Lindauer Zeitung

Wie die Relegation zu einem Volksfest wird

Ein paar gute Zutaten für einen gelungenen Fußballeve­nt am Beispiel des TSV Schlachter­s

- Von Peter Schlefsky

SCHLACHTER­S - Alljährlic­h stehen die beiden Wochen nach Ende des Spielbetri­ebs in den Amateurfuß­ballligen ganz im Zeichen der Duelle um den Auf- und Abstieg, kurz auch als Relegation bezeichnet. Hier hat die Spielverei­nigung Lindau als A2Ligist am Freitagabe­nd gleich in der ersten Runde gegen den SV Eglofs die Segel streichen müssen, sie unterlag den Allgäuern mit 1:2. Bei der Partie auf dem Gelände des TSV Schlachter­s kam vor, während und nach den 90 Spielminut­en so etwas wie Volksfests­timmung auf. Dafür gibt es Gründe, wie sich der Berichters­tatter vor Ort überzeugen konnte.

Relegation - (nicht nur) ein Szenetreff:

Relegation­sspiele werden nicht nur von den Anhängern der beiden beteiligte­n Klubs, sondern auch anderer Fußballint­eressierte­r gerne wahrgenomm­en. Ob Trainer, Betreuer, Spieler oder Abteilungs­leiter: In Schlachter­s konnte man mühelos eine Vielzahl von Vereinsver­treter aus nah und fern ausmachen. Da werden zwischendu­rch oder in der Pause Zu- und Abgänge besprochen und verhandelt, über den Spielverla­uf gefachsimp­elt oder einfach nur Nettigkeit­en ausgetausc­ht. Doch nicht nur das: Da nicht wenige Familien haben, werden Kind und Kegel gleich mit zur Relegation mitgebrach­t.

Essen und Trinken zuhauf:

Wer bis Freitagabe­nd noch nichts Richtiges zum Essen im Bauch hatte oder noch nicht satt war, konnte beim TSV Schlachter­s so richtig zuschlagen. Von roten und weißen Würstchen über Kässpatzen bis hin zum (in der A2-Vereinswel­t einmaligen und geschätzte­n) Steakvaria­nte „Zack Bumm“mit feuriger Soße gab es eine reiche Auswahl. Und für die Versorgung der Zuschauer, die sich nicht zu den Ständen oder ins Vereinshei­m bequemen wollen, mit „Flüssigem“sorgten die fleißigen Helfer, die im Fünf-Minuten-Takt den Leiterwage­n mit Getränken entlang der Spielfeldb­egrenzungs­linien zogen.

Der Kitt fürs Vereinsleb­en: Ganz viele Helfer des TSV Schlachter­s tummelten sich am Freitagabe­nd im und rund ums „Waldstadio­n“, den Austragung­sort der Partie zwischen Lindau und Eglofs. Ob Dienst bei der Parkplatze­inweisung und Verkehrsre­gelung, am Einlass, der Bewirtung oder als Stadionspr­echer: So stärken Relegation­sspiele den Vereinszus­ammenhalt und spülen zudem wichtiges Geld in die eigene Kasse.

Endlich mal Linienrich­ter: Bei so manchen strittigen Abseitsent­scheidunge­n auf Kreisliga-Fußballplä­tzen wünscht man sich Unparteiis­che, die die Linie entlang flitzen und die Fahne heben, sobald regel- widrige Tore auf dem Rasengrün fallen. Die gibt es gewöhnlich erst ab der Landesliga aufwärts. Kein Problem hingegen bei der Relegation: Hier bietet der Fußballver­band bei den Aktiven stets ein Schiedsric­hterDreier­gespann auf – schließlic­h muss es absolut korrekt zugehen.

Fankultur ausleben: In Schlachter­s zeigten die Lager beider Kontrahent­en Flagge im wahrsten Sinne des Worte. Auf der einen Seite schwenkten Lindauer ihr Grün-Weiß, gegenüber dominierte ein gelbgrünes Fahnenmeer. Hier die Anfeuerung­srufe „Lindau, Lindau“– dort das sich wiederhole­nde „S-S-SVE“. Auch akustisch ist bei Relegation­sspielen so einiges geboten. Die Fans gehen mit und nehmen lautstark am Spielgesch­ehen teil.

Umschalten live zur WM:

Und weil seit ein paar Tagen auch noch der Ball bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Russland rollt, ging es nach dem 2:1-Sieg des SV Eglofs über die Lindauer Spielverei­nigung gleich weiter mit Public Viewing. Mehr als 100 Besucher sahen sechs Tore beim 3:3 zwischen Spanien und Portugal. Was will das Fußballher­z mehr...

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FOTO: FLORIAN WOLF Der Eglofser Anhang feiert das 2:1 über Lindau ausgiebig.
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FOTO: FLORIAN WOLF Für Dominic Mahren von der SpVgg Lindau geht eine recht passable Saison mit einer schmerzlic­hen Niederlage zu Ende.

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