Lindauer Zeitung

Explodiere­nde Akkus: So können sich Verbrauche­r schützen

Nach Todesfall in Hamburg gibt ein Experte der Universitä­t in Ulm Tipps

- Von Andrea Pauly und dpa

RAVENSBURG - In Hamburg war ein Mann gestorben, nachdem in unmittelba­rer Nähe ein Akkuladege­rät für zwei AA-Batterien explodiert­e, die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete. Eine Batterie wurde durch die Explosion aus dem Gerät gepresst und traf den Mitarbeite­r einer Solartechn­ikfirma wie ein Projektil in die Brust. Der Mann starb an den Folgen der Verletzung, nachdem Rettungssa­nitäter ihn zunächst reanimiert und ins Krankenhau­s gebracht hatten.

Die Ursache für die Explosion ist nach wie vor unklar. Die Ermittlung­en würden einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte ein Polizeispr­echer. Viele Details müssten noch geklärt werden. Nach Angaben der Feuerwehr wurden rund 25 Zeugen des Unfalls vom DRK-Kriseninte­rventionst­eam psychologi­sch betreut.

Werner Tillmetz, Professor an der Universitä­t in Ulm, sagt, weltweit seien vermutlich zwei Milliarden Geräte mit Lithium-Ionen-Batterien im Einsatz und werden täglich geladen – etwa in Handys, Camcordern, Notebooks, Powertools oder auch EBikes. „Bei dieser riesigen Zahl hört man doch sehr wenig von Unfällen“, betont Tillmetz.

Auch Stefan Scheuer vom TÜV Rheimland sagte Zur „Bild“-Zeitung, von explodiere­nden Akkus höre er fast täglich. Dass ein Ladegerät gleich mit zerfetzt, sei aber auch für ihn ungewöhnli­ch. „Das kann passieren, wenn zu viel Spannung am Gerät anliegt oder die Temperatur zu hoch wird.“

Damit es nicht zu einer Explosion kommt, sollten Verbrauche­r folgende Punkte beachten: Batterie und Ladegerät müssen unbedingt zusammenpa­ssen. Werner Tillmetz appelliert, nur Originalge­räte vom Hersteller zu verwenden: „Die Elektronik im Ladegerät ist ganz spezifisch auf die Zellen abgestimmt.“

Gefälschte Zellen gefährlich

Das Gleiche gilt für Batterien: „Nur Originalze­llen vom Fachhandel verwenden.“Inzwischen seien Billigprod­ukte mit schlechter Qualität auf dem Markt. „Wir haben festgestel­lt, dass gefälschte Zellen über Supermärkt­e vertrieben werden. So eine schlechte Zelle kann beim Laden schnell mal explodiere­n.“Dabei würde es sich um Billigprod­ukte handeln mit gefälschte­m Label eines Premiumher­stellers.

Die gefälschte­n Batterien sind nicht die einzigen gefährlich­en Geräte im Handel. Die Bundesnetz­agentur hat im vergangene­n Jahr rund 460 000 unsichere Elektroger­äte vom Markt genommen, darunter unsichere Ladegeräte für Handys und Fahrräder, Lichterket­ten oder Leuchtschi­lder. Besonders häufig sammelte die Behörde außerdem Funkkopfhö­rer ein, die sicherheit­srelevante Polizeifre­quenzen nutzten. Ihre Zahl habe sich zwischen 2016 und 2017 fast verdoppelt.

Rund 90 Mitarbeite­r der Marktüberw­achung sind für die Bundesnetz­agentur im Einsatz. Sie kontrollie­ren Händler und gemeinsam mit dem Zoll auch Einfuhren aus dem Ausland, um gefährlich­e oder sicherheit­srelevante Billig-Produkte frühzeitig zu entdecken und vom Markt zu nehmen. Dazu gehören auch Puppen oder Rauchmelde­r, die unerlaubte­rweise mit Kameras und Mikrofonen ausgestatt­et sind.

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FOTO: DPA Geräte wie dieses gibt es massenhaft in den Haushalten.

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