Anwohner sind geteilter Meinung zur Verkehrsberuhigung
Beim ersten Infoabend der Stadt zur Entschleunigung treten interessante Meinungsverschiedenheiten zutage
LINDAU - Während manch ein Anwohner auf Umbau in einen verkehrsberuhigten Bereich drängt, lehnen andere das strikt ab. Das ist beim Infoabend der Stadt zu Wohnstraßen deutlich geworden, welche die Stadt in sogenannte Spielstraßen umgestalten möchte. Im konkreten Fall lässt sich das vielleicht einfach lösen, weil Befürworter und Gegner in verschiedenen Straßen leben.
Die Stadt habe zu kurzfristig eingeladen, räumte Kai Kattau zu Beginn ein. Der Werkleiter der Gartenund Tiefbaubetriebe hatte erst am Samstag in der LZ und im Amtsblatt der Stadt den Infoabend angekündigt, bei dem er mit Betroffenen über mögliche Verkehrsberuhigung sprechen wollte. Direkt angeschrieben hatte die Stadt die jeweiligen Anwohner gar nicht. So war aus dem Liebträgerweg niemand am Montagabend im Alten Rathaus.
Die gut ein Dutzend Interessierte kamen jeweils ungefähr zur Hälfte aus dem Schweizerhofweg und dem Stegmühlenweg. Diese Straßen sind zwar benachbart, doch die Anlieger haben offenbar völlig unterschiedliche Interessen. Das mag daran liegen, dass die Betroffenen in unterschiedlichen Lebensphasen sind. Aus dem Stegmühlenweg waren nur Anwohner im Rathaus, die dort seit 20 Jahren oder länger leben. Die Kinder sind aus dem Haus. Die Frauen und Männer machten sehr deutlich, dass sie keine Änderung wollen.
Schnell fahre sowieso niemand. Am Spielplatz müssten die Kinder auch heute lernen, auf den geringen Verkehr achtzugeben. Besorgt sind die Anwohner des Stegmühlenwegs, dass sie im Zuge einer Umgestaltung zur verkehrsberuhigten Zone Parkplätze an der Straße verlieren könnten.
Auch wenn die Stadt die Anlieger für solche Umbauten nicht zur Kasse bitten kann, sollte Lindau seine Steuergelder besser in solchen Straßen ausgeben, wo Anlieger eine Beruhigung wollen. Das gilt für den Schweizerhofweg, wie Michael Stiefenhofer, Leiter der Verkehrsbehörde der Stadt, deutlich machte. Denn dort haben Anlieger bereits entsprechend Unterschriften gesammelt.
Ein Vater erklärte, dass dort einige Autos zu schnell fahren. Außerdem nutzen die Kinder die Fahrbahn als Spielfläche, was aber laut Gesetz verboten ist – außer, wenn die Straße zur verkehrsberuhigten Zone erklärt wird. „zu Spitzenzeiten haben wir da 50 Kinder“, berichtet der Vater. Rücksichtnahme können die Anwohner leider nicht von allen Autofahrern erwarten, wie Kattau beobachtet hat, der selbst dort wohnt: „Der Paketdienst nimmt keine Rücksicht, das Müllfahrzeug nimmt keine Rücksicht, und der ein oder andere Anwohner nimmt auch keine Rücksicht.“
Getrennte Planungen für die benachbarten Straßen
Einverstanden waren beide Seiten mit dem Vorschlag, sich für den Schweierhofweg Gedanken über beruhigende Elemente zu machen, im Stegmühlenweg aber alles beim Alten zu belassen. Während die Betroffenen sich in einer Arbeitsgruppe zusammensetzten, erklärte Kattau der Lindauer Zeitung, dass die GTL auf Grundlage der Vorschläge vom Montagabend eine Planung erstellen will, die dann im GTL-Werkausschuss zu diskutieren ist. Letztlich sollen da die Stadträte entscheiden, was mit den Straßen passiert – möglicherweise auch gegen den Willen der Anwohner.