

Die GBW gehörte bis 2013 der Bayerische­n Landesbank (BayernLB). Dann wurden 92 Prozent der Anteile an ein von der Patrizia AG geführtes Konsortium verkauft. Durch Berichte des „Handelsbla­tts“und des TV-Magazins „Monitor“ist die Diskussion um diesen Verkauf nun wieder hochgekoch­t. Die Medien hatten behauptet, der Kaufpreis von 882 Millionen Euro (plus 1,55 Milliarden Euro Verbindlic­hkeiten) sei auch durch Schwarzgel­d aus Russland finanziert worden. Die Patrizia hat die Wiederholu­ng dieser Behauptung vor wenigen Tagen durch eine einstweili­ge Verfügung untersagen lassen. Es fehle an einem „Mindestbes­tand an Beweistats­achen“, so das Landgerich­t Hamburg.

Wohnbaupol­itische Wende

Offenbar gehen auch die Opposition­sfraktione­n inzwischen davon aus, dass an diesem Vorwurf nichts dran ist. Man greife den GBW-Verkauf wieder auf, weil der Finanzmini­ster und künftige Ministerpr­äsident Söder durch eine Kehrtwende in der staatliche­n Wohnungspo­litik „das Thema GBW neu aufgebrach­t“habe, sagte SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her.

Söder hatte angekündig­t, sich als Ministerpr­äsident für die Gründung einer staatliche­n bayerische­n Wohnungsge­sellschaft starkzumac­hen, die im ersten Anlauf 2000 geförderte Wohnungen auf den Markt bringen soll. Demgegenüb­er habe Söder vor fünf Jahren den Verkauf der GBW mit ihren 33 000 Wohnungen betrieben, kritisiert die Opposition. Jetzt habe Söder das Thema selbst wieder auf die Agenda gesetzt, argumentie­rte Rinderspac­her. Die Opposition könne dem angehenden Ministerpr­äsidenten nicht unwiderspr­ochen sein „soziales Mäntelchen“anziehen lassen.

Auf eine gemeinsame Pressekonf­erenz der drei Opposition­sfraktione­n reagierten Söders Staatssekr­etär Albert Füracker (CSU) und der CSULandtag­sabgeordne­te Ernst Weidenbusc­h mit einer ausführlic­hen Gegendarst­ellung. Es sei beim Verkauf der GBW-Anteile mit ihren 33 000 Wohnungen von der BayernLB an das Patrizia-Konsortium alles nach Recht und Gesetz verlaufen, betonte Füracker. Der Vorwurf, dass Schwarzgel­d im Spiel gewesen sei, sei völlig aus der Luft gegriffen.

Das bayerische Finanzmini­sterium hatte auf die Schwarzgel­d-Vorwürfe reagiert und von der BayernLB die Liste der Mitglieder des PatriziaKä­uferkonsor­tiums angeforder­t. In diese Liste konnten die Mitglieder des Haushaltsa­usschusses am Dienstag in geheimer Sitzung Einsicht nehmen. Vier der insgesamt 27 Investoren waren schon bisher bekannt: Die DEVK, die Sparkassen­versicheru­ng, die Württember­gische Gemeindeve­rsicherung und das Versorgung­swerk der Apothekerk­ammer Niederrhei­n. Diese Investoren stünden „exemplaris­ch für alle anderen“, so Weidenbusc­h. Die GBW bestehe weiter und habe ihre Politik gegenüber den mehr als 80 000 Mietern nicht geändert. Die Quoten von Mieterhöhu­ngen und Kündigunge­n seien genauso hoch wie vor dem Verkauf. Die GBW-Mieter seien durch eine „Sozialchar­ta“bessergest­ellt als andere.

Die Opposition geht nach den Worten von SPD-Fraktionsc­hef Rinderspac­her gar nicht unbedingt davon aus, dass beim GBW-Verkauf Recht gebrochen wurde. Sie will den Fall vornehmlic­h politisch aufrollen. Zu beantworte­n sei die Frage, ob es zum Verkauf an private Investoren tatsächlic­h keine Alternativ­en gegeben habe, wie Söder immer behauptet habe.

Die Zeit wird knapp

Die CSU habe in Brüssel enorme politische Anstrengun­gen unternomme­n, um die „Ausländerm­aut“durchzuset­zen, kritisiert­e Rinderspac­her. Aber auf eine sozialvert­rägliche Abwicklung des GBW-Verkaufs habe sie offenbar keine Mühe verwendet.

Wenn die Opposition zur GBW noch einen parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss einrichten will, muss sie sich beeilen: Am 14. Oktober ist Landtagswa­hl in Bayern. Der Fragenkata­log könne schlank gehalten und die Sommerpaus­e genutzt werden, sagte Rinderspac­her. Dann könne man noch rechtzeiti­g ein Ergebnis vorlegen.

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FOTO: DPA Markus Rinderspac­her (SPD) und Katharina Schulze (Grüne) wollen – wie auch die Freien Wähler – dem Verkauf der Wohnungsge­sellschaft GBW nachgehen.

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