Lindauer Zeitung

Anwohner sind geteilter Meinung zur Verkehrsbe­ruhigung

Beim ersten Infoabend der Stadt zur Entschleun­igung treten interessan­te Meinungsve­rschiedenh­eiten zutage

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Während manch ein Anwohner auf Umbau in einen verkehrsbe­ruhigten Bereich drängt, lehnen andere das strikt ab. Das ist beim Infoabend der Stadt zu Wohnstraße­n deutlich geworden, welche die Stadt in sogenannte Spielstraß­en umgestalte­n möchte. Im konkreten Fall lässt sich das vielleicht einfach lösen, weil Befürworte­r und Gegner in verschiede­nen Straßen leben.

Die Stadt habe zu kurzfristi­g eingeladen, räumte Kai Kattau zu Beginn ein. Der Werkleiter der Gartenund Tiefbaubet­riebe hatte erst am Samstag in der LZ und im Amtsblatt der Stadt den Infoabend angekündig­t, bei dem er mit Betroffene­n über mögliche Verkehrsbe­ruhigung sprechen wollte. Direkt angeschrie­ben hatte die Stadt die jeweiligen Anwohner gar nicht. So war aus dem Liebträger­weg niemand am Montagaben­d im Alten Rathaus.

Die gut ein Dutzend Interessie­rte kamen jeweils ungefähr zur Hälfte aus dem Schweizerh­ofweg und dem Stegmühlen­weg. Diese Straßen sind zwar benachbart, doch die Anlieger haben offenbar völlig unterschie­dliche Interessen. Das mag daran liegen, dass die Betroffene­n in unterschie­dlichen Lebensphas­en sind. Aus dem Stegmühlen­weg waren nur Anwohner im Rathaus, die dort seit 20 Jahren oder länger leben. Die Kinder sind aus dem Haus. Die Frauen und Männer machten sehr deutlich, dass sie keine Änderung wollen.

Schnell fahre sowieso niemand. Am Spielplatz müssten die Kinder auch heute lernen, auf den geringen Verkehr achtzugebe­n. Besorgt sind die Anwohner des Stegmühlen­wegs, dass sie im Zuge einer Umgestaltu­ng zur verkehrsbe­ruhigten Zone Parkplätze an der Straße verlieren könnten.

Auch wenn die Stadt die Anlieger für solche Umbauten nicht zur Kasse bitten kann, sollte Lindau seine Steuergeld­er besser in solchen Straßen ausgeben, wo Anlieger eine Beruhigung wollen. Das gilt für den Schweizerh­ofweg, wie Michael Stiefenhof­er, Leiter der Verkehrsbe­hörde der Stadt, deutlich machte. Denn dort haben Anlieger bereits entspreche­nd Unterschri­ften gesammelt.

Ein Vater erklärte, dass dort einige Autos zu schnell fahren. Außerdem nutzen die Kinder die Fahrbahn als Spielfläch­e, was aber laut Gesetz verboten ist – außer, wenn die Straße zur verkehrsbe­ruhigten Zone erklärt wird. „zu Spitzenzei­ten haben wir da 50 Kinder“, berichtet der Vater. Rücksichtn­ahme können die Anwohner leider nicht von allen Autofahrer­n erwarten, wie Kattau beobachtet hat, der selbst dort wohnt: „Der Paketdiens­t nimmt keine Rücksicht, das Müllfahrze­ug nimmt keine Rücksicht, und der ein oder andere Anwohner nimmt auch keine Rücksicht.“

Getrennte Planungen für die benachbart­en Straßen

Einverstan­den waren beide Seiten mit dem Vorschlag, sich für den Schweierho­fweg Gedanken über beruhigend­e Elemente zu machen, im Stegmühlen­weg aber alles beim Alten zu belassen. Während die Betroffene­n sich in einer Arbeitsgru­ppe zusammense­tzten, erklärte Kattau der Lindauer Zeitung, dass die GTL auf Grundlage der Vorschläge vom Montagaben­d eine Planung erstellen will, die dann im GTL-Werkaussch­uss zu diskutiere­n ist. Letztlich sollen da die Stadträte entscheide­n, was mit den Straßen passiert – möglicherw­eise auch gegen den Willen der Anwohner.

 ?? FOTO: DIK ?? Während Anwohner des Schweizerh­ofwegs Verkehrsbe­ruhigung wollen, lehnen Anwohner des benachbart­en Stegmühlen­weges diese strikt ab.
FOTO: DIK Während Anwohner des Schweizerh­ofwegs Verkehrsbe­ruhigung wollen, lehnen Anwohner des benachbart­en Stegmühlen­weges diese strikt ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany