Freibier für die „Bepperl“
Vereine und sogar eine eigene Partei kämpfen um den vergessenen kirchlichen Feiertag Josefi am 19. März
MÜNCHEN (lby) - Freibier und Freifahrten für alle Josefs, Josefas und Josefinen: Am Montag ist allein der Name ein geldwerter Vorteil. Am JosefiTag bekommen etwa im oberbayerischen Kloster Andechs sämtliche Namensvettern und -cousinen eine Maß Bier geschenkt; am Wendelstein können alle „Bepperl“– die bairisch geschlechtsneutrale Form – kostenlos mit der Bergbahn fahren.
Der Josefi-Tag am 19. März fällt in die Fastenzeit, damit aber auch in die Starkbiersaison. Er wird folglich eher mit dem Gerstensaft als mit dem Heiligen Josef in Verbindung gebracht. Dennoch ist der Namenstag von Marias Bräutigam ein wichtiger kirchlicher Feiertag.
Im abendländischen Christentum gewann der Heilige Josef mit der Mystikerin Teresa von Avila an Bedeutung. Seit 1729 ist der Festtag für die ganze katholische Kirche vorgeschrieben. Papst Pius IX. ernannte Josef dann 1870 zum Patron der Kirche. Bis 1968 war der Josefi-Tag in Bayern sogar gesetzlicher Feiertag.
Die Abschaffung löste Proteste aus. Aufrechte Seppen taten sich zusammen und gründeten eine Partei: „Wichtigstes Ziel der Partei ist es, den Josefstag am 19. März wieder als Feiertag einzuführen“, heißt es bis heute in der Satzung der KöniglichBayerischen-Josefspartei im schwäbischen Aichach. Zudem solle der Tag gebührend begangen werden – wofür sich teils auch diverse Josefsvereine einsetzen, die aber oft auch Ziele wie Brauchtumspflege oder soziales Engagement verfolgen.
Weißwurst und Weißbier
Am Montag feiern Mitglieder der Josefspartei traditionsgerecht mit Weißwurst und Weißbier – und am Abend mit einem Gottesdienst, wie Parteichef Fritz Josef Beintner ankündigt. „Wir beten für den Heiligen Josef und für unsere verstorbenen Mitglieder.“Die Partei mit rund 6000 Mitgliedern – einige sogar in den USA, China, Japan und Indien – sei zwar weltumspannend, leide aber unter Nachwuchsmangel. „Die Jugend hat nicht mehr das Interesse für den Heiligen Josef.“
Obwohl nach Beintners Angaben zu Parteitagen in früheren Jahren mit Horst Seehofer und Markus Söder (beide CSU) führende Vertreter der bayerischen Politik kamen, konnte die Partei ihren Vorschlag, zum Ausgleich für einen Josefs-Feiertag einen Samstag zu arbeiten, bisher nicht durchsetzen. Zur Landtagswahl werde man freilich nicht antreten. „Wir wollen ja nicht politisch werden. Wir haben nur ein Parteiziel: Dass wir den Josefstag wieder als Feiertag bekommen – weil der Heilige Josef der Schutzpatron der Handwerker und der Familie ist.“Und beides sei heutzutage wieder wichtiger denn je.
Auch Schutzpatron der Eheleute
Josef gilt nicht nur als Schutzpatron der Handwerker und Zimmerer – schließlich war er selbst einer – sondern auch der Eheleute. Er entschied sich nach einem Traum für Maria, obwohl sie offensichtlich nicht von ihm schwanger war. In Oberbayern galten Josefi-Kränze als Symbole der Jungfräulichkeit; jung verheiratete Bauersleute sollen „Josefsringe“als Amulette gegen Versuchungen getragen haben.
„Josef“kommt aus dem Hebräischen und heißt soviel wie „Gott möge hinzufügen“. Josef war der erste Sohn Jakobs mit seiner Frau Rachel – die sich mit der Namensgebung ein weiteres Kind wünschten. Der Name setzte sich weltweit durch: Joe (englisch), Yusuf (arabisch), José (spanisch), Guiseppe (italienisch), Ossip (russisch) – und Jupp (norddeutsch). Für manchen Nicht-Bayern gilt „Sepp“– oder schlimmer: „Seppl“– als Abwertung für einen Bayern.