Lindauer Zeitung

„Die Nachspeise kommt noch“

Rainer Maria Schießler verknüpft die Arbeit der Köche mit der biblischen Heilsbotsc­haft

- Von Olaf Winkler

SCHEIDEGG - Rund 200 Köche aus dem Landkreis Lindau, dem Oberallgäu, aus Oberschwab­en, Freiburg, Vorarlberg und der Schweiz haben gestern an der Laurentius-Messe vor der Pfarrkirch­e St. Gallus in Scheidegg teilgenomm­en. Aber auch zahlreiche Westallgäu­er kamen – wohl nicht wegen Pfarrer Rainer Maria Schießler aus München, der die Heilige Messe zelebriert­e und mit einer lebendigen, lebensnahe­n und durchaus unkonventi­onellen Predigt die Erwartunge­n seiner Zuhörer erfüllte.

Mit spaßigen Bemerkunge­n in Richtung der Köche („Ihr seid unverkennb­ar erkennbar“und „ohne Euch könnten wir nicht überleben“) sorgte Schießler gleich zu Beginn für eine lockere Atmosphäre. Das zog sich durch den Gottesdien­st – doch Schießler machte trotz viel Humor und Wortwitz auch deutlich, wie wichtig ihm die Eucharisti­e ist. Denn während die Köche für das leibliche und irdische Wohl der Menschen sorgen, wolle Gott mit der Eucharisti­e jene Sehnsucht befriedige­n, die in jedem Menschen vorhanden sei: „die Sehnsucht nach Liebe, Geborgenhe­it, Zuversicht, Wahrheit und Zukunft“. Und Schießler verband dies mit einem Appell „an meine Kirche“: Diese solle aus der Eucharisti­e „kein exklusives Mahl“machen, das beispielsw­eise „Schwule, Geschieden­e und Evangelisc­he“ausgrenze. Denn: „Jesus weist niemanden zurück.“Allerdings gelte auch umgekehrt: „Alle sind eingeladen.“Für Schießler ist es unverständ­lich, wenn Menschen nicht an der Eucharisti­e teilnehmen: „Da ist jemand zum Essen eingeladen und lehnt ab.“

Parallelen von Gasthaus und Kirche

Wichtig sei die Gemeinscha­ft – beim Wirt im Gasthaus und bei der Eucharisti­e-Feier im Gottesdien­st. Nur in der Gemeinscha­ft habe die Welt eine Chance zu bestehen. Am Ende des Lebens stehe der Tod. Und auch hier verwies Schießler auf die Parallelen von Gasthaus und Kirche: „Die Nachspeise kommt noch“. Die sei bekannterw­eise das Beste. Für den Menschen bedeute das: Der Tod führt zu Gott.

Musikalisc­h hatten die Wertacher Singföhla sowie Alphornblä­ser aus Maierhöfen und Scheidegg den Gottesdien­st gestaltet. An dessen Ende übergab Ernst Heid vom aufgelöste­n Köcheverei­n Lindau-Westallgäu die Vereinsfah­ne an Hermine Eller vom Wirteverei­n Scheidegg-Möggers. Dieser will die Tradition insbesonde­re der Laurentius-Messe, die heuer zum 40. Mal stattfand, fortsetzen. Karl-Josef Haaf vom Verband der Köche Deutschlan­ds ehrte Hans Werner Waltersdor­f, Horst-Herbert Otto, Otto Ziegler und Erwin Pfersich (alle Lindau) für jeweils 40 Jahre aktive Mitarbeit im Berufsfach­verband der Köche.

Den Grußworten von Scheideggs Bürgermeis­ter Ulrich Pfanner, dem Landtagsab­geordneten Eberhard Rotter und dem stellvertr­etenden Landrat Johann Zeh folgte ein gemeinsame­s Weißwurst-Frühstück auf dem Kirchplatz – der zur Freude aller Beteiligte­n trotz dunkler Gewitterwo­lken trocken blieb.

 ?? FOTO: OLAF WINKLER ?? Rund 200 Köche aus dem Dreiländer­eck nahmen an der 40. Laurentius-Messe teil, die heuer zum dritten Mal in Scheidegg stattfand.
FOTO: OLAF WINKLER Rund 200 Köche aus dem Dreiländer­eck nahmen an der 40. Laurentius-Messe teil, die heuer zum dritten Mal in Scheidegg stattfand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany