Zehntklässler bekommen Knigge-Kurs
Berufsschüler bringen VHGlern das Benehmen bei Tisch bei.
LINDAU - Wenn die nächste Hochzeitsfeier oder Opas runder Geburtstag anstehen, sind Tischmanieren gefragt. Keiner will sich blamieren, weil die Serviette oder das Besteck nicht richtig liegen. Eine gemeinsame Projektwoche der zehnten Jahrgangsstufen des Valentin-HeiderGymnasiums (VHG) und des Bereichs Gastronomie der Berufsschule dreht sich deshalb um den korrekten Restaurant-Knigge. Ein Drei-Gänge-Menü stellt das Wissen der Schüler auf die Probe.
In der Küche des Berufsschulzentrums laufen die Vorbereitungen: Eine Gruppe von Berufsschülern und Gymnasiasten stellt gemeinsam Speiseeis her. Die Schüler pürieren frische Erdbeeren, dazu kommen Milch, Eigelb, Vanille und Zucker. Eine andere Gruppe bastelt derweil Melonen-Häppchen.
Einen Raum weiter falten die Schüler Servietten. Kim ist Berufsschülerin und zeigt jeden Handgriff bis zur perfekten Form. Sie erklärt den Gymnasiasten, wie man das Tuch zur Rose faltet: „Ihr müsst zuerst so eng wie möglich rollen, aber am Ende dann etwas luftiger, damit man den Stoff umschlagen kann“, erklärt sie.
Aperitif nimmt man nie am Tisch
Erdbeereis, Melonenhäppchen und Rosen-Servietten kommen anschließend beim Drei-Gänge-Menü mit Stehempfang zum Einsatz. Den Service übernehmen die Berufsschüler, die VHG’ler essen. Aber das hat so seine Tücken: Ein Cocktailglas mit Früchtespieß in der einen Hand und ein Salat-Käse-Canapé in der anderen ist gar nicht so leicht zu balancieren. Und dann? Wohin mit dem leeren Glas und dem Spieß? „Einen Aperitif nimmt man nie mit an den Tisch, den Spieß legt ihr am besten in die Papierschale, in der das Häppchen war“, erklärt Berufsschülerin Miriam den VHGSchülern. Und ganz wichtig: „Gläser mit Stiel fasst man auch immer am Stiel an.“Und das war erst der Anfang: Jetzt geht es an den Tischen im „Übungs-Restaurant“der Berufsschule weiter. Beim Anblick der vielen Gabeln, Messer und Gläser blickt so mancher ziemlich skeptisch drein.
„Wir vermitteln sowas ja gar nicht in unserem normalen Unterricht“, sagt VHG-Lehrerin Henrike Wackermann-Eckert. Da sei es ein wichtiges Ziel der Projektwoche, solche Alltagskompetenzen zu erlernen. Der Knigge gebietet es zum Beispiel, dass man nur höflich das Glas hebt und sich zunickt, anstatt laut klirrend anzustoßen. Oder dass man die Serviette locker gefaltet neben die Gabel links legt, wenn man mal aufstehen muss. Oder dass die Frau vor dem Mann bedient wird. Oder, oder…
Wenn sich Fehler beim Service der Berufsschüler einschleichen, ist Beate Käthner, Fachlehrerin Service an der Berufsschule, zur Stelle und greift korrigierend ein: „Du musst anders herum um den Tisch laufen“, weist sie eine Schülerin an. „Denk dran, die Frauen zuerst.“Das sei eine gute Übung für ihre Schüler, sagt sie. „So können sie sich am wirklichen Gast ausprobieIch ren. bin froh, dass wir da mit dem Gymnasium zusammenarbeiten.“
Keiner will etwas falsch machen
Ihr fällt auf, wie ernst die Schüler die Übung nehmen. Tatsächlich ist es an den Tischen ganz ruhig. Keiner will was falsch machen, und alle sind konzentriert. Dabei haben die meisten die wichtigsten Tischmanieren schon von den Eltern beigebracht bekommen. „Meine Mama stupst mich immer an, wenn meine Ellenbogen auf dem Tisch liegen“, sagt Karen vom VHG. Myron sagt, dass ihm sein Vater gezeigt habe, dass man das Brot in mundgerechte Stücke bricht und nicht einfach als Ganzes isst. Andere wiederum sehen die Tischmanieren eher locker. Beim Dessert, einem selbst gemachten FürstPückler-Eis tauschen zwei Schüler ihre Teller. „Das geht gar nicht“, weist sie Berufsschüler Florian auf den Fehler hin. Auch nach Verputzen des Desserts ist die Knigge-Schule natürlich noch nicht gänzlich zu Ende. Nicht benutztes Besteck zum Beispiel wird mit auf den letzten Teller gelegt. So gehört sich das.
Zwei Schüler strahlen sich an, klatschen ab und rufen: „Juhu! Das haben wir richtig gemacht.“