Auf den Nachhall kommt es an
Selten war das Leitwort eines Katholikentags so aktuell wie in Münster, wo auf beinahe jedem Haus „Suche Frieden“plakatiert war. Selten in den vergangenen Jahren haben sich Christen so ausführlich zu politischen und gesellschaftlichen Fragen geäußert. Und ebenso selten waren die Themen von so hoher Relevanz: Es ging um den Iran-Konflikt, die Arbeitswelt 4.0, die Bewahrung der Schöpfung oder auch die neue Verantwortung Deutschlands in der Welt. Einen solch breiten öffentlichen Diskurs gibt es nur noch auf den evangelischen Kirchentagen und Katholikentagen.
Während die Kirchen sich wieder verstärkt zu Wort melden und im politisch-gesellschaftlichen Raum Gehör verschaffen, leeren sich bundesweit die Gotteshäuser. Auch das war in Münster zu beobachten: Zu einem Gottesdienst für Kommunionkinder kam buchstäblich niemand. Die Organisatoren blieben alleine, während wenige Meter weiter über Gott und die Welt gestritten wurde.
Diese Entwicklung muss zum Umdenken und zum Handeln führen. In der katholischen Kirche sollten jetzt die Skandale um Missbrauch und Finanzen aufgearbeitet und beendet werden. Daraus müssen sich neue Regeln ergeben. Ebenso ist es an der Zeit, den hehren ökumenischen Worten im Reformationsjahr 2017 Taten folgen zu lassen: Der Streit um die Kommunion für evangelische Partner in konfessionsverschiedenen Ehen ist für die katholischen Bischöfe beschämend. Er gehört schnellstens gelöst. Ebenso muss die Rolle der Frauen neu gefasst werden: Auch hier sind Lösungen in Sicht, zu deren Umsetzung der Mut fehlt. Das Diakonenamt scheint ja theologisch in Reichweite zu sein.
Die Kirche muss ihre eigenen Hausaufgaben erledigen. Und sie muss die seit Jahrzehnten liebevoll gepflegte Unsitte aufgeben, stets um sich selbst zu kreisen. Immer heißt es auch in den Gemeinden: „Was geht nicht?“Es muss heißen: „Was geht?“Bleibt alles beim Alten, dann kann es noch viele Katholikentage ohne Nachhall geben, dann verdunsten politisches Engagement und auch der Glaube.