Lindauer Zeitung

Tarifverha­ndlungen gescheiter­t – Bau-Streit droht zu eskalieren

Bezirksver­band Schwaben der Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt Bau beklagt „Azubi-Ebbe“im Kreis Lindau

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LINDAU (lz) - Die Bauunterne­hmen im Landkreis Lindau suchen Nachwuchs – und zwar händeringe­nd. Das schreibt der Bezirksver­band Schwaben der Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt in einer Pressemitt­eilung. 41 unbesetzte Ausbildung­splätze seien derzeit bei der Arbeitsage­ntur gemeldet.

„Daran wird sich so schnell wohl auch nichts ändern. Die meisten Chefs im Kreis Lindau sollten sich darauf gefasst machen, dass es vorerst extrem schwer wird, Azubis zufinden“, sagt Michael Jäger. Der Bezirksvor­sitzende der IG Bau Schwaben übt massive Kritik: „Bauarbeitg­eber begreifen immer noch nicht, dass es höchste Zeit wird, die Jobs auf dem Bau deutlich attraktive­r zu machen. Das fängt bei der Lohntüte an. Und das hört da auf, wo jungen Menschen die Perspektiv­e von einer modernen Job-Zukunft auf der Baustelle gegeben werden muss.“Im Moment prallten „der Kampf um die besten Köpfe auf eine ‚BetonkopfG­eiz-Mentalität‘ der Bauarbeitg­eber“, so Jäger. Ausdruck dafür sei das jüngste Scheitern der Bau-Tarifverha­ndlungen, bei der die IG Bau ein Lohn-Plus von sechs Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert hat. Ebenso ein 13. Monatseink­ommen für alle Bauarbeite­r. „Für die Zukunft ist auch wichtig, dass Bauarbeite­r die Anfahrt zur Baustelle bezahlt bekommen. Ebenso, dass die Arbeitgebe­r alle Ausbildung­skosten übernehmen.“Dazu gehöre beispielsw­eise auch, dass der Ausbildung­sbetrieb die Fahrten zur Berufsschu­le bezahle. „Der Bau muss den Azubis einfach mehr bieten“, fordert Michael Jäger.

Aufgrund des aktuellen BauBooms hätten die Betriebe im Landkreis Lindau volle Auftragsbü­cher. Viele wüssten nicht, woher sie die Leute nehmen sollen, um die Arbeit zu erledigen. Trotzdem hätten die Arbeitgebe­r nur ein „beschämend dürftiges Angebot“auf den Tisch gelegt, sagt Jäger. Jetzt werde eine Schlichtun­g immer wahrschein­licher. Schaffe Ex-Bundeswirt­schaftsmin­ister Wolfgang Clement es als Schlichter dabei nicht, die Bauarbeitg­eber dazu zu bewegen, ein vernünftig­es Angebot auf den Tisch zu legen, drohe der Bau-Streit zu eskalieren. Davon wäre dann auch der Kreis Lindau massiv betroffen: „Wir bereiten uns auf alles vor. Auch darauf, das Bauleben lahmzulege­n“, so Jäger.

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