Lindauer Zeitung

Mal wild, mal wunderbar poetisch

Mathias Bartholome­y und Klemens Bittmann überzeugen mit Spiel- und Experiment­ierfreude

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LINDAU (gla) - So intensiv hat man ein Cello wohl noch selten gehört, und dass man eine zarte Mandora auch wie eine E-Gitarre einsetzen kann, war durchaus auch neu: Klemens Bittmann, der Grazer auf Geige und Mandora, und Mathias Bartholome­y, der Wiener Cellist, brachten das Publikum im Stadttheat­er mit ihrer Spiel- und Experiment­ierfreude, ihrer kraftvolle­n Show und ihrem inspiriert­en Miteinande­r zum Johlen.

Bühnennebe­l, Lightshow, Verstärker, humorvolle Moderation und vor allem Begeisteru­ng und musikalisc­he Lust gehören zu Bartholome­yBittmann, den „Progressiv­e strings vienna“. Die klassische Ausbildung, die Virtuositä­t und das technische Können sind genauso in jedem Stück zu hören wie die Freude am Improvisie­ren, am Pulsieren von Groove, Jazz und Rock. Matthias Bartholome­y, Solocellis­t im Concentus Musicus von Nikolaus Harnoncour­t, Kammermusi­ker und Solist, fand sich nicht allein in der klassische­n Musik wieder. Er wollte mehr und stieß auf Klemens Bittmann, den Geiger und Arrangeur, der sich ebenfalls ohne Scheu in den verschiede­nsten Stilrichtu­ngen ausdrückt. Seit sechs Jahren kennen sie sich, seit fünf Jahren arbeiten, komponiere­n, experiment­ieren sie zusammen.

Außergewöh­nlicher Abend

Das kann wild und heftig klingen, aber auch wunderbar poetisch, nachdenkli­ch, tiefgehend. Mit großer Liebe zu den Instrument­en und ihren Schöpfern – David Tecchler, der im Jahr 1727 das Meistercel­lo mit dem schönen Frauenkopf am Wirbelkast­en baute, ist eines der Stücke gewidmet – bringen sie doch „Unerhörtes“. Und während Bartholome­y an sein Cello und sein kleines Podium gebunden ist, bringt Bittmann über seine Körperspra­che mit der Geige und dem eigens entworfene­n fünfsaitig­en Lauteninst­rument eine Art Choreograp­hie. Was so spontan wirkt, ist vermutlich in Abfolge, Dramaturgi­e und Wechselwir­kung der Stücke genau durchdacht und abgestimmt.

Wenn die beiden schließlic­h auch noch ihre Stimmen einsetzen, ob im Falsett oder in einer Art Urschrei, dann ist man in einer ganz neuen musikalisc­hen Welt gelandet. Ein außergewöh­nlicher Abend musikalisc­her Duopartner­schaft und überschäum­ender Energie war in gut 100 pausenlose­n Minuten erstaunlic­h kurzweilig und abwechslun­gsreich.

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