Fast nicht auszuhalten
Manchmal muss man sich doch schon sehr wundern, wenn neue Wörter plötzlich unsere Sprache bereichern und bei näherer Betrachtung nichts anderes sind als alter Wein in neuen Schläuchen. Oder anders gesagt: Wenn‘s neu klingt, kann es trotzdem uralt sein. Ein ausgezeichnetes Beispiel für diese sprachliche Alltagsbeobachtung ist der Begriff „Resilienz“. Eigentlich drückt er nichts anderes aus als die Fähigkeit, sich von den Widrigkeiten des Lebens nicht unterkriegen zu lassen. Sprich: etwas auszuhalten, nicht aus den Latschen zu kippen.
Natürlich ist das in unserer heutigen Zeit nicht ganz einfach. Denn während es die Urahnen mit einer übersichtlichen, weil an der nächsten Viehweide endenden Lebenswirklichkeit zu tun hatten, müssen wir uns schon beim Frühstück mit der Zeitung in der Hand über die Probleme weit entfernter Länder auf der anderen Seite des Globus den Kopf zerbrechen, von deren Existenz unsere Vorfahren noch nicht einmal etwas geahnt haben. Das auszuhalten, ist fürwahr manchmal nicht einfach und erfordert unsere ganze – meinetwegen – Resilienz.
Der Volksmund hat übrigens mit der Redewendung „Ein Guter hält’s aus“schon immer seinen Respekt gegenüber Menschen ausgedrückt, die so schnell nichts aus der Bahn wirft. Seien es jetzt vier bis sechs Maß Bier zum Abendbrot oder die Zuhörerschaft in einem Violinen-Gruppengrundkursus für Anfänger ohne Vorkenntnisse.
Am Ende bleibt festzuhalten – egal wie wir es nennen – trotz aller Zumutungen unserer Gegenwart auf dem Posten zu bleiben: Die Kunst besteht darin, wenn das Leben dir Zitronen gibt, Limonade daraus zu machen. Oder Zitronenkuchen. (nyf)