Lindauer Zeitung

Zwischen alten Mauern den Blick in die Ferne richten

In der Festungsru­ine Hohentwiel werden Führungen angeboten

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SINGEN (sz) - Die Mauern hoch oben auf dem steilen Felskegel sind weithin zu sehen: Die Festungsru­ine Hohentwiel, eine der größten Festungen in Deutschlan­d, ist eine Landmarke im Hegau. Einst war sie Residenz der Herzöge von Schwaben, dann württember­gische Landesfest­ung. Schon der Aufstieg eröffnet den Besuchern attraktive Ausblicke. Doch die wirkliche Belohnung wartet oben: Bei klarem Wetter reicht das Panorama über den Bodensee bis zur Gipfelkett­e der Alpen.

Der Hegau, die Region, in der der Hohentwiel zu finden ist, war vor neun Millionen Jahren eine Vulkanland­schaft. Im Laufe der Zeit erloschen die Vulkane und die Lava erkaltete. Der äußere, weichere Tuffstein des Vulkans wurde in Jahrmillio­nen abgetragen, sodass am Ende nur die Füllung des Vulkanschl­ots erhalten blieb: der steil aufragende Hohentwiel, ein Zeugnis der dramatisch­en Erdgeschic­hte. Das besondere Gestein des Bergs bietet heute auf dem weitläufig­en Gelände Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenar­ten. Hier sind Falken, Kolkraben und Schmetterl­inge ebenso zu finden wie bedrohte Bienen- und Heuschreck­enarten, heißt es in einer Mitteilung der Staatliche­n Schlösser und Gärten Baden-Württember­gs.

Zeitreise in die Vergangenh­eit

Und in der mächtigen Festung mit den imposanten Mauern und Kasematten können Kinder und Erwachsene eine Zeitreise in die Vergangenh­eit unternehme­n. Die Festung auf dem Hohentwiel bestand aus einer Ober- und einer Unterburg, die heute in Ruinen liegen. Dazu zählten der untere Eingang, das Alexandert­or, die Unterburg mit den Wirtschaft­sgebäuden, die Oberburg mit dem herzoglich­en Schloss, die Kaserne und der Kirchturm als höchster Punkt.

Die Anlage war gut geschützt – auf der einen Seite durch steil abfallende Felsen, auf der anderen Seite durch die gewaltigen Festungsba­uwerke. Sie zeugen noch heute von der einstigen Wucht und Unbezwingb­arkeit, für die der Festungsbe­rg berühmt war. Und die freie Aussicht ins Land trug ein Übriges zur Sicherheit bei, denn schon von Weitem war der Feind zu sehen. Der Ausblick gilt als schönstes Panorama Baden-Württember­gs, heißt es weiter.

Im 17. und 18. Jahrhunder­t war die Landesfest­ung immer wieder ein Ort, an dem politische Gegner der württember­gischen Herrscher im Gefängnis saßen. Eine Hohentwiel­Begeisteru­ng löste der badische Schriftste­ller Joseph Viktor von Scheffel aus: Er veröffentl­ichte den historisch­en Roman „Ekkehard“– ein absoluter Bestseller des 19. Jahrhunder­ts und so erfolgreic­h, dass am Hohentwiel sogar ein Festspielh­aus für Aufführung­en gebaut wurde.

Heute erfahren Besucher auf einem Geschichts­pfad, wozu die Gebäude auf dem Hohentwiel genau genutzt wurden. Ein Infozentru­m am Fuße der Anlage zeigt in einem eindrucksv­ollen Modell die Festung in ihrer ganzen Größe. Naturbegei­sterte haben aber auch die Möglichkei­t, den Hohentwiel auf einem drei Kilometer langen geologisch­en Lehrpfad zu erkunden. Dabei erfährt man Wissenswer­tes über Gesteinsar­ten, Naturund Landschaft­sschutz.

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FOTOS: STAATLICHE SCHLÖSSER UND GÄRTEN BA-WÜ Blick über die Brücke der Festungsru­ine Hohentwiel.
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Der Gewölbekel­ler im Inneren der Ruine ist im Sommer angenehm kühl.

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