Fusion von Karstadt und Kaufhof naht
Eckpunkte für Fusion vereinbart – Arbeitsplätze sollen weitestgehend erhalten bleiben
BERLIN/NEW YORK (dpa) - In den Verhandlungen um eine Fusion von Karstadt und Kaufhof stehen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur offenbar nur wenige Filialen zur Disposition, es seien drei bis fünf Standorte. Kaufhof betreibt in Deutschland derzeit 96 Warenhäuser, Karstadt 82. Der kanadische Kaufhof-Eigentümer Hudson's Bay Company (HBC) und der österreichische Karstadt-Eigner René Benko hatten am Dienstag eine Absichtserklärung unterzeichnet.
BERLIN/NEW YORK - Die offenbar geplante Fusion der Warenhausketten Karstadt und Kaufhof soll noch vor Ende des Monats beschlossen werden. Die 37 000 Arbeitsplätze der künftigen „Europäischen Warenhaus AG“sollten weitestgehend erhalten bleiben, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“. In den Verhandlungen stehen wenige Filialen zur Disposition. „Drei bis fünf Standorte würden bei einem Zusammengehen vermutlich geschlossen“, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Kaufhof betreibt in Deutschland 96 Warenhäuser, Karstadt 82. Der kanadische Kaufhof-Eigentümer Hudson's Bay Company (HBC) und der österreichische Karstadt-Eigner René Benko hatten eine Absichtserklärung unterzeichnet. Sie sieht nach Angaben aus Verhandlungskreisen vor, Kaufhof, Karstadt und Karstadt Sport in ein Joint Venture – ein Gemeinschaftsunternehmen – einzubringen.
Große Sorgen in Essen
Laut einem Bericht der „Wirtschaftswoche“trägt das Papier den Titel „Vereinbarung zu einer Fusion unter Gleichen im europäischen Warenhaus-Geschäft“. Es sei aber völlig klar, dass bei einem Zusammenschluss die operative Führung des Unternehmens bei Karstadt liegen werde, hieß es aus Verhandlungskreisen. „Wir sind aber noch ein gutes Stück von einer Einigung entfernt, das kann alles wieder platzen“, hieß es in den Kreisen weiter.
Karstadt-Eigentümer Benko liebäugelt seit Jahren damit, den großen Konkurrenten in sein Warenhausimperium zu integrieren. Doch seine Anläufe zur Übernahme von Kaufhof waren immer wieder gescheitert. Bei einem Zusammenschluss erwarten die Beteiligten, die Kosten in der Verwaltung und im Einkauf drücken zu können. Allein durch die größeren Mengen, die ein fusionierter Konzern beziehen würde, wären höhere Rabatte möglich. Durch eine Vereinheitlichung des Sortiments entstünde zudem eine größere Macht für die Einkäufer. Gibt es beispielsweise für ein Produkt bislang unterschiedliche Lieferanten für die beiden Warenhausbetreiber, werden sich diese eventuell einen Preiskampf liefern, um nicht aus dem Regal zu fliegen – so die Hoffnung bei Karstadt und Kaufhof. Die Frage, ob auch die Mitarbeiter um einen Beitrag bei einer Fusion gebeten würden, ist nach Aussagen aus Verhandlungskreisen noch nicht Teil der Gespräche gewesen. Die Kaufhof-Angestellten werden nach dem Flächentarifvertrag entlohnt, für Karstadt gilt ein Haustarifvertrag mit schlechteren Konditionen. Derzeit spricht die Gewerkschaft Verdi mit Kaufhof über einen Sanierungstarifvertrag.
Eine Entscheidung über den Standort einer möglichen gemeinsamen Konzernzentrale ist noch nicht gefallen. Kaufhof hat seinen Sitz in Köln, Karstadt steuert sein Geschäft aus der Zentrale in Essen. In Essen gibt es große Sorgen um die Konzernzentrale. „Viele Kollegen sind empört und die Verunsicherung ist sehr groß”, sagte Arno Leder, der Betriebsratschef der Essener Hauptverwaltung, der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Spekulationen zufolge steht die Karstadt-Zentrale auf dem Prüfstand. Dem Vernehmen nach gibt es auch Erwägungen zu einem Umzug an einen neutralen Ort in NordrheinWestfalen.