Der Traum vom Fliegen
Stefan Leidig und Moritz Metzler erzählen, wie die Fliegerei zu ihrem Hobby wurde
FRIEDRICHSHAFEN - Der Traum vom Fliegen ist wahrscheinlich fast so alt wie die Menschheit selbst. Zwei, die sich diesen Traum erfüllt haben, sind Stefan Leidig aus Biberach und Moritz Metzler aus Langenargen – der eine als Segelflieger, der andere als Pilot für motorisierte Sportflugzeuge. Auf der Aero, die am Mittwoch auf dem Häfler Messegelände begonnen hat, haben die beiden der SZ erzählt, welche Voraussetzungen man für ihr Hobby mitbringen sollte – und was man dafür investieren muss.
Ein Knirps von gerade mal sechs Jahren war Stefan Leidig, als er zum ersten Mal in ein Segelflugzeug klettern durfte, um mit dem Papa am Steuerknüppel in luftige Höhen aufzusteigen – und einen ersten Eindruck davon zu bekommen, wie sich diese von Reinhard Mey so oft besungene Freiheit anfühlt. „Wenn ich im Flugzeug sitze und spüre, wie die Kraft der Natur mich manchmal fünf, sechs Stunden in der Luft hält, dann ist das immer wieder faszinierend“, sagt er 14 Jahre später.
Dass er eines Tages selbst ein Segelflugzeug steuern wollte, stand für Stefan Leidig schon sehr früh fest. Nägel mit Köpfen machte er, als er 2013, mit 16 Jahren, in den Luftportverein Biberach eintrat, um dort die Ausbildung zu beginnen. Theoretisch hätte er schon früher anfangen können, das Mindestalter liegt bei 14 Jahren. Weitere Grundvoraussetzung, um eine Ausbildung zum Segelflieger zu beginnen, ist eine umfangreiche medizinische Untersuchung samt ärztlicher Bescheinigung, die die gesundheitliche Eignung zur Fliegerei bestätigt.
Weg über Verein ist der günstigste
Der Weg über einen Segelflugverein ist in der Regel der günstigste, um sich den Traum vom Fliegen zu erfüllen. Die einmalige Eintrittsgebühr lag im Fall von Stefan Leidig bei etwa 150 Euro, der monatliche Folgebeitrag beläuft sich auf knapp über 20 Euro. Der größte Kostenfaktor ist die Ausbildung an sich, wobei sich Leidig auf keine genaue Summe festnageln lassen möchte, da die Kosten je nach Verein, Standort und Talent sehr stark variieren können. „Wer sehr talentiert ist, kann die Ausbildung für 2500 bis 3000 Euro schaffen“, sagt er aber. Nach bestandener Prüfung bleiben die Kosten für die Segelfliegerei durchaus überschaubar – zumindest im Verein. Wie Leidig berichtet, bewegen sich die Gebühren in Biberach pro Flugstunde mit einem vereinseigenen Flugzeug je nach Modell zwischen sechs und 18 Euro. Was die Mitglieder darüber hinaus investieren müssen, sind vor allem Zeit und Engagement – weil ein Flugbetrieb eben auch mit gewissem Aufwand verbunden ist.
Was den Inhalt der Ausbildung betrifft, so beschreibt der 20-Jährige vor allem den theoretischen Teil als sehr anspruchsvoll. Da geht es unter anderem um Luftrecht, Aerodynamik, Navigation oder auch um Meteorologie. Und auch das Funken will gelernt werden. Um letztendlich auch die praktische Prüfung erfolgreich meistern zu können, sind laut Leidig zunächst 50 bis 60 Starts mit einem Fluglehrer in einem zweisitzigen Segelflugzeug erforderlich. Wenn zwei Fluglehrer der Meinung sind, dass der Schüler es auch alleine kann, folgen zehn weitere Starts ohne Begleitung im gleichen Modell und dann nochmal rund 50 in einem einsitzigen Segelflugzeug.
„Fliegen ist einfach geil“
Auch Moritz Metzler aus Langenargen spielte zunächst mit dem Gedanken, sich für die Ausbildung zum Segelflieger anzumelden, ging dann aber doch zwei Schritte weiter, um die Privatpilotenlizenz für einmotorige Sportflugzeuge zu erwerben. Der eine Schritt dazwischen wäre die Lizenz für Ultraleichtflugzeuge gewesen, auf der sich aber, so Metzler, nicht so aufbauen ließe für den Fall, dass er irgendwann noch ein paar Schritte weiter gehen beziehungsweise fliegen will. „Ich wollte mir keine Tür zumachen“, sagt der 21-Jährige. Die höheren Ausbildungskosten nahm er dafür in Kauf. Die bewegen sich bei der Privatpilotenlizenz im Bereich von mehreren 1000 Euro. „Andere reisen nach dem Abi um die Welt. Ich hab’ stattdessen eine Flugausbildung begonnen“, sagt er. Weil er schon als Kind fasziniert von Flugzeugen war und ihn diese Faszination seitdem nie losgelassen hat.
Und auch Metzler wählte den „günstigsten“Weg über einen Verein, den LSC Friedrichshafen. Die Ausbildung für Motorflugzeuge ist aufwändiger und anspruchsvoller, die Grundvoraussetzungen sind aber ähnlich wie bei der Segelfliegerei. Wobei Metzler überzeugt ist, dass man über die geforderten Formalien hinaus auch gewisse menschliche Eigenschaften mitbringen sollte. „Als Pilot sollte man ordentlich, diszipliniert und strukturiert sein – und präszise bei dem, was man tut“, sagt er. Generell empfiehlt er jedem, der mit dem Gedanken spielt, eine Fluglizenz zu erwerben, erst mal eine Schnupperstunde zu buchen – was in vielen Vereinen angeboten wird. „Da sitzt man auf dem Pilotensitz und darf auch gleich richtig ran“– und erfährt im besten Fall, was Stefan Leidig meint, wenn er sagt: „Fliegen ist einfach geil.“