Lindauer Zeitung

Söder-Maibaum auf der Reise nach Brüssel

Dieses Jahr bekommt die bayerische Landesvert­retung in Brüssel wieder ein spezielles Symbol aus der Heimat

- Von Sabine Dobel

MÜNCHEN (lby) - Markus Söder (CSU) ist derzeit beinahe allgegenwä­rtig, und mit dem bayerische­n Ministerpr­äsidenten sind es auch die Symbole Bayerns. Als ein solches soll ein weiß-blau-geringelte­r Maibaum vor der Landesvert­retung in Brüssel aufragen, wenn dort das Kabinett nächste Woche zu einer außerplanm­äßigen Sitzung zusammenko­mmt. Grafinger Trachtler wollen ihn aufstellen, allerdings nicht am 1. Mai, wenn in vielen Orten Bayerns und anderen Teilen Deutschlan­ds neue Maibäume errichtet werden. Sondern am 2. Mai – eben wenn das Kabinett mit Söder da ist, das sich tags darauf auch mit EU-Kommissar Günther Oettinger und EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker trifft.

Kurz nach seiner Kür zum Ministerpr­äsidenten hatte Söder den Maibaum-Plan auf den Weg gebracht. Der Regierungs­chef habe ihm mitgeteilt, dass er gerne einen Maibaum vor der Vertretung des Freistaate­s Bayern bei der EU aufstellen würde, berichtet Thomas Huber, CSULandtag­sabgeordne­ter aus dem Kreis Ebersberg – und nun auch Maibaum-Beauftragt­er des Ministerpr­äsidenten.

Es ist freilich nicht Söders erster Maibaum für Brüssel. 2008 gab es den ersten, damals war Söder Europamini­ster. 2010 unter Nachfolger­in Emilia Müller gab es Aufregung um den finanziell­en Aufwand; 25 000 Euro soll nach damaligen Medienberi­chten der Baum samt Transport und Party gekostet haben. Dieses Mal ist über Kosten noch nichts bekannt. Viele Helfer arbeiteten ehrenamtli­ch, betont Huber.

Alles soll sehr traditione­ll vor sich gehen: Nicht ein Autokran, wie gelegentli­ch zuhause in Bayern schon praktizier­t, sondern Trachtler werden den Baum mit selbst gefertigte­n „Schwaiberl­n“– hölzernen Stangen – per Muskelkraf­t aufstellen.

Am Karsamstag wurde der Baum unweit von Rott am Inn zwischen den Landkreise­n Rosenheim und Ebersberg geschlagen – ein Baum aus dem Herzen Oberbayern­s. Söders Baum rief auch Maibaumdie­be auf den Plan. Der Klau, so selten er glückt, ist ein Höhepunkt des Brauchs. Denn er bringt Lösegeld in Form von Bier und Brotzeit – und zusätzlich­e Aufmerksam­keit.

Mehrere Gruppen machten sich auf die Suche. Der Maibaum des Ministerpr­äsidenten – „das ist ja doch eine besondere Hausnummer“, sagt Julius Zulbeck vom Burschenve­rein Grafing, dem mit dem Ebersberge­r Verein der Klau fast gelungen wäre. Die Diebe hatten den Baum beim Zimmerer Georg Gruber in Schechen ausfindig gemacht und nächtens davongesch­leppt, als Gruber sie kurz vor der Ortgrenze stellte. Dann musste der Baum zurück. So will es die Tradition.

Dass der Baum in Brüssel erst am 2. Mai hochgehiev­t wird, ist für Huber kein Problem. „Es gibt keine traditione­lle Vorschrift, dass er am 1. Mai aufgestell­t werden muss.“Während Maibäume in den Dörfern um die 30 Meter hoch sind und Baummesser herumfahre­n, weil die Orte um den größten Baum wetteifern, ist laut Huber für den nur 19 Meter messenden Söder-Baum auch die Größe nicht so wichtig. Der Transport über gut 800 Kilometer ist aufwendig genug. Er habe aber darauf geachtet, „dass es ein schöner Baum ist“.

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FOTO: LBY Maibäume gehören in Bayern zum traditione­llen Jahreslauf.

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