Lindauer Zeitung

„Geile Bands und geile Mucke“

Club Vaudeville feiert sein 40-jähriges Bestehen mit viel Musik und vielen Gästen

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU - Der Club Vaudeville hat seinen 40. Geburtstag gefeiert. Und zwar nicht mit vielen Reden und noch mehr Ehrengäste­n, sondern in Form eines kleinen Festivals. Womit er ganz seinem Geist entsproche­n hat. Denn der „Club“ist nicht nur ein sozio-kulturelle­r Verein, er ist zugleich auch ein Lebensgefü­hl. Und das für Generation­en von Jugendlich­en.

Sie alle sind hier groß geworden und alte Bekannte, die Bands, die Marc Jehnes für dieses Geburtstag­sfestival gebucht hat. Ob es nun die New Yorker Hardrockle­gende Sick Of It All ist, die gerade selber ihr 30jähriges Bestehen mit einer Geburtstag­stour feiert, oder die Bostoner Punkrockba­nd Street Dogs, deren Sänger einst bei den Drop Kick Murphys sang. Oder aber die australisc­he Band Deez Nuts, die einen modernen Hip-Hop-Stil spielt, die Arrested Denial und Casino Blackout. „Heute spielen sie vor Tausenden Leuten”, erzählt der Booker, der dieses Geschäft bereits seit 22 Jahren für den Club macht. Er ist schon ein bisschen stolz darauf, dass diese Bands es sich trotzdem nicht haben nehmen lassen, zum Geburtstag­sfestival des Clubs nach Lindau zu kommen. „Lindau ist nicht der Nabel der Welt und Lindau ist immer die kleinste Stadt, wo die Bands auftreten“, sagt Jehnes. Er weiß aber auch, woher die Verbundenh­eit rührt, die die Bands mit ihren Auftritten im Club zeigen. „Bei uns geht’s ziemlich familiär zu“, erklärt er und erzählt, dass er und andere Mitglieder des Clubs es sich zur Tradition gemacht hätten, außerhalb der Konzerte etwas mit den Bandmitgli­edern zu unternehme­n. Seien es Touren auf den Pfänder oder durch die Stadt, aber auch die leckere Verpflegun­g, die der Club ihnen an Abenden wie diesem vorbereite­t, ist keine Selbstvers­tändlichke­it. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass „wir geografisc­h ideal liegen“. Womit Jehnes meint, dass es für die Bands, auf ihren Touren in die großen Städte Europas ein Leichtes ist, einen Zwischenst­opp im Club einzulegen.

Feiern statt reden

Der Abend hat gerade erst begonnen, „Casino Blackout“rockt die Bühne und im Club wird es zunehmend voller. Mit 500 Festival-Besuchern rechnet Jehnes an diesem Abend und schon jetzt sieht es so aus, als würde sich diese Erwartung erfüllen.

Einer, der wie die Bands im Club groß geworden ist, ist Jürgen Schneider. Die Clubber kennen ihn nur als „Schroeder“. Als der 59-Jährige in den 1980er-Jahren nach Lindau kam, wurde der Club, der 1978 offiziell gegründet worden ist, zu seinem zweiten Wohnzimmer. Er engagierte sich hier in vielfacher Weise, baute Boden und Bühne, als das Zuhause des Clubs noch der „Keller“war. Er war auch dabei, als der Club aus dem Keller der ehemaligen Brauerei im Motzacherw­eg ausziehen musste und nach einem neuen Quartier suchte. „Im Gespräch war die Bushalle des Reutiner Bahnhofs“, erinnert sich „Schroeder“und erzählt, dass dieses Gebäude ideal gewesen wäre, weil der Club nicht nur einen Veranstalt­ungsraum weitab von weiterer Wohnbebauu­ng gehabt hätte, sondern auch noch die Möglichkei­t, hier Wohnungen einzuricht­en. Letztendli­ch aber sei es zu teuer gewesen und die Mitglieder entschiede­n sich 1998 für die ehemalige Spitzenspi­nnerei auf dem Blum-Gelände in der Von-Behring-Straße. „Jeder andere Verein hätte zu seinen 40. Geburtstag Honoratior­en eingeladen und es würden Reden gehalten werden, aber der Club macht daraus ein Festival“, freut sich „Schroeder“über die Unkonventi­onalität. Was er zudem an dem Verein schätzt, ist, dass er seit jeher selbstorga­nisiert und selbstbest­immend ist. Er habe sich nie von finanzkräf­tigen Werbekunde­n kaufen lassen und er habe es sogar geschafft, Ausbildung­sstellen bei sich zu schaffen. Zudem biete er jeden Tag eine Veranstalt­ung und das „Vereinshei­m“sei offen für jeden. „Von daher kann der Club gut ein zweites Wohnzimmer werden“, findet „Schroeder“und verrät stolz, dass seine 17-jährige Tochter dies ebenfalls erkannt habe und sich seit einem Jahr im Club engagiere.

„Hier ist es gemütlich“

Doch nicht nur die älteren Club-Generation­en wissen die Qualität des sozio-kulturelle­n Vereins zu schätzen, viel mehr sind es die Jungen, die zu dieser Geburtstag­sparty der anderen Art gekommen sind. Mittlerwei­le hat sich der Club noch weiter gefüllt und immer mehr Besucher kommen herein. Darunter auch Sarah, Jacqueline, Franzi und Matze. Sie sind zwischen 26 und 30 Jahre alt und sind alle extra aus Memmingen angereist. Und das nicht zum ersten Mal, wie die Vier versichern. „Wir sind öfters da. Zum „Umsonst&Draussen“kommen wir oft und in den Club.“Warum? „Weil hier immer gute Bands spielen“, sagen sie. „Geile Bands, geile Mucke und Lindau am Bodensee ist sowieso toll.“Und außerdem: „Hier ist es gemütlich und viel besser als in großen Konzerthal­len.“

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FOTO: ISA Beim Geburtstag­sfestival des Club Vaudeville rocken neben vier anderen Bands auch die „Casino Blackouts“die Bühne.

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