Tote Stadt für Museumsbesucher?
Zum Leserbrief „Versprochen ist Versprochen“; LZ vom 19. Juni: Die Mahnung des Leserbriefschreibers nach Einhaltung der städtischen Versprechen zum Ersatz der in großer Zahl wegfallenden Inselparkplätze, ist mehr als begründet, denn derzeit sieht es danach aus, als ob die Lindauer Verwaltung (in stillschweigender Unterstützung von Teilen des Stadtrats) alles dazu tut bzw. unterlässt, damit es zu einem solchen Ersatz in tauglichem Umfang gar nicht mehr kommen wird. Wenn der Bürger das merkt, wird er sich erstaunt die Augen reiben, hat er doch mit seinen Steuergeldern in stark sechsstelliger Höhe umfangreiche sachverständige Gutachten finanziert, die diesen Ersatz als notwendig ausweisen. Der Bürger müsste nach deren Ergebnissen jetzt eigentlich darauf vertrauen können, dass nun das überall ausdrücklich an erster Rangstelle verankerte Planungsziel der „Sicherung und Verbesserung der Erreichbarkeit Lindaus und aller wichtigen Ziele innerhalb der Stadt mit allen Verkehrsmitteln“, auch was die Parkplätze betrifft, vorrangig umgesetzt wird. Das wäre ohne weiteres möglich, wenn am Eingang zur Insel und am künftigen Reutiner Bahnhof ausreichend dimensionierte Stellplatzanlagen geplant und realisiert werden würden.
Anstelle dessen schustert die Stadt am Karl-Bever-Platz mit einem Hotel/Garagenkonzept herum, das nicht nur den gutachterlich ausgewiesenen Bedarf an inselnahen Stellplätzen von vorneherein nicht befriedigen kann, sondern dessen von der Stadt gesetzte Rahmenbedingungen jeden möglichen Investor abschrecken werden, weil unter legalen Bedingungen damit keine ausreichende Rentabilität erzielt werden kann. Woran liegt das? Werden hier die vorrangigen Erreichbarkeitsziele des KliMo etwa auf dem Altar eines Glaubenssatzes wie „Autos ohne Rücksicht auf Verluste soweit wie möglich weg von der Insel“geopfert? Ohne die leistungsfähigen bedarfsnahen Stellplatzanlagen wird die Erreichbarkeit der wichtigen Lindauer Ziele nicht verbessert, sondern verschlechtert. Anstelle des historischen Slogans: „Lindau, alte Stadt für junge Leute“, könnte es dann bald heißen: „Lindau, tote Stadt für Museumsbesucher“.
Also: Klares Bekenntnis zum konsequenten, zeitnahen Vorantreiben aller Planungen, die ein inselnahes und Bahnhof-Reutin-nahes Parken in großzügigem, zukunftssicheren Umfang gewährleisten. Keine Vorreihung von Klimazielen, die die zu erwartenden fundamentalen Änderungen der Mobilitätszukunft mit stark abnehmenden Emissionsgefahren außer Acht lassen. Stinkende und lärmende Verbrenner aus dem letzten Jahrhundert wird es zum Glück nicht mehr lange geben. Damit sollte nichts mehr gegen die hier geforderten bedarfsnahen Parkanlagen sprechen.
Cornelius Wiedemann, Lindau