Die „Horde von Helden“nervt Messi
Argentinien und sein Superstar verzweifeln – Island feiert WM-Torschützen Finnbogason
MOSKAU (SID) - Fast hätte Alfred Finnbogason seinen Aufstieg zum heldenhaftesten vieler Helden gar nicht mitbekommen. „Ich hatte einen Blackout in diesem Moment“, beschrieb der Stürmer des FC Augsburg die Szene, in der er in die Geschichte Islands einging. In der 23. Minute gegen Argentinien hatte der 29-Jährige das erste WM-Tor seines Heimatlandes erzielt. Dass der Neuling dem zweimaligen Weltmeister um Superstar Lionel Messi tatsächlich ein 1:1 (1:1) abtrotzte, ließ die ganze Insel wieder einmal jubeln – inklusive Gudmundur „Gummi Ben“Benediktsson.
Immer wieder Huh!
Der Kult-Kommentator sah auf der Tribüne einen Auftritt, der schwer an das EM-Debüt der Isländer vor zwei Jahren erinnerte. Auch damals brachten die aufopferungsvoll kämpfenden Nordmänner einen Superstar zur Verzweiflung – Cristiano Ronaldo kam mit dem späteren Titelträger aus Portugal ebenfalls nicht über ein 1:1 gegen Island hinaus. Und wie 2016 war es Torwart Hannes Halldorsson, der den Punktgewinn festhielt – diesmal mit einem gehaltenen Strafstoß von Messi (64.). „Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Ich habe mir sehr viele seiner Elfmeter angesehen. Ich wollte in seinen Kopf kommen“, sagte Halldorsson, bekannte aber: „Dass ich gegen den besten Spieler der Welt einen Strafstoß gehalten habe, ist unglaublich.“
Für die Zeitung „The Reykjavic Grapevine“stand schon nach dem ersten Spiel der kleinsten Nation, die je an einer WM teilgenommen hat, fest: „Diese Wikinger sind eine Horde von Helden.“Der Schlachtruf „Huh!“hallte durch das Stadion.
Finnbogason, der auch in Augsburg oft glänzte, war auch weit nach dem Abpfiff noch völlig berauscht. „Ein Traum ist wahr geworden. Das werde ich niemals in meinem Leben vergessen“, sagte er – und gratulierte dem Torwart: „Ich habe Hannes in der Kabine umarmt. Der Elfmeter war ein wichtiger Moment für ihn. Mein Tor und seine Parade – beides war nötig. Diesmal hat das Team uns beide gebraucht. Das nächste Mal werden es andere sein.“
Tatsächlich benötigen die Isländer in den verbleibenden Gruppenspielen gegen Peru und Dänemark wieder Spieler, die in den Vordergrund treten. Denn nach dem Punktgewinn gegen Argentinien haben die Wikinger ihr großes Ziel mehr denn je im Visier: „Es bleibt dabei, wir wollen in die K.o-Runde“, betonte Finn- bogason, der es mit seinen Teamkollegen bei der EM durch einen Achtelfinal-Erfolg über England sogar in die Runde der besten Acht geschafft hatte. Dass die extrem unangenehm zu spielenden Isländer dazu in der Lage sind, dürfte spätestens seit dem Argentinien-Spiel außer Frage stehen. Die Ansage von Trainer Heimir Hallgrimsson muss sich für die Konkurrenz jedenfalls wie eine Drohung angehört haben: „Die Feier mit den Fans war wunderbar. Aber Sie sollten erst einmal abwarten, wie die Fans bei einem Sieg von uns feiern“.
Messi fühlte sich „wie tot“
Und Messi? Selbst der fünfmalige Weltfußballer scheint damit überfordert zu sein, dass die gesamte argentinische Nationalmannschaft von ihm abhängig ist. Messi wollte einen perfekten Start erzwingen. Was bleibt, ist nicht nur ein verschossener Elfer, sondern Ernüchterung, Enttäuschung und Schmerz. „Es tut mir weh, dass ich diesen Elfmeter verschossen habe“, räumte Messi ein. Und: „Nach dem Fehlschuss habe ich mich wie tot gefühlt“. „Das passiert, Messi ist auch nur ein Mensch“, sagte dessen Kumpel Sergio Agüero, der Argentinien in Führung gebracht hatte (19.).