Feuer entstand durch Brandstiftung oder Fahrlässigkeit
Kripo und Staatsanwaltschaft schließen technische Ursache des St.-Jodok-Brandes aus – Zeugen gesucht
RAVENSBURG - So viel steht jetzt fest: Eine „technische Ursache“hat der Großbrand der Kirche St. Jodok in der Ravensburger Innenstadt nicht. Das bedeutet: Das Feuer, das am Samstag, 10. März, von einem brennenden Sofa ausgegangen war, ist entweder auf Brandstiftung oder Fahrlässigkeit zurückzuführen. Um dem oder den Schuldigen auf die Spur zu kommen, sucht die Polizei Zeugen. Auch Fotos oder Videos, die jemand gegebenenfalls vom Brand gemacht hat, könnten aufschlussreich sein.
Was letztlich genau die Brandursache ist, „müssen die weiteren Nachforschungen ergeben“, heißt es in einer Pressemitteilung von der Staatsanwaltschaft Ravensburg und dem Polizeipräsidium Konstanz. Ebenfalls noch ungeklärt ist, ob das Feuer in St. Jodok und mit dem Brand in der Pfarrkirche St. Martin in Schlier zusammenhängt. In Schlier hatte eine Stunde, bevor das Feuer in St. Jodok ausgebrochen war, eine Stellwand neben dem Altar gebrannt, an der Bilder von Kommunionskindern hingen. Das Feuer, das einen Schaden von 300 Euro angerichtet hat, war allerdings von alleine wieder ausgegangen – im Gegensatz zu St. Jodok: In der 1385 geweihten katholischen Kirche hatten 150 Feuerwehrleute bis in die Nacht zum Sonntag mit den Löscharbeiten zu tun. Der Schaden beläuft sich auf rund zwei Millionen Euro.
Mithilfe eines Brandsachverständigen des Landeskriminalamtes fand die Kripo nun heraus, dass das Feuer in St. Jodok entweder auf Brandstiftung zurückzuführen ist oder jemand dort fahrlässig gezündelt hat. Die Polizei bittet nun die Bevölkerung um Unterstützung: Wer zu den fraglichen Zeiten um die Kirche St. Jodok in Ravensburg oder St. Michael in Schlier irgend etwas Verdächtiges beobachtet hat, soll sich mit dem Polizeirevier Ravensburg in Verbindung setzen. Auch Fotos oder Videos vom Brand der Jodokskirche könnten aufschlussreiche Schlüsse zulassen, sofern darauf auch Schaulustige zu sehen sind, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilen.
Menschen wurden bei dem Brand in der Ravensburger Innenstadt nicht verletzt, die wertvollen Kunstschätze konnten aus der Kirche gerettet werden. Die Sanierungsarbeiten sind bereits angelaufen, die Jodokskirche kann deshalb wohl ein Jahr lang nicht genutzt werden. Laut Mitteilung der katholischen Seelsorgeeinheit Ravensburg-Mitte löst der Brand der Jodokskirche nach wie vor große Betroffenheit in der Bevölkerung aus – viele Menschen fragen offenbar, wie sie durch Spenden zur Sanierung beitragen können. Die Kirchengemeinde stellt nun klar, dass sie sowohl eine Gebäudebrandversicherung als auch eine Inventarversicherung hat, „die vermutlich einen Großteil der Kosten abdecken können“. Allerdings könne es in Bezug auf das Inventar sein, dass die Schäden nicht zu 100 Prozent abgedeckt sind. So sind laut Pressemitteilung etwa Kunstgegenstände wie die Heiligenfiguren bei Reparatur oder Herstellung einer Kopie jeweils nur bis zu einer bestimmten Maximalsumme versichert.
Zeugen, die die Ermittlungen von Kripo und Staatsanwaltschaft mit
Fotos oder Videos, die während der Brände in St. Jodok in Ravensburg und St. Michael in Schlier beziehungsweise im Verlauf der Löscharbeiten von Zaungästen gemacht wurden, werden gebeten, sich beim Polizeirevier Ravensburg, Telefon 0751/803-3333, zu melden. Alle Berichte, Fotos und
Videos zu den Kirchenbränden im Kreis Ravensburg gibt es online unter www.schwaebische.de/ kirchenbrand.