Lindauer Zeitung

Die Halle ist kein Meisterwer­k

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Zum Bericht „Die neue Inselhalle kommt wie eine Skulptur daher“; LZ vom 7. August:

Wo lernen Architekte­n eigentlich, etwas nur mäßig Gelungenes mit blumigen Worten schönzured­en? Das ist reine Architekte­n-Lyrik, was da das Architektu­rbüro Auer Weber verbreitet!

Im Inneren hat die Inselhalle zweifellos gewonnen, dort ist es heiter-luftig mit dezenter Farbgebung. Auch dem großen Saal hat die Auffrischu­ng mit neuen Leuchtkörp­ern und der dunkel gestrichen­en Decke gutgetan, hier ist endlich das rustikal anmutenden Fachwerk verschwund­en.

Aber von außen? Wie eine Skulptur soll die Dachlandsc­haft erscheinen? Mir kommt das eher wie ein gefaltetes Gestopsel vor! Diese unmotivier­ten schrägen Blenden sind ein absoluter Missgriff, gerade die vorspringe­nde überbreite Blende an der Südostecke neben dem Haupteinga­ng wirkt, wie wenn sie gleich herunterbr­echen würde. Nirgendwo ein Dachüberst­and, der den Bau auch außen leicht wirken ließe. Was hätte z.B. ein Büro Behnisch daraus an Leichtigke­it gemacht!

Und diese braunen Aluprofile sollen an die Altstadt erinnern? Es gibt sie nirgendwo auf der Insel! Im Gegenteil wirken sie eher billig, wie an einem Allerwelts­einkaufsze­ntrum, wie sie unsere Vorstädte verschande­ln. Wenn sie wenigstens wie die Dachfläche­n aus Kupfer wären und dann mit der Zeit eine schöne Patina bekämen ...

So ist die Inselhalle leider eines der hässlichst­en Gebäude der Stadt geworden, und das ausgerechn­et als unser Aushängesc­hild; schade um die vertane Chance – kein Meisterwer­k!“

Dr. Rainer Niemann, Lindau

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