Gartentage sind ein Fest für die Sinne
Zahlreiche Besucher pilgern auf der hinteren Insel über den Markt.
LINDAU - Südlicher könnte das Gefühl kaum sein, als auf den Lindauer Gartentagen an diesem sommerlichen Wochenende auf der hinteren Insel. Sie sind ein Fest für alle Sinne. Ein laues Lüftchen weht über den Bodensee, der sich heute in karibischem Blau zeigt. Absolut betörend sind die vielen Kräuter, die von der Sonne erwärmt besonders intensiv duften. Manch ein Besucher kann gar nicht anders, als immer wieder die Nase zwischen Zitronenbasilikum oder Rosmarin und Thymian zu stecken. „Sigrid? Welche Minze braucht ma für an Hugo?“ruft Jasmin Zeitler aus Dornbirn quer über die Blumentöpfe zu ihrer Freundin hinüber. Sie weiß es nicht, aber der Aussteller weiß Rat: „Die marokkanische Nana Minze eignet sich gut dafür“, meint der zur Hilfe geholte Robert.
Unbeschreiblich schön
An der hinteren Uferpromenade sitzt Linda Trillhase mit ihrem Akkordeon und spielt und singt „Übern Garten“von Joseph von Eichendorff. „Wenn das mal nicht perfekt zu den Lindauer Gartentagen passt“, sagt sie und lacht zu July Murray hinüber, die mit ihren Freundinnen Renate Orlandi, Sibylle Merkl und Edeltraud Rebasch vom Starnberger See an den Bodensee gefahren ist. „July hat heute Geburtstag“, verrät Renate, „und den wollte sie unbedingt bei den Gartentagen feiern.“In ihren Gläsern leuchten grüne und rosarote Cocktails und hinter ihnen schimmert der Bodensee. „Es ist so schön hier, das ist eigentlich ganz unbeschreiblich“, schwärmen die Frauen.
Relativ schnell seien sie nach ihrer Ankunft „und Pipimachen“an ihrem Tisch gelandet und Lindas schönes Spiel macht es ihnen nicht leichter weiter zu ziehen. „Aber wir wollen uns alles anschauen und wir werden sicher einiges kaufen“, lachen die Frauen, die sich zum Teil schon seit ihrer Kindheit kennen. Bei den Lindauer Gartentagen seien sie zum ersten Mal „aber so wie es aussieht machen wir das zur Geburtstagsgastradition“, erklärt July.
Ein paar Meter weiter stehen Elisabeth und Erich Eisenbach aus Wasserburg an einem Stand an dem es Kallas in allen Farben gibt. „Wir kaufen jedes Jahr auf den Gartentagen neue Kallas für unseren Garten“, erzählen sie. Aber sind die denn nicht eigentlich winterhart? „Doch“, lacht das Ehepaar vergnügt. „Aber erst vergessen wir sie im Herbst aus dem Boden und in den Keller zu tun, und dann vergessen wir sie im Keller. Deshalb gibt es jedes Jahr neue.“
Vogelstimmen und Heilkräuter
Schöne Geschichten und nette Menschen trifft man in dieser herrlichen und chilligen Atmosphäre alle paar Meter. Da ist Norbert Grimmer, der Korbmacher, der sich bei seiner Arbeit über die Schulter schauen lässt und gern dabei von seinem interessanten Handwerk erzählt. Oder der „Vogelpfeifer“der mit seinen kleinen Tonpfeifen naturgetreu Vogelstimmen imitiert. „Ich habe mich schon gewundert, dass hier die Vögel so laut zu hören sind“, sagt Mirella Batic und lacht, als sie den urigen alten Mann entdeckt, der eben mit Antonia aus Lindau Vogelstimmen ausprobiert. Das Mädchen freut sich, als es merkt, wie einfach das geht.
Neben wirklich allem was man brauchen kann, um den Garten, die Terrasse, den Balkon oder um den Wintergarten zu verschönern, gibt es an beiden Tagen interessante Vorträge zu Themen wie „Biologische Gemüsezüchtung“oder „Frauenheilkräuter kulinarisch erschließen.“Roswitha Licht aus Singen hat sich letzteren angehört und erklärt, dass sie jetzt Hunger bekommen hat. Kein Problem, auch kulinarisch haben die Gartentage viel zu bieten. Und wer am Sonntag dort nicht alles findet, was sein Herz begehrt, der macht einfach noch einen Ausflug über die Inselstadt Lindau – denn da findet ein verkaufsoffener Sonntag statt.
Das zuvor befürchtete Verkehrschaos blieb sowohl am Samstag als, mit ein bisschen Geduld, auch am Sonntag aus. Viele Besucher kamen zudem mit dem Fahrrad angefahren.