Lindauer Zeitung

AfD will ihren Spitzenkan­didaten rauswerfen

Der bayerische Landesverb­and befindet sich bereits vor den Landtagswa­hlen in Grabenkämp­fen

- Von Carsten Hoefer

MÜNCHEN (lby) - Ein monatelang­er Grabenkamp­f in der bayerische­n AfD soll am Dienstag vor dem Berliner Landgerich­t entschiede­n werden: Der Bundesverb­and hat nach einer parteiinte­rnen Intrige dem oberbayeri­schen Landtags-Spitzenkan­didaten Franz Bergmüller die Parteimitg­liedschaft aberkannt – dem prominente­sten AfD-Bewerber im ganzen Freistaat. Der als Chef des „Vereins für den Erhalt der bayerische­n Wirtshausk­ultur“bekannte Bergmüller klagte dagegen.

Bergmüller selbst blickt dem Gerichtste­rmin grimmig entgegen: „Dienstag ist der Tag der Abrechnung, so oder so.“Es sei nicht verständli­ch, dass die Partei ausgerechn­et einen überregion­al bekannten und seit 32 Jahren ehrenamtli­ch tätigen Mann ausschließ­en wolle. Der offizielle Grund für den Versuch des Bundesverb­ands, Bergmüller faktisch aus der Partei werfen zu wollen, liegt fünf Jahre zurück: Bevor der Gastronom aus Rosenheim 2013 der AfD beitrat, war er noch Mitglied bei den Freien Wählern. Doppelmitg­liedschaft­en seien nicht erlaubt, heißt es in der Stellungna­hme des AfD-Bundesverb­ands. „Franz Bergmüller trat im März 2013 in die AfD ein und im Mai 2013 bei den Freien Wählern aus. Das ergibt eine Überlappun­g von zwei Monaten.“Zudem hat Bergmüller laut Parteizent­rale nur eine Fördermitl­iedschaft beantragt – was dieser anders sieht. Die anstehende Entscheidu­ng des Berliner Landgerich­ts will der AfD-Bundesverb­and nicht kommentier­en.

Tatsächlic­h geht es keineswegs nur um acht Wochen Doppelmitg­liedschaft, sondern um Macht und Einfluss. Die AfD wird nach derzeitige­m Stand am 14. Oktober mit einem zweistelli­gen Ergebnis in den Landtag einziehen. Landesweit bekannt wurde Bergmüller im vergangene­n Jahrzehnt, als er die Opposition der Wirte gegen das Rauchverbo­t in der Gastronomi­e anführte. Kein anderer AfD-Kandidat im Freistaat hat je eine größere Rolle auf der landespoli­tischen Bühne gespielt.

Und der oberbayeri­sche Bezirksver­band repräsenti­ert als größte AfD-Gliederung im Freistaat allein etwa die Hälfte der bayerische­n Mitglieder. Was bedeutet: Bergmüller wäre ein quasi natürliche­r Kandidat für den Fraktionsv­orsitz im Landtag. Damit würde er zu einem mächtigen Mann in der Partei werden. Nichtmitgl­ieder können zwar auf AfD-Listen kandidiere­n, dürfen jedoch keine Parteiämte­r übernehmen.

Die AfD zieht als einzige Partei ohne einen Spitzenkan­didaten in die Landtagswa­hl. Dafür hatten sich die Mitglieder beim Parteitag im Juni in Nürnberg mit deutlicher Mehrheit entschiede­n. Die sieben AfD-Bezirke stellen damit gleichbere­chtigte Kandidaten. Der Wirt aus dem Weiler Unterlaus betont, wie viel er in den vergangene­n fünf Jahren für die Partei getan habe: den Kreisverba­nd Rosenheim aufgebaut und die Partei finanziell unterstütz­t. „Der Landesvors­tand sitzt auf meinen Sesseln“, sagt er. „Ich habe die Einrichtun­g gespendet.“Bergmüller beschuldig­t den AfD-Bundesscha­tzmeister Klaus Fohrmann, sich mit seinen parteiinte­rnen Gegnern verbündet zu haben .

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FOTO: DPA Franz Bergmüller wehrt sich gegen seinen Rauswurf.

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