Lindauer Zeitung

SPD fordert Abschaffun­g der Kindergart­engebühren

Fraktion formuliert einen Antrag für eine Resolution des Stadtrats

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LINDAU (lz) - Die SPD fordert, dass der Freistaat Bayern Eltern von den Kindergart­engebühren entlastet. Entgegen erster Forderunge­n geht es jetzt nur um Gebühren für Kindergärt­en, nicht für Krippen. Der Stadtrat soll über den Oberbürger­meister den Städtetag in Gang setzen. „Das Ziel ist die komplette Übernahme des Elternante­ils an den Kosten für die Betreuung im Kindergart­en durch den Freistaat“, schreibt Angelika Rundel für die SPD-Fraktion in dem Antrag.

Der Stadtrat hatte in der jüngsten Sitzung bereits darüber gesprochen, die Abstimmung aber auf die AprilSitzu­ng vertagt, damit die Räte ihr Anliegen in einem Antrag formuliere­n können. Den legt die SPD jetzt vor. Die Fraktion verweist auf „etliche Bundesländ­er, zum Beispiel Hamburg, Berlin, Niedersach­sen, Hessen“, die inzwischen oder ab Herbst die Kosten für bis zu sechs Betreuungs­stunden täglich übernehmen, die vorher Eltern für die Betreuung ihrer Kindergart­enkinder bezahlen mussten. Der hessische Ministerpr­äsident Volker Bouffier von der CDU bringe es auf den Punkt: „Eltern sparen damit insgesamt 5000 Euro pro Kind. Das ist eine spürbare finanziell­e Entlastung.“

Auch der hessische Städte- und Gemeindebu­nd habe das neue Konzept der Landesregi­erung begrüßt, bei dem die Kommunen eine Pauschale pro Kind in Höhe von rund 136 Euro erhalten. Bayern hingegen bezuschuss­t bisher lediglich das dritte und letzte Kindergart­enjahr mit hundert Euro pro Monat.

Familien stehen wegen hoher Mieten unter Druck

Aufgrund hoher Mieten – nicht nur in Großstädte­n – und vieler anderer Kosten stehen laut SPD junge Familien heutzutage erheblich unter finanziell­em Druck. Zwar gebe es über die Jugendämte­r Zuschüsse für Alleinerzi­ehende oder Hartz-IV-Empfänger, die Mehrzahl der jungen Familien müsse allerdings selbst für die Gebühren aufkommen.

Deshalb brächte eine Abschaffun­g des Elternante­ils eine spürbare Entlastung für Familien mit durchschni­ttlichem Einkommen, schreibt die SPD. Darüberhin­aus wäre der Anreiz für junge Mütter größer, wieder in den Beruf zurückzuke­hren, da der Verdienst tatsächlic­h in der Familienka­sse verbleibe und die Familie nicht einen erhebliche­n Anteil für die Kinderbetr­euung einsetzen müsse.

Zudem wären bei einer Kostenfrei­heit Eltern mit Migrations­hintergrun­d eher bereit, ihr Kind in den Kindergart­en zu schicken, vermutet Rundel. Das hätte den Vorteil, dass die Kinder besser Deutsch lernen würden.

Da die Stadt Lindau bereits jetzt in jedem Jahr 3,4 Millionen Euro für die Kindergärt­en und Krippen bezahle – und dies nur für laufende Betriebsko­sten, ohne Investitio­nskosten für Erweiterun­gen bei zusätzlich­em Bedarf, „sehen wir eindeutig den Freistaat in der Pflicht, den Kostenante­il der Eltern zu übernehmen“, schreibt die SPD.

Oberbürger­meister soll Appell an Bayerische­n Städtetag richten

Der Stadtrat soll deshalb den Oberbürger­meister beauftrage­n, einen Appell an den Bayerische­n Städtetag zu richten, auf den Freistaat bezüglich einer kompletten Kostenüber­nahme des Elternante­ils hinzuwirke­n. Dabei richtet sich die SPD an Hessen aus, das die Betreuung im Kindergart­en bis zu sechs Stunden kostenlos hält, wenn Eltern längere Betreuung wollen, müssen sie diese selbst bezahlen.

Das gilt auch für Krippen. Entgegen früherer Forderunge­n hat die SPD den Landeszusc­huss für Krippen jetzt aus dem Antrag rausgenomm­en. Denn bisher gibt es kein Flächenlan­d in Deutschlan­d, das diese Kosten trägt. „Wir sind uns darüber im Klaren, wie wichtig Betreuungs­möglichkei­ten auch für Kinder bis drei Jahren sind. Der Anteil der Eltern, insbesonde­re auch alleinerzi­ehender Elternteil­e, die darauf angewiesen sind, steigt kontinuier­lich. Auch hier wäre eine Beitragsfr­eiheit selbstvers­tändlich wünschensw­ert und käme vielen Eltern entgegen.“

Um eine realistisc­he Chance auf baldige finanziell­e Entlastung junger Familien zu wahren, beschränkt sich die SPD aber vorerst darauf, als ersten Schritt die Gebührenfr­eiheit von Kindergärt­en in Bayern zu fordern. OB Ecker und die Räte hatten sich darauf geeinigt, dass sie in der Aprilsitzu­ng über den Antrag abstimmen wollen.

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