Abele holt sich den Oskar fürs Lebenswerk
Der Ulmer Zehnkämpfer krönt sich mit 8431 Punkten zu Europas König der Athleten
BERLIN - Etwa sechs Jahre seines Lebens war Arthur Abele insgesamt verletzt, für einen Sportler normalerweise das Ende. „Eigentlich war Arthur tot“, sagte der frühere WM-Zweite Frank Busemann vor zwei Jahren. Weil Arthur Abele aber der Kämpfer ist im deutschen Sport, der Nichtaufgeber, zusammen mit Holger Badstuber vielleicht, dem fast ebenso lange verletzten Kicker, sah man am Mittwoch in Berlin den quicklebendigsten Arthur Abele aller Zeiten. Um 21.48 Uhr lief der 32-Jährige im Olympiastadion ins Ziel, und es war vollbracht: Abele hatte gewonnen, er ist nun der König der Athleten in Europa, und dass der Franzose Kevin Mayer, Olympiazweiter und haushoher Favorit, nach drei ungültigen Versuchen im Weitsprung ausgeschieden war, schmälert seinen Erfolg nicht im Geringsten.
Man(n) muss eben durchkommen in so einem Zehnkampf, und Abele kam nicht nur durch, er war so stabil wie der Limes, der römische Schutzwall, der einst durch seine Aalener Heimat führte. Nur im Stabhochsprung, der achten Disziplin, blieb Abele unter seinen Möglichkeiten und lag plötzlich wieder 90 Zähler hinter dem jungen Briten Timothy Duckworth. Sorgen um ihn musste man sich aber nicht machen, denn die zwei wohl besten Abele-Disziplinen kommen ja von jeher am Schluss: der Speer, mit dem er 67,12 Meter weit warf, zehn Meter respektive 150 Punkte mehr als die Rivalen, und der 1500Meter-Lauf, in dem der Mann vom SSV Ulm 1846 seinen 100-Punkte-Vorsprung sicher ins Ziel brachte. Es war das erste deutsche Gold in Berlin.
„Das ist nicht die schlechteste Ausgangsposition.“
Arthur Abele vor dem abschließenden 1500-Meter-Lauf
Danach stütze Arthur Abele seine Hände auf die Knie und weinte wie ein Schlosshund. Erst Maskottchen Berlino konnte ihn wieder beruhigen und setzte ihm eine Pappkrone auf. „Ihr wart einfach unfassbar, eine krasse Stimmung“, sagte Abele via Stadionmikrofon zu den 40 000. Am Ende hatte der Vater eines Sohns 8431 Zähler, deutlich mehr als der Russe Ilya Shkurenev (8321) und der Weißrusse Vitali Zhuk (8290). Der junge Mainzer Niklas Kaul wurde mit 8220 Zählern – Rekord – sogar noch Vierter vor Duckworth, der am Ende völlig einbrach. Abeles Ulmer Clubkollege Mathias Brugger war am ersten Tag nach ebenfalls drei ungültigen Weitsprungversuchen ausgeschieden.