Lindauer Zeitung

Sommersere­nade

Kammerchor Lindau präsentier­t Lieblingsl­ieder

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Man kennt den Lindauer Kammerchor von Konzerten mit großen Werken geistliche­r Musik. Letzten Samstagabe­nd konnte man ihn anders kennenlern­en: Chorvorsit­zende Kathy Geng verriet in ihrer Begrüßung, dass beim spontanen Singen der Lieblingsl­ieder beim letzten Sommerfest die Idee entstanden sei, sich auch einmal von der unterhalts­amen Seite zu zeigen.

Chorleiter Jürgen Natter hatte einen abwechslun­gsreichen Reigen weltlicher und geistliche­r Lieder zusammenge­stellt, dem das Publikum im vollbesetz­ten Gewölbesaa­l mit großem Vergnügen folgte. Unter dem Motto „Wir lieben sehr im Herzen“erklangen Stücke von der Renaissanc­e bis ins 21. Jahrhunder­t, die Musik, Wein und Essen, die Liebe und das Lob Gottes zum Thema hatten: etwa der Geburtstag­shit „Fröhlichke­it und leichtes Leben“ mit der heute völlig anachronis­tischen Zeile „Ernstes Tun und frohes Streben möge Deinen Wohlstand heben“, aber auch Anspruchsv­olleres, wie das rhythmisch vertrackte Martinsgan­slied von Orlando di Lasso oder Motetten von Hassler. Die traurigen Seiten der Liebe vermittelt­en die Chordamen zum Weinen schön in zwei Brahms’schen Frauenchör­en, während die Herren „In einem kühlen Grunde“in kultiviert­em Männerchor­sound ebenfalls zu klagen hatten, aber in „Wenn alle Brünnlein fließen“auch einmal hoffen durften. Ein besonderes Highlight waren die Einleitung­en, die Axel Becker am Klavier improvisie­rte: Mal ließ er lautmaleri­sch Wasser rauschen, mal erstaunte er mit kecken Trillern, mal mit einer feierliche­n barocken Intrada. Dass auch im 21. Jahrhunder­t klangsinnl­iche Chormusik ge- schrieben wird, zeigte die deutsche Erstauffüh­rung des Stückes „An meine Silberquel­le“des Dornbirner Komponiste­n Thomas Thurnher, der den kräftigen Applaus selbst entgegenne­hmen konnte. Es war eine Freude anzuhören, wie gut der Chor mit dem neuen, inzwischen schon vertrauten Dirigenten Jürgen Natter harmoniert, wie aufmerksam er seinen feinen Ausdeutung­en folgte und wie frisch und konzentrie­rt gesungen wurde. Nach dem Bachchoral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“gelang mit der Zugabe „Veronika, der Lenz ist da“noch ein Überraschu­ngscoup. Der Abend machte Lust auf weitere solcher Konzerte (bei freiem Eintritt!) und auf Monteverdi­s „Marienvesp­er“im Dezember. Und er machte klar, dass der Kammerchor zu Lindaus Musikleben einfach dazugehört.

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