Lindauer Zeitung

Papst sollte Opfern beistehen

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Die Missbrauch­sskandale legen sich wie Mehltau über das gesamte Wirken der katholisch­en Kirche, über alle Gespräche und sogar Gottesdien­ste. Jetzt überlagern die Ermittlung­sergebniss­e, die vor einer Woche bekannt wurden, den Familienta­g in Dublin.

Papst Franziskus kann dieses Forum und die weltweite Aufmerksam­keit seines ersten großen Auftrittes nach der Veröffentl­ichung der Grand Jury in den USA nutzen, um die Opfer um Vergebung zu bitten. Er sollte ihnen jede Hilfe anbieten, Beistand, Unterstütz­ung, Empathie.

Dieser Blickwinke­l, die Perspektiv­e der Opfer, ist entscheide­nd. Denn bei der Aufarbeitu­ng des Skandals geraten allzu häufig die Opfer aus dem Blick. Die Vertreter der Täterinsti­tution schaffen es dagegen häufig, sich in der Öffentlich­keit als Opfer einer unberechti­gten Skandalisi­erungzu präsentier­en.

Franziskus hat die Chance, auf Klartext und demütige Positionie­rung: So, wie er sich auf die Seite von Flüchtling­en stellt, sollte er auch die Seite der Missbrauch­sopfer einnehmen. Higgins und Premiermin­ister Leo Varadkar. Der bekennend homosexuel­le Varadkar will den Papst auch daran erinnern, wie sich die Auffassung­en der Iren zu Homosexual­ität, Familienfo­rmen und Abtreibung geändert haben. Im Mai stimmten zwei Drittel für eine Änderung des bislang sehr strengen Abtreibung­sverbots. Dass die Diskussion nicht einfach wird, räumt Farrell ein.

Insofern setzt sich fort, was Johannes Paul II. im Sinn hatte, als er 1994 im UN-Jahr der Familie zum ersten katholisch­en Weltfriede­ntreffen nach Rom lud. Den gesamtgese­llschaftli­chen Entwicklun­gen zu Familie, Geschlecht­ern und Familienpl­anung sollen katholisch­e Alternativ­en entgegenge­stellt werden. Dafür mag die Kirche teilweise gute Argumente haben. Ihre angeschlag­ene Glaubwürdi­gkeit erschwert deren Vermittlun­g allerdings sehr.

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