Am Mittelmeer ist noch Platz für Allgäuer Firmen
Anis Azouz berät für die IHK in Lindau heimische Unternehmen
LINDAU - Gibt es eine direkte Verbindung von Schwaben zum Mittelmeer? Ja, lautet die Antwort der Industrieund Handelskammer, sehr viele sogar. Um Unternehmen über ein Engagement im Mittelmeerraum zu informieren, veranstaltet die IHK am 8. Mai eine Mittelmeer-Wirtschaftskonferenz in Lindau. Darüber hat Uli Hagemeier mit Anis Azouz gesprochen, Leiter des MittelmeerProjektbüros der Kammer.
Welche Bedeutung hat der Mittelmeerraum für schwäbische Unternehmen?
Der Mittelmeerraum hat mit 470 Millionen Einwohnern eine zunehmende politische und ökonomische Bedeutung für Deutschland und auch für Schwaben. Das Handelsvolumen zwischen den Mittelmeeranrainern und Bayern beträgt 70 Milliarden Euro – das ist mehr als mit den USA und China gemeinsam. Außerdem ist die Region gekennzeichnet durch einen großen Binnenmarkt, eine dynamische junge Gesellschaft und eine strategisch gute geografische Lage zu attraktiven Märkten in Afrika und der sogenannten MenaRegion, also Nahost und Nordafrika. Einige der Mittelmeerländer besitzen reiche Rohstoffvorkommen und damit eine starke Kaufkraft. Die politische und wirtschaftliche Stabilisierung der nordafrikanischen Länder liegt auch in Europas Interesse.
Aus welchen Branchen stammen die heimischen Firmen, die dort präsent sind?
Über 1100 schwäbische Firmen sind im Mittelmeerraum tätig. Sie stammen vorwiegend aus den Bereichen Automobil- und Elektronikzulieferindustrie, Textil- und Haushaltsgeräteherstellung, erneuerbare Energien, Verkehrsinfrastruktur, Lebensmittelund Verpackungstechnologie, Umwelttechnik und Wasserversorgung. Beispiele sind Kunert, Rapunzel, Faurecia, Seba Hydrometrie, Rose Plastic, Hochland und Agco-Fendt.
Ist Schwaben ein Markt für Produkte von dort oder geht es hiesigen Unternehmen darum, am Mittelmeer Absatzmärkte zu finden?
Sowohl als auch. Bayerische Firmen haben 2017 von den Mittelmeeranrainern Waren im Wert von 32 Milliarden Euro importiert. Darunter sind Agrar- und Landwirtschaftsprodukte, Textilien und petrochemische Erzeugnisse. Der Mittelmeerraum stellt aber auch einen sehr wichtigen Absatzmarkt für bayerische Erzeugnisse dar. Aufgrund der lebhaften Konjunktur dort kann die schwäbische Wirtschaft auch mit kräftigen Exportzuwächsen rechnen.
Wer sind die Konkurrenten deutscher Unternehmer dort?
Die Präsenz chinesischer und auch US-amerikanischer Unternehmen in der Region ist zunehmend spürbar. Auch Direktinvestitionen privater Unternehmer aus der Türkei haben in Nordafrika rasant zugelegt. Traditionell unterhält Frankreich enge Beziehungen in die Maghrebstaaten. Spanien sieht sich auch als Brücke in das benachbarte Marokko und die Länder Westafrikas.