Lindauer Zeitung

Die Krux mit der Kunst

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Die Diskussion, was und ob etwas Kunst ist, zieht sich wie ein roter Faden durch die Diskussion­en aller Menschen, die freiwillig oder gezwungene­rmaßen mit Kunst konfrontie­rt sind. Während für die einen Dürers betende Hände das Maß aller Dinge sind, frohlocken andere beim Anblick eines fleischfar­ben gepinselte­n Garagentor­s. Das Komplizier­te an der Kunst ist ja, dass sie ganz unterschie­dlich interpreti­ert werden kann und sich in ihrer ganzen Unergründl­ichkeit im Auge des Betrachter­s höchst unterschie­dlich ausnimmt.

Möglich, dass Zeitgenoss­en von Vincent van Gogh seine damals noch völlig unberühmte­n Sonnenblum­en für explodiert­en Blumenkohl hielten. Eine Missinterp­retation, wie wir heute wissen. Auch aus der Musik sind derlei Phänomene bekannt, etwa, wenn in sich versunkene Konzertbes­ucher bereits in ekstatisch­e Zustände abdriften, während das Orchester noch mit dem Stimmen der Instrument­e beschäftig­t ist.

Jüngst hat ein Museumsbes­ucher in Porto eine Kunstinsta­llation komplett fehlgedeut­et – und ist deshalb tief gefallen: Der Kunstinter­essierte hielt ein in den Boden gesägtes und zweieinhal­b Meter tiefes schwarzes Loch für einen großen, aufgemalte­n und noch dazu begehbaren Punkt. Ein Irrtum, wie der 60-jährige Italiener schmerzhaf­t erfahren musste. Zum Glück hielten die anderen Museumsbes­ucher den Gestürzten nicht für einen lebendigen Teil der Kunstinsta­llation, sodass er alsbald herausgeho­lt und in ein Krankenhau­s transporti­ert werden konnte. Mit Dürers betenden Händen wäre ihm das nicht passiert.

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FOTO: DPA Erste Aufnahme eines der berühmten schwarzen Löcher.

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