„Geile Bands und geile Mucke“
Club Vaudeville feiert sein 40-jähriges Bestehen mit viel Musik und vielen Gästen
LINDAU - Der Club Vaudeville hat seinen 40. Geburtstag gefeiert. Und zwar nicht mit vielen Reden und noch mehr Ehrengästen, sondern in Form eines kleinen Festivals. Womit er ganz seinem Geist entsprochen hat. Denn der „Club“ist nicht nur ein sozio-kultureller Verein, er ist zugleich auch ein Lebensgefühl. Und das für Generationen von Jugendlichen.
Sie alle sind hier groß geworden und alte Bekannte, die Bands, die Marc Jehnes für dieses Geburtstagsfestival gebucht hat. Ob es nun die New Yorker Hardrocklegende Sick Of It All ist, die gerade selber ihr 30jähriges Bestehen mit einer Geburtstagstour feiert, oder die Bostoner Punkrockband Street Dogs, deren Sänger einst bei den Drop Kick Murphys sang. Oder aber die australische Band Deez Nuts, die einen modernen Hip-Hop-Stil spielt, die Arrested Denial und Casino Blackout. „Heute spielen sie vor Tausenden Leuten”, erzählt der Booker, der dieses Geschäft bereits seit 22 Jahren für den Club macht. Er ist schon ein bisschen stolz darauf, dass diese Bands es sich trotzdem nicht haben nehmen lassen, zum Geburtstagsfestival des Clubs nach Lindau zu kommen. „Lindau ist nicht der Nabel der Welt und Lindau ist immer die kleinste Stadt, wo die Bands auftreten“, sagt Jehnes. Er weiß aber auch, woher die Verbundenheit rührt, die die Bands mit ihren Auftritten im Club zeigen. „Bei uns geht’s ziemlich familiär zu“, erklärt er und erzählt, dass er und andere Mitglieder des Clubs es sich zur Tradition gemacht hätten, außerhalb der Konzerte etwas mit den Bandmitgliedern zu unternehmen. Seien es Touren auf den Pfänder oder durch die Stadt, aber auch die leckere Verpflegung, die der Club ihnen an Abenden wie diesem vorbereitet, ist keine Selbstverständlichkeit. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass „wir geografisch ideal liegen“. Womit Jehnes meint, dass es für die Bands, auf ihren Touren in die großen Städte Europas ein Leichtes ist, einen Zwischenstopp im Club einzulegen.
Feiern statt reden
Der Abend hat gerade erst begonnen, „Casino Blackout“rockt die Bühne und im Club wird es zunehmend voller. Mit 500 Festival-Besuchern rechnet Jehnes an diesem Abend und schon jetzt sieht es so aus, als würde sich diese Erwartung erfüllen.
Einer, der wie die Bands im Club groß geworden ist, ist Jürgen Schneider. Die Clubber kennen ihn nur als „Schroeder“. Als der 59-Jährige in den 1980er-Jahren nach Lindau kam, wurde der Club, der 1978 offiziell gegründet worden ist, zu seinem zweiten Wohnzimmer. Er engagierte sich hier in vielfacher Weise, baute Boden und Bühne, als das Zuhause des Clubs noch der „Keller“war. Er war auch dabei, als der Club aus dem Keller der ehemaligen Brauerei im Motzacherweg ausziehen musste und nach einem neuen Quartier suchte. „Im Gespräch war die Bushalle des Reutiner Bahnhofs“, erinnert sich „Schroeder“und erzählt, dass dieses Gebäude ideal gewesen wäre, weil der Club nicht nur einen Veranstaltungsraum weitab von weiterer Wohnbebauung gehabt hätte, sondern auch noch die Möglichkeit, hier Wohnungen einzurichten. Letztendlich aber sei es zu teuer gewesen und die Mitglieder entschieden sich 1998 für die ehemalige Spitzenspinnerei auf dem Blum-Gelände in der Von-Behring-Straße. „Jeder andere Verein hätte zu seinen 40. Geburtstag Honoratioren eingeladen und es würden Reden gehalten werden, aber der Club macht daraus ein Festival“, freut sich „Schroeder“über die Unkonventionalität. Was er zudem an dem Verein schätzt, ist, dass er seit jeher selbstorganisiert und selbstbestimmend ist. Er habe sich nie von finanzkräftigen Werbekunden kaufen lassen und er habe es sogar geschafft, Ausbildungsstellen bei sich zu schaffen. Zudem biete er jeden Tag eine Veranstaltung und das „Vereinsheim“sei offen für jeden. „Von daher kann der Club gut ein zweites Wohnzimmer werden“, findet „Schroeder“und verrät stolz, dass seine 17-jährige Tochter dies ebenfalls erkannt habe und sich seit einem Jahr im Club engagiere.
„Hier ist es gemütlich“
Doch nicht nur die älteren Club-Generationen wissen die Qualität des sozio-kulturellen Vereins zu schätzen, viel mehr sind es die Jungen, die zu dieser Geburtstagsparty der anderen Art gekommen sind. Mittlerweile hat sich der Club noch weiter gefüllt und immer mehr Besucher kommen herein. Darunter auch Sarah, Jacqueline, Franzi und Matze. Sie sind zwischen 26 und 30 Jahre alt und sind alle extra aus Memmingen angereist. Und das nicht zum ersten Mal, wie die Vier versichern. „Wir sind öfters da. Zum „Umsonst&Draussen“kommen wir oft und in den Club.“Warum? „Weil hier immer gute Bands spielen“, sagen sie. „Geile Bands, geile Mucke und Lindau am Bodensee ist sowieso toll.“Und außerdem: „Hier ist es gemütlich und viel besser als in großen Konzerthallen.“