39 Nobelpreisträger kommen nach Lindau
Tagungsverantwortliche probieren in der Inselhalle neue Formate aus
LINDAU - Wie funktioniert unsere innere Uhr? Welchen Wert hat Wissenschaft noch im postfaktischen Zeitalter? Was sind die größten Herausforderungen im Bereich der personalisierten Medizin? Diese und andere wichtige Fragen werden 39 Nobelpreisträger und 600 ausgesuchte Nachwuchswissenschaftler aus 84 Nationen auf der 68. Lindauer Nobelpreisträgertagung vom 24. bis 29. Juni diskutieren.
Die Verantwortlichen hoffen, dass die Arbeiten in und neben der neuen Inselhalle zügig voranschreiten, damit Lindaus bekannteste Tagung in zweieinhalb Wochen wie geplant stattfinden kann. Denn in der neuen Halle will das Kuratorium der Nobelpreisträgertagungen ein paar neue Formate ausprobieren. So soll es ne- ben Vorträgen und Podiumsdiskussionen in diesem Jahr sogenannte interaktive Agora Talks und eine Life Lecture geben. Auch den Theresevon-Bayern-Platz wollen die Veranstalter gerne nutzen. Zudem sind Gespräche zwischen Laureaten und Nachwuchswissenschaftlern im Rahmen von Spaziergängen im Lindauer Hinterland geplant.
Zur Eröffnung erwarten die Veranstalter heuer weniger Prominente aus Politik und Wirtschaft als in früheren Jahren. Die Tagung wird mit Ansprachen der neuen Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, und von Nobelpreisträgerin Elizabeth Blackburn eröffnet. Im Laufe der Woche werden unter anderem die frischgekürten Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin Michael Rosbash und Michael W. Young Vorträge halten. In einer Pressekonferenz werden die beiden Preisträger zudem Fragen von Journalisten zu der von ihnen entdeckten inneren Uhr beantworten. Wichtiges Thema ist die Frage, welche Rolle die Wissenschaft im sogenannten postfaktischen Zeitalter spielt. Gefühle und persönliche Meinungen scheinen in der Öffentlichkeit wichtiger als objektive Fakten. Wie Wissenschaft Glaubwürdigkeit zurückgewinnen kann, darum soll es in einer Diskussionsrunde am Abschlusstag auf der Insel Mainau gehen.
Forscher streiten über den Wert der Gentechnik
Wichtiges Thema ist auch die Gentechnik. Denn veränderte Gene spielen in der Medizin eine ebenso große Rolle wie in Industrie und Landwirtschaft. Die Teilnehmer befassen sich in Lindau mit Fragen der Sicherheit und der Ethik: Worauf dürfen Kranke hoffen? Welche Risiken bestehen?
Nobelpreisträger Peter Agre leitet Malariastudien in Afrika, wo er sich für Vorbeugung und Behandlung einsetzt. Viele Nachwuchswissenschaftler kommen aus Entwicklungsländern und fordern bessere medizinische Versorgung und Aufklärungsarbeit in ihren Heimatländern. Auch darüber tauschen sie sich in Lindau aus.
Die Veranstalter freuen sich, dass acht Nobelpreisträger erstmals nach Lindau kommen,darunter drei Laureaten, die im Dezember den Nobelpreis erhalten haben. Sieben deutsche Preisträger haben sich angekündigt, darunter Bert Sakmann, der einige Jahre in Lindau die Schule besucht hat und der Stadt nach wie vor besonders verbunden ist.