Die EBC braucht eine Imagekorrektur
Echt Bodensee Card startet in zwei weiteren Gemeinden, langfristig braucht’s deutlich mehr
FRIEDRICHSHAFEN - Mit dem Start der Tourismussaison hat am Osterwochenende auch die zweite Saison für die Echt Bodensee Card (EBC) begonnen. Nach dem turbulenten Stolperstart 2017 und dem Umstieg von Chipkarte auf Papierkarte mit Strichcode dürfte ein Hauptanliegen der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) sein, weitere Negativschlagzeilen zu vermeiden und nicht nur die Gäste, sondern auch mehr Gastgeber von der regionalen Gästekarte zu überzeugen und weitere Kommunen ins Boot zu holen.
Nachdem die EBC im vergangenen Jahr in vier Kommunen eingeführt worden war – Langenargen, Eriskirch, Sipplingen und Bodman-Ludwigshafen – kommen 2018 fürs Erste zwei weitere Gemeinden hinzu: Nonnenhorn und Wasserburg. Eigentlich sollten auch Heiligenberg und Frickingen in diesem Jahr dabei sein, der genaue Zeitpunkt ist aber noch offen. „Wir betrachten das Angebot der Karte im Gesamtpaket als sehr attraktiv für unsere Gäste, insbesondere auch im Hinblick auf die Landesgartenschau in Überlingen“, sagt Frickingens Bürgermeister Jürgen Stukle auf Anfrage der SZ. Dass die Gemeinde den Ratsbeschluss zur Einführung der EBC zum 1. Januar 2018 trotzdem nicht umgesetzt hat, begründet Stukle mit noch offenen Punkten im Hinblick auf eine Änderung der Kurtaxesatzung und zur künftigen Ausgestaltung und Finanzierung der EBC innerhalb der DBT.
Friedrichshafen hält sich bedeckt
Wie mehrfach berichtet, hatte der Verwaltungsgerichtshof Mannheim die im Zuge der EBC-Einführung geänderte Kurtaxesatzung der Gemeinde Langenargen im vergangenen Jahr für unwirksam erklärt – wegen datenschutzrechtlicher Bedenken und weil in die Kurtaxe unzulässigerweise die Kosten für die EBC einberechnet worden waren. Die Gemeinde Frickingen werde nun zunächst abwarten, bis die DBT eine Musterkurtaxesatzung vorlegt, und dann über den Zeitpunkt der EBC-Einführung entscheiden, sagt Stukle. Da die Vermieter eine Enführung während der Saison als wenig praktikabel bewerteten, geht der Bürgermeister davon aus, dass es letztlich auf den 1. Januar 2019 hinauslaufen wird.
Im Rathaus in Friedrichshafen hält man sich beim Thema EBC gegenüber der SZ sehr bedeckt. „Eine abschließende Entscheidung, ob sich Friedrichshafen an der Echt Bodensee Card beteiligt, ist bisher noch nicht konkretisiert“, teilt die Presseabteilung der Stadt mit. Die Teilnahme an der EBC hänge von der Einführung einer Kurtaxe ab – die in Friedrichshafen bislang nicht erhoben wird. Die Kurtaxe ist auch in vielen anderen Kommenen im Bodenseekreis ein Knackpunkt. Ein Aspekt, der bei einigen Städten und Gemeinden dazu kommt, ist die Tatsache, dass sie – zumindest in Teilorten – mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur sehr schwer zu erreichen sind. Gäste, die dort untergebracht sind, würden demnach den Hauptvorteil der EBC – kostenloses Fahren mit Bus und Bahn – kaum nutzen können. So argumentierten in der Vergangenheit unter anderem die Verantwortlichen in Tettnang und Kressbronn – vor allem mit Blick auf die vielen Ferienwohnungen im Hinterland. Dass eine regionale Gästekarte langfristig nur dann sinnvoll ist, wenn möglichst viele Kommunen mitmachen und dadurch auch möglichst viele Gäste sie nutzen können, das sieht auch Enrico Heß, Geschäftsführer der DBT. „Mit der EBC zu werben, ergibt für uns nur dann Sinn, wenn der potenzielle Gast auch eine große Chance hat, eine solche zu bekommen“, sagt Heß. Deshalb werde die DBT auch weiterhin bei den Städten und Gemeinden für die Gästekarte werben. Parallel dazu hofft der DBT-Chef darauf, dass sich die EBC unter den Gästen selbst herumspricht und Begehrlichkeiten weckt. „Jeder zufriedene Gast ist ein Multiplikator“, so Heß.
Eine konkrete Vorgabe seitens der DBT-Gesellschafter, bis zu welchem Zeitpunkt eine bestimmte Anzahl an Kommunen bei der EBC mitmachen sollte, gibt es laut Heß bislang nicht. Natürlich sei es für das Image gut, wenn möglichst schnell möglichst viele dabei seien. Sorge bereitet ihm der zögerliche Start aber nicht. Sagt er zumindest – und verweist auf die Konus-Gästekarte im Schwarzwald, die auch nicht über Nacht zum Erfolg geworden sei: „Die ist vor rund 15 Jahren mit zwölf Kommunen gestartet – heute sind es 145. Manche Dinge brauchen einfach Zeit.“
„Beherzte Entscheidung“
Zeit bedeutet in diesem Fall allerdings auch Geld – das die aus öffentlichen Mitteln finanzierten Gesellschafter der DBT sicher nicht unbegrenzt zur Verfügung stellen werden. Größter Gesellschafter ist der Bodenseekreis. Wie Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamts, gegenüber der SZ bestätigt, wird die Frage, bis zu welchem Zeitpunkt wie viele Kommunen mit im EBC-Boot sitzen sollten, die Gesellschafter im Lauf dieses Jahres beschäftigen. „Im Augenblick, das muss man so ohne Umschweife sagen, fahren wir noch auf Sicht“, sagt Schwarz. Das Ausklinken aus der digitalen Karte und Einklinken in das Papierformat sei „eine beherzte Entscheidung“zum Jahreswechsel gewesen. Im Augenblick seien alle Energien darauf gerichtet, das geänderte System in der Fläche zum Laufen zu bringen und vor allem die vorhandenen Partner bruchlos mit den zugesagten Gästekartenleistungen zu bedienen.