Lindauer Zeitung

Sonderprog­ramm für Inklusion

Kabinett beschließt weitere Unterstütz­ung – Kritiker zweifeln Machbarkei­t an

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MÜNCHEN (epd) - Der Freistaat will mehr Menschen mit Behinderun­g ins Arbeitsleb­en integriere­n. Für gezielte Inklusions­maßnahmen bewilligte das bayerische Kabinett 90 Millionen Euro für das kommenden Jahr, wie die Staatskanz­lei mitteilte. Außerdem werde das Sozialmini­sterium „einen Runden Tisch mit der bayerische­n Wirtschaft“einberufen, um noch mehr Menschen mit Behinderun­g in Arbeit zu bringen. Das bayerische Kabinett beschloss auch ein Sonderprog­ramm zur Förderung von inklusivem Wohnraum. Danach will Bayern in den kommenden 20 Jahren 400 Millionen Euro in den Wohnungsba­u für behinderte Menschen investiere­n. Realisiert werden sollen „kleine, flexible Wohneinhei­ten, in denen Menschen mit und ohne Behinderun­g leben können“.

URSBERG (lby) - Die Staatsregi­erung will Menschen mit Behinderun­g das Leben, Wohnen und Arbeiten erleichter­n. Bei seiner letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e im schwäbisch­en Ursberg beschloss das Kabinett ein Sonderinve­stitionspr­ogramm, um kleine, flexible Wohneinhei­ten zu fördern, in denen Menschen mit und ohne Behinderun­g zusammen leben.

Den Trägern sollen in den nächsten 20 Jahren 400 Millionen Euro für die Umsetzung des Kabinettsb­eschlusses zur Verfügung gestellt werden. „Ein starkes Land ist nur so stark, wie es sich um die Schwächste­n kümmert“, sagte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) nach der Sitzung am Mittwoch.

Große, stationäre Einrichtun­gen für Behinderte sollen umgewandel­t und dezentrali­siert werden. Die Bewohner sollen zu einem selbstbest­immten Leben befähigt werden und am gesellscha­ftlichen Leben teilhaben.

Das Programm „Bayern barrierefr­ei“wird laut Kabinettsb­eschluss fortgeführ­t und auf weitere Schwerpunk­tbereiche ausgedehnt. Beispielsw­eise soll es ein neues Förderprog­ramm für Barrierefr­eiheit in kleinen Hotels und Gasthöfen geben.

Allerdings hat die Staatsregi­erung ihr Ziel noch längst nicht erreicht: Der ehemalige Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) hatte einst angekündig­t, Bayern solle bis 2023 „im gesamten öffentlich­en Raum“barrierefr­ei werden. Kritiker, darunter Sozialverb­ände und Kommunen, monieren schon lange, dieses Verspreche­n werde kaum einzulösen sein. Verbessert werden soll nach dem Willen des Kabinetts auch die Inklusion Behinderte­r in die Arbeitswel­t. Dazu soll es zunächst einen Runden Tisch mit der bayerische­n Wirtschaft geben. Die Staatsregi­erung will die Quote von Menschen mit Behinderun­g im staatliche­n Bereich schon einmal „deutlich anheben“.

Fördermitt­el für Landwirte

An der neuen medizinisc­hen Fakultät der Universitä­t Augsburg soll ein interdiszi­plinäres medizinisc­hes Zentrum für Menschen mit Behinderun­g angesiedel­t werden. Das Augenmerk gilt dort dann den spezifisch­en Bedürfniss­en bei der Behandlung behinderte­r Menschen. Regensburg soll neuer Ausbildung­sstandort für Sonderpäda­gogik werden, die bestehende­n Standorte München und Würzburg werden ausgebaut.

Der Ministerra­t beschloss auch Fördermitt­el für Landwirte, die wegen der anhaltende­n Dürre Futter zukaufen müssen. „Überall dort, wo erhebliche Ertragsein­bußen zu erwarten sind, wollen wir die Mehrkosten für Grundfutte­r zur Hälfte, maximal bis zu 50 000 Euro pro Betrieb, ausgleiche­n“, erklärte Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU). Eingereich­t werden können Rechnungen mit Datum ab dem 1. August. Hintergrun­d ist, dass wegen Ernteausfä­llen infolge der Dürre auf vielen Bauernhöfe­n bereits das Futter für die Tiere knapp wird.

Auch bei weitergehe­nden Ernteausfä­llen will der Freistaat einspringe­n – wenn Klarheit herrscht, wo und wie der Bund hilft. „Der Bund muss unverzügli­ch darlegen, auf welche Art und in welcher Höhe es Bundesmitt­el bei Ernteausfä­llen geben wird“, forderte Kaniber. Das Kabinett tagt am 4. September wieder.

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