Donald Trump beschimpft und droht Harley-Davidson
Motorradhersteller will wegen Strafzöllen weniger in Amerika produzieren – US-Präsident spricht von Ausrede und kündigt große Steuer an
NEW YORK (AFP) - Harley-Davidson hat mit der geplanten Verlagerung von weiteren Produktionsteilen ins Ausland den massiven Unmut von US-Präsident Donald Trump auf sich gezogen. Der Präsident warf dem Motorradhersteller am Dienstag vor, den Handelskonflikt mit der EU lediglich als „Ausrede“für ohnehin geplante Produktionsverlegungen zu benutzen. Die EU-Kommission ging davon aus, dass Trump unter wachsenden Druck von US-Firmen gerät, seine Politik der Strafzölle zu stoppen.
Die EU hatte am Freitag als Reaktion auf die von Trump verhängten Importaufschläge auf Aluminium und Stahl Gegenzölle auf US-Produkte in Kraft gesetzt, darunter die Kult-Motorräder von Harley-Davidson. Das Unternehmen teilte daraufhin am Montag mit, die Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland sei nun „die einzige tragfähige Option“, um weiter ein überlebensfähiges Geschäft in Europa zu betreiben.
Trump zeigte sich „überrascht, dass Harley-Davidson von allen Unternehmen das erste ist, das die weiße Fahne hisst“. Er habe „hart“für die US-Unternehmen gekämpft, „und am Ende werden sie keine Zölle auf Verkäufe in die EU zahlen, die uns beim Handel schlimm geschädigt hat“, twitterte der US-Präsident. Er forderte „Geduld“.
Rückschlag für Trump
Die Entscheidung von Harley-Davidson ist ein Rückschlag für Trump, der den Motorradbauer kurz nach seinem Amtsantritt bei einem Empfang von Firmenvertretern im Weißen Haus als „wahre amerikanische Ikone“gerühmt hatte. Unter der Devise „Amerika zuerst“will er eigentlich Firmen dazu bewegen, wieder mehr in den USA zu produzieren und dort Jobs zu schaffen.
Trump schrieb nun, dass HarleyDavidson schon vor dem Zollstreit angekündigt habe, einen Großteil seiner Produktion in Kansas City im Bundesstaat Missouri nach Thailand auszulagern. Er warnte das Unternehmen zugleich, wenn es seine Motorräder aus anderen Ländern in die USA einführen wolle, werde es eine „große Steuer“zahlen müssen. Harley-Davidson ließ bislang offen, wohin genau die Produktion ausgelagert werden soll und ob damit Jobverluste in den USA verbunden sind. Die Firma hat bereits Fabriken in Brasilien, Indien und Australien, eine in Thailand wird derzeit gebaut. Zu Kansas City hatte das Unternehmen kürzlich angekündigt, dass die dortige Fabrik geschlossen werden solle, um Jobs an einem anderen Standort in Pennsylvania zu sichern.
Das Unternehmen ist wirtschaftlich angeschlagen. Der Umsatz ging 2017 um knapp sechs Prozent zurück, der Gewinn um fast 25 Prozent. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Harley-Davidson auf dem Heimatmarkt Schwierigkeiten hat, jüngere Kunden zu gewinnen.
Die EU-Aufschläge stellen HarleyDavidson vor zusätzliche Probleme. Der Zollsatz auf die Motorräder steigt damit von sechs auf 31 Prozent – damit werden sie rund 2200 Dollar teurer, wenn sie aus den USA geliefert werden. Bis zur Teilverlagerung der Produktion will Harley-Davidson die Aufschläge selbst kompensieren, dadurch entstehen zusätzliche Kosten von jährlich bis zu 100 Millionen Dollar. Die Aktie sackte am Montag um fast sechs Prozent ab.
EU-Außenhandelskommissarin Cecilia Malmström sagte, Entscheidungen zur Produktionsverlagerung außerhalb der USA seien „eine unglückliche Konsequenz“des Handelskonflikts. Sie gehe davon aus, dass US-Unternehmen „die US-Regierung unter Druck setzen“, die Strafzollpolitik zu stoppen. Aus Sicht der Firmen sei diese „nicht gut für die amerikanische Wirtschaft“.
Kritik an Trumps Zollpolitik kam auch aus seiner eigenen Partei. Die Entwicklung bei Harley-Davidson sei ein „weiterer Beweis dafür, welchen Schaden einseitige Zölle anrichten können“, erklärte der Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan. Er stammt aus Wisconsin, wo HarleyDavidson seinen Hauptsitz hat.