Kardinal Marx fordert Einsatz für freie Gesellschaft
Franziskus geißelt in der Osterbotschaft den „schier endlosen“Krieg in Syrien
MÜNCHEN (dpa) - Zum Osterfest hat der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, die Menschen dazu aufgerufen, sich für eine freie Gesellschaft zu engagieren. „Dazu braucht es viele Menschen, die ihre Freiheit verantwortlich und überzeugend leben. Ein solches Miteinander in einer Kultur der Freiheit ist kein Selbstläufer, es braucht täglichen Einsatz“, sagte der Münchner Kardinal und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in seiner Predigt am Ostersonntag im Münchner Liebfrauendom. Damit knüpfte Marx an seine Karfreitagsbotschaft an, in der er die Christen in Deutschland dazu aufrief, auf Muslime und Nichtglaubende zuzugehen.
ROM (dpa) - Papst Franziskus hat angesichts der blutigen Unruhen im Gazastreifen und des „schier endlosen Krieges in Syrien“mehr Anstrengungen für Frieden gefordert. In Syrien mahnte er ein Ende der „Vernichtung“an. „Wir bitten heute um die Früchte des Friedens für die ganze Welt, angefangen beim geliebten und gequälten Syrien, dessen Bevölkerung erschöpft ist von einem schier endlosen Krieg“, sagte der Pontifex in seiner Osterbotschaft. Vor Zehntausenden Menschen auf dem Petersplatz in Rom und Millionen Fernsehzuschauern erteilte er anschließend den traditionellen Segen „Urbi et Orbi“. Wegen Terrorgefahr wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv erhöht.
Das Licht des auferstandenen Christus möge in Syrien „die Gewissen aller politischen und militärischen Verantwortungsträger erleuchten, auf dass die fortschreitende Vernichtung sofort beendet“werde, mahnte der Papst. Das Völkerrecht müsse respektiert und der Zugang zu dringend benötigter Hilfe erleichtert werden, fuhr das Katholiken-Oberhaupt vor 80 000 Gläubigen auf dem Petersplatz fort. Ostern ist das wichtigste Fest für Christen in aller Welt. Sie feiern die Auferstehung Jesu von den Toten.
In seiner Osterbotschaft ging der argentinische Papst am Sonntag auch auf Konflikte im Jemen, in Nordkorea, in Teilen Afrikas oder in Venezuela ein. Mit Blick auf die Massenproteste gegen Israel im Gazastreifen, bei denen am Freitag mindestens 18 Palästinenser getötet worden waren, sagte er: „Wir beten um Früchte der Versöhnung für das Heilige Land, das auch in diesen Tagen durch offene Konflikte heimgesucht wird, die die Zivilbevölkerung nicht verschonen.“Auch bei seinem Gebet Regina Coeli, das der Papst am Ostermontag sprach, rief er zu mehr Mitgefühl auf. „Nur die Brüderlichkeit kann einen langen Frieden garantieren, kann die Armut besiegen, kann die Spannungen und die Kriege auslöschen.“
Die deutschen Bischöfe warnten zu Ostern vor Fremdenfeindlichkeit und einem Aufflammen von Antisemitismus. Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, rief die Menschen dazu auf, sich für eine freie Gesellschaft zu engagieren. Ein Miteinander auch von Menschen unterschiedlicher Glaubensüberzeugungen und Kulturen könne gelingen, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.
Gegen eine Ausgrenzung von Armen und Schwachen wandte sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Jeder Mensch müsse spüren und erfahren, dass er Teil dieser Gesellschaft sei, dass er gewollt sei und gebraucht werde, sagte er.
Schon bei der Kreuzwegprozession am Karfreitag am Kolosseum hatte der Papst eine „zertrümmerte Welt der Spaltung und der Kriege“beklagt, in der Egoismus „die Jugendlichen, die Kleinen, die Kranken, die Alten“an den Rand dränge. Die Vigilfeier in der Osternacht am Samstag nutzte der Papst, um die „verwirrten“und „erstarrten“Menschen aus ihrer Lähmung und erdrückender Routine zu reißen.
Umfangreiches Programm
Für den 81 Jahre alten Papst ist das Programm um die Feiertage enorm. Mittlerweile wird er teils von Helfern gestützt, da er Schwierigkeiten beim Gehen hat. Nächstes Jahr muss er sich einer Augenoperation unterziehen, weil er schlecht sieht, wie er selbst bekannte.
Am Montag endeten die Feierlichkeiten um das höchste christliche Fest. Die Feiern wurden von noch stärkeren Sicherheitsvorkehrungen als normalerweise begleitet. Aus Furcht vor Anschlägen war die Gegend um den Petersplatz komplett abgeriegelt. Besucher wurden mehrmals durchsucht, um auf den mit Zehntausenden Blumen geschmückten Platz zu gelangen. In Rom waren 10 000 Sicherheitskräfte im Einsatz.